Politik

Merkel: Schließung der Grenzen bedeutet Ende des Euro

Angela Merkel vertritt die Auffassung, dass der Euro nur mit offenen Grenzen in Europa Bestand haben werde. Immerhin: Merkel denkt offenbar auch über einen Plan B nach, wenn es nicht gelingt, die EU-Außengrenzen zu schützen.
12.01.2016 00:00
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Offene Grenzen im Euroraum sind nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel Voraussetzung für eine funktionierende Währungszone. „Der Euro und die Freizügigkeit der Bewegung über Grenzen hinweg hängen unmittelbar zusammen“, sagte Merkel am Montag auf dem Wirtschaftsempfang der rheinhessischen Wirtschaft in Mainz. „Es soll niemand so tun, dass man eine gemeinsame Währung haben kann, ohne dass man eine einigermaßen einfache Überquerung von Grenzen hat.“ Sollten sich die Staaten wieder abschotten, würde „der Binnenmarkt massiv darunter leiden“. Dies sei der Grund dafür, dass Deutschland als größte Volkswirtschaft im Zentrum der EU für die Freizügigkeit der Menschen kämpfen müsse. Es müsse gelingen, die EU-Außengrenzen zu stärken, um den passfreien Schengen-Raum zu erhalten, sagte Merkel im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise. Ansonsten müsse man „zu einer Variante greifen, die uns mit Sicherheit viel Kraft kostet“, sagte sie.

Diese Bemerkung ist interessant, weil die Kanzlerin damit erstmals durchklingen lässt, dass es einen Plan B in der Flüchtlingskrise geben könnte. Tatsächlich ist der Schutz der Außengrenzen trotz aller Beteuerungen der betroffenen Ländern immer noch mehr theoretischer Natur. Dies will die EU mit einer eigenen Grenzschutztruppe ändern, die allerdings sicher nicht vor 2017 einsatzfähig wäre. Ob dieser Zeitplan reicht, um die Bedenken vor allem in Osteuropa zu zerstreuen, ist fraglich: Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico hat wegen der sexuellen Übergriffe zu Silvester in Köln die Einberufung eines EU-Gipfels gefordert. „Es wird notwendig sein, einen Sondergipfel einzuberufen“, sagte Fico am Freitag bei einer Pressekonferenz in Bratislava. „Wir müssen den kürzlich angenommenen Terminkalender ändern, weil wir angesichts der Ereignisse (in Köln) nicht bis Herbst warten können.“

Merkel forderte nicht nur eine deutliche Reduzierung der Flüchtlingszahlen, sondern auch eine bessere Kontrolle. „Wir sind verwundbar, ... weil wir die Ordnung, die Steuerung noch nicht so haben, wie wir sie uns wünschen.“ Sie warnte auch vor einer Abschottung der gesamten EU. Die Türkei, der Libanon und Jordanien leisteten einen größeren Beitrag für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge als die Europäische Union mit ihren 500 Millionen Menschen, die ebenfalls nicht weit von Syrien entfernt sei. Wenn die EU dieser Herausforderung nicht gerecht werde, seien die Reden über Demokratie und Menschenwürde nur „Schall und Rauch“.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Finanzen
Finanzen ROI: Return on Investment und warum eine hohe Kapitalrendite wichtig ist
23.02.2025

Eine hohe Kapitalrendite entscheidet über den finanziellen Erfolg von Unternehmen und Investoren. Erfahren Sie, warum sie so wichtig ist...

DWN
Finanzen
Finanzen BlackRock: Die unsichtbare Macht eines Finanzgiganten
23.02.2025

BlackRock ist der weltweit größte Vermögensverwalter – doch wie groß ist sein Einfluss wirklich? Buchautor Werner Rügemer erklärt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft in der Krise – Welche Pläne haben die Parteien für Deutschland?
23.02.2025

Deutschland steckt in der Wirtschaftskrise – und die Bundestagswahl steht bevor. Wie wollen die Parteien Wachstum fördern, Steuern...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr verstärkt Heimatschutz – neue Truppe startet im März
23.02.2025

Die Bundeswehr richtet ihre Verteidigung neu aus: Mit der Heimatschutzdivision will sie kritische Infrastruktur schützen und auf mögliche...

DWN
Politik
Politik Wahlkampf 2025: CDU/CSU zwischen Neustart und Tabubruch
23.02.2025

CDU und CSU setzen auf Steuererleichterungen, das Ende des Bürgergeldes und eine härtere Migrationspolitik. Doch wie realistisch sind die...

DWN
Politik
Politik Wie wähle ich bei der Bundestagswahl? Deutschland verweigert wahlberechtigten Auslandsdeutschen ihre Stimme abzugeben
22.02.2025

Mehrere Auslandsdeutsche berichten, zu spät oder bislang noch gar keine Wahlunterlagen erhalten zu haben. Nun drohen die Stimmen dieser...

DWN
Politik
Politik Rente mit 63: Wer wirklich von der abschlagsfreien Rente profitiert
22.02.2025

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ist für Menschen gedacht, die beruflich sehr stark belastet sind. Doch aktuelle DIW-Zahlen...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...