Reuters berichtet in seinem englischsprachigen Dienst, dass „türkische Kräfte“ nach Angaben der syrischen Regierung auf ihr Hoheitsgebiet vorgedrungen sein sollen. Die Aktion soll sich bereits am Samstag ereignet haben. Am Samstag hatte die Türkei erstmals intensiven Artillerie-Beschuss gegen die Kurden gestartet. Der Beschuss wurde trotz der Proteste der USA und Frankreichs am Sonntag fortgesetzt.
Bei den Eindringlingen soll es sich um etwa 100 „türkische Soldaten oder türkische Söldner“ handeln, die mit 12 Pick-Ups mit schwerem Maschinengewehr nach Süden vorstoßen. Die syrische Regierung richtete deshalb einen Brief an den UN-Sicherheitsrat und gibt an, es soll sich um Waffenlieferung als Nachschub für die in der Region in Bedrängnis geratenen Söldner handeln.
Die Aktion könnte ein Versuch sein, das Vorrücken der Kurden bei Azaz zu stoppen. Dort verzeichnen die YPG-Kämpfer nach Angaben von Almasdarnews trotz des Beschusses durch die türkische Armee Geländegewinne.
Der Think Tank Levantine Group vertritt die Auffassung, dass sich das Zeitfenster für einen türkischen und saudischen Einmarsch rapide schließt. YPG und die syrische Armee könnten angesichts der Drohung einer Eskalation ihren Einsatz noch einmal erhöhen. Levantine glaubt nicht, dass die beiden Regionalmächte ohne Zustimmung der USA eingreifen könnten – hält dies aber auch nicht für völlig ausgeschlossen.
US-Präsident Barack Obama und Russlands Präsident Wladimir Putin wollen die Kooperation in Syrien intensivieren. Das Gespräch der Präsidenten verlief offenbar sehr sachlich. Die unvermeidlichen Seitenhiebe sind eher für die jeweilige nationale Klientel. Nach einem Telefonat der beiden Präsidenten teilte das Weiße Haus am Sonntag in Washington mit, Obama habe unterstrichen, dass Russland „eine konstruktive Rolle“ in Syrien spielen solle, indem die Luftangriffe auf gemäßigte Gegner des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad eingestellt werden. Wen Obama damit meint, bleibt unklar: Aktuell kämpfen diverse Terror-Gruppen und Söldner-Verbände gegen die Syrische Armee.
Der Kreml teilte mit, die Präsidenten hätten vereinbart, „eine Kooperation über diplomatische Kanäle und andere Strukturen einzuleiten“. Dem Weißen Haus zufolge waren sich beide auch einig, dass rasch ein Zugang für humanitäre Hilfe zu belagerten Orten in Syrien geschaffen und ein Ende der Kämpfe in dem Land in die Wege geleitet werden müssten.