Politik

Türkei meldet IS-Angriff auf türkische Soldaten im Irak

Die Terror-Miliz IS soll türkische Soldaten im Nordirak angegriffen haben. Die Regierung in Ankara könnte den Vorfall zum Anlass nehmen, erneut einen Vorstoß in das Nachbarland zu unternehmen. Der Irak hat wegen der Militär-Präsenz des Nato-Landes den UN-Sicherheitsrat angerufen.
17.12.2015 01:39
Lesezeit: 1 min

Bei einem Angriff der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) auf ein Ausbildungslager nahe der irakischen Stadt Mossul sind am Mittwoch vier türkische Soldaten verletzt worden. Zudem wurden zwei irakische Freiwillige bei dem Mörserbeschuss getötet, wie ein türkischer Regierungsvertreter sagte. Die IS-Miliz bekannte sich laut AFP zu dem Angriff auf das Lager, in dem türkische Ausbilder irakische Freiwillige für den Kampf gegen die Dschihadisten trainieren.

Ein Vertreter der kurdischen Peschmerga-Miliz sagte, der Angriff auf das Lager bei Baschika sei Teil einer großangelegten Offensive der IS-Miliz gewesen, um die kurdischen Linien in der Region zu durchbrechen. Die Dschihadisten setzten demnach bei der Offensive Mörser, Raketen und Autobomben ein, bevor sie mit Bodentruppen vorstießen, doch wurde der Angriff letztlich von den Peschmerga zurückgeschlagen, wie der kurdische Vertreter sagte.

Weder für die türkischen noch für die kurdischen Behauptungen liegen unabhängige Bestätigungen vor. Die Türkei könnte die Vorkommnisse nutzen, um einen Grund für eine erneute Invasion zu finden: Die Türkei hatte Anfang des Monats hunderte türkische Soldaten und mehrere Panzer nach Baschika entsandt. Die irakische Zentralregierung in Bagdad beklagte daraufhin, die Entsendung der Truppen sei nicht mit ihr abgesprochen. Am Montag gab Ankara einen Teilabzug bekannt. Das Lager liegt nördlich von Mossul, der zweitgrößten Stadt des Irak, die im Sommer 2014 bei einer Blitzoffensive von den Dschihadisten erobert worden war.

Türkische Medien berichteten, der Mörserangriff auf das Lager habe mehrere Stunden gedauert. Die türkischen Truppen hätten zurückgeschossen, die Verletzten seien zur Behandlung über die Grenze in die Türkei gebracht worden. Türkische Soldaten sind seit langem in Baschika tätig, um kurdische Peschmerga und sunnitische Freiwillige für den Kampf gegen die Dschihadisten auszubilden. Zuletzt war es aber mit Bagdad zum Streit über ihre Präsenz gekommen. Die Türkei musste die Truppe aber auf Anweisung von US-Präsident Barack Obama zurückziehen.

Zu dem Angriff auf das Lager bekannte sich am Mittwoch auch die schiitische Miliz Ketaeb Hisbollah, doch erklärte sie nicht, wie es ihr möglich gewesen sein soll, das Lager zu treffen, das mehr als hundert Kilometer nördlich ihrer Stellungen liegt. Die Türkei wird von vielen Schiiten im Irak als Komplize der IS-Miliz betrachtet. Einige schiitische Milizen befürworten den Einsatz von Gewalt gegen die türkische Armee, sollte sie nicht aus dem Irak abziehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft E-Mobilität in China: Warum der Westen zurückfällt
28.04.2025

Chinas Autobauer überrollen die E-Mobilitätswelt – effizient, günstig, selbstbewusst. Während westliche Marken im Reich der Mitte an...

DWN
Politik
Politik Nato-Beitritt Deutschlands: 70 Jahre Bündnistreue im Wandel der Sicherheitspolitik
28.04.2025

Mit einem feierlichen Festakt wird heute in Brüssel an den Nato-Beitritt Deutschlands vor fast 70 Jahren erinnert. Für den Festakt im...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Selenskyjs Verzicht auf Krim
28.04.2025

Bislang hat Selenskyj eine Abtretung von Territorium an Russland ausgeschlossen. Trump glaubt nach einem Treffen in Rom, dass sich diese...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Ausblick: Deutscher Aktienmarkt weiterhin im Zoll-Chaos – Berichtssaison nimmt Fahrt auf
28.04.2025

Der weltweite Zollstreit dürfte auch in der kommenden Woche das Geschehen am deutschen Aktienmarkt prägen. "Aktuell ist alles an der...

DWN
Politik
Politik Friedensforschungsinstitut Sipri: Weltweite Militärausgaben erreichen neues Rekordhoch
28.04.2025

Die weltweiten Militärausgaben haben 2024 erneut ein Rekordhoch erreicht. Laut dem Friedensforschungsinstitut Sipri summierten sich die...

DWN
Politik
Politik Neue Bundesregierung: Union stellt Personal für Ministerposten vor
28.04.2025

Rund eine Woche vor der geplanten Wahl von Friedrich Merz zum Kanzler der neuen Bundesregierung wollen CDU und CSU ihre Besetzung der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Seeweg kann zur neuen Umweltroute werden – so sieht das neue Klimapaket aus
28.04.2025

Die internationale Schifffahrt galt lange als Klimasünder mit Sonderstatus. Nun ändert sich das grundlegend: Die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen „Hart arbeiten – das ist alles“: Wie Nvidia zum Börsenliebling wurde
28.04.2025

Vom Tellerwäscher zum Tech-Tycoon – wie Jensen Huang mit eiserner Disziplin Nvidia zur KI-Supermacht machte und nun gegen die Schatten...