Deutschlands größtes Geldhaus will Anleihen im Volumen von 4,8 Milliarden Euro zurückkaufen, wie es am Freitag ankündigte. Dabei geht es um unbesicherte Bonds, die in Euro und Dollar ausgegeben wurden. Die Bank kann einen kleinen Gewinn einstreichen, wenn sie diese Papiere unter dem Ausgabepreis zurückkauft. Das ist aber offenbar nicht der Hauptgrund für die Entscheidung, wie Finanzchef Marcus Schenck in einem Brief an die Mitarbeiter signalisierte: Die Bank nutze ihre Finanzstärke, um Anleiheinvestoren in einem schwierigen Markt Liquidität zur Verfügung zu stellen. Die Deutsche Bank hofft, mit dem Rückkauf Zweifel an ihrer Liquidität zu beseitigen, die in den vergangenen Tagen vermehrt geäußert wurden.
Über den Rückkauf war seit Tagen spekuliert worden. Als erstes hatte die „Financial Times“ darüber berichtet. Nach der Bestätigung baute die Aktie der Deutschen Bank ihre Gewinne aus und notierte am Freitag bei rund 15 Euro gut zehn Prozent im Plus. Zu Wochenbeginn war der Kurs der Titel eingebrochen, seit Jahresbeginn haben sie fast 40 Prozent an Wert eingebüßt. Damit steuert die Aktie auf das schwächste erste Quartal seit mindestens 25 Jahren zu. Viele Anleger hatten den Glauben verloren, dass die Umbauarbeiten des neuen Vorstandschefs John Cryan irgendwann zum Erfolg führen werden.
Zudem wurden zuletzt Sorgen laut, dass die Bank nach der Streichung der Dividende auch die Bond-Investoren im Regen stehen lassen könnte. Diese Sorge sei aber unbegründet, rechnete das Institut nun vor. Die Bank bezifferte ihre Liquiditätsreserven Ende 2015 auf rund 215 Milliarden Euro. „Der Markt ist im Moment ein reiner Verkäufermarkt, sehr illiquide. Da wollen wir ein Zeichen setzen“, sagte ein Insider. Im äußersten Fall könne der Rückkauf auch ausgeweitet werden, das sei aber nicht das Ziel.
Nach den bisherigen Plänen geht es um vorrangige Anleihen im Volumen von jeweils mindestens 500 Millionen Euro, von denen die Deutsche Bank ein Volumen von rund 20 Milliarden Euro im Umlauf hat. Sie will Papiere im Volumen von drei Milliarden Euro und von zwei Milliarden Dollar ankaufen.
Die Zweifel an der Zahlungsfähigkeit der Bank hatten sich vor allem auf nachrangige Anleihen bezogen, insbesondere auf die erst 2014 ausgegebenen neuen Zwangswandelanleihen („CoCos-Anleihen“), bei denen es einen Ermessensspielraum für die Zinszahlung gibt. Doch die Bank will das neue Refinanzierungsinstrument nicht gleich wieder beschädigen. Sie hat deshalb mehrfach betont, sie wolle die Kupons bedienen und habe genügend Reserven dafür. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble stellte sich am Freitag erneut hinter die Bank.
Die Ratingagentur S&P ist trotzdem alarmiert. Sie sieht eine Unsicherheit, inwiefern die Rechtsstreitigkeiten, der Konzernumbau und das volatile Marktumfeld die Gewinnaussichten der Bank belasten. Sie stufte alle Tier-1-Papiere, also auch die „CoCos“, um eine Note auf „B+“ herunter. Tier-2-Anleihen wurden ebenfalls herabgesetzt. Die pünktliche Begleichung der Schulden scheine aber noch gegeben. Andere S&P-Ratings des Instituts blieben unberührt.