Die Einsätze der russischen Luftwaffe in Syrien kosten nach Darstellung von Amnesty International Hunderte Zivilisten das Leben und hinterlassen schwere Schäden in Wohngebieten. Es seien eine Moschee, ein Markt und medizinische Einrichtungen getroffen worden, teilte die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch in London mit. Die Angriffe kämen Kriegsverbrechen gleich.
Der Amnesty-Bericht konzentriert sich auf sechs Angriffe zwischen September und November in Homs, Idlib und Aleppo, bei denen rund 200 Zivilisten ums Leben gekommen seien. Die Organisation wirft Moskau vor, falsche Angaben zu zivilen Opfern gemacht zu haben. Zudem gebe es Hinweise darauf, dass die russischen Soldaten Streumunition und Bomben ohne Lenksysteme in dicht besiedelten Gebieten einsetzten. Manchmal habe es kein erkennbares militärisches Ziel gegeben.
«Es ist unbedingt notwendig, dass die mutmaßlichen Verstöße unabhängig und unparteiisch untersucht werden», sagte der Mitteilung zufolge Philip Luther, der bei Amnesty für den Nahen Osten und Nordafrika zuständig ist. Für den Bericht hat die Organisation nach eigenen Angaben Augenzeugen befragt und Bildmaterial ausgewertet.
Russland kämpft in Syrien gegen die Terrormiliz IS, aber auch gegen andere Terror-Gruppen. Wie glaubwürdig die Augenzeugen von Amnesty sind, ist schwer zu beurteilen. Allerdings hat die Organisation in vielen Konflikten eine überparteiliche Rolle eingenommen. Das Problem Russlands ist die Tatsache, dass die Russen ihre Luftschläge aufgrund von Angaben der syrischen Armee ausführen. Welche Ziele die Militärs angeben, ist für die Russen schwer einzuschätzen. Daher gehen Beobachter davon aus, dass nur Bodentruppen helfen können, die Luftschläge präziser auszuführen. Doch weder die USA noch Russland sind dazu bereit.