Die Europäische Zentralbank (EZB) wird Experten zufolge auf ihrer Ratssitzung am Donnerstag die Geldpolitik erneut lockern. Am Finanzmarkt wird erwartet, dass EZB-Präsident Mario Draghi ein ganzes Maßnahmenbündel vorstellen wird. Denn die Inflation ist im Währungsraum im Februar wegen des Ölpreisverfalls erneut unter die Nulllinie gerutscht: Die Preise sanken um 0,2 Prozent. Das setzt die Währungshüter unter Druck, die als Optimalwert für die Wirtschaft mittelfristig knapp zwei Prozent Inflation anstreben.
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann darf dieses Mal nicht mitstimmen. Wegen des Rotationsprinzips muss er aussetzen. Dies ist besonders bemerkenswert, weil geldpolitische Experten dringend vor höheren Strafzinsen und der Erweiterung des Ankaufsprogramms warnen. Es könnte die Euro-Zone in eine Depression stürzen, weil es die Banken im Hinblick auf ihr gesamtes Geschäftsmodell in den Zombie-Status schicken könnte, wie eine detaillierte Analyse belegt (hier die ganze Analyse).
Am Finanzmarkt wird damit gerechnet, dass die EZB die Strafzinsen für Geldhäuser erneut verschärft, wenn diese über Nacht bei der Notenbank Geld parken. Damit will sie die Institute dazu bewegen, mehr Kredite zu vergeben. Zudem gehen Volkswirte davon aus, dass die Euro-Wächter ihr vor allem in Deutschland umstrittenes Anleihen-Kaufprogramm ausweiten, das bislang auf 1,5 Billionen Euro angelegt ist. Experten erwarten eine Aufstockung der monatlichen Käufe, die derzeit ein Volumen von rund 60 Milliarden Euro haben. Die EZB will damit die Bond-Renditen drücken, so dass die Titel für Geschäftsbanken als Investment an Attraktivität verlieren. Geldhäuser sollen stattdessen mehr Darlehen an Firmen und Haushalte ausreichen.