Politik

Ärger für Merkel: CSU lehnt Visa-Freiheit für Türkei ab

Angela Merkels Pakt mit der Türkei gerät nun auch in den eigenen Reihen unter Beschuss: Die CSU-Landesgruppe im Bundestag lehnt die den Türken versprochene Visa-Freiheit ab. Merkel versuchte in einer offenbar turbulenten Sitzung, die Gemüter zu beruhigen.
15.03.2016 19:13
Lesezeit: 1 min

Gegen Angela Merkels Deal mit der Türkei gibt es nun auch offenen Widerstand in der Regierungskoalition: CSU-Landsgruppenvorsitzende Gerda Hasselfeldt hat laut Reuters festgestellt, dass die CSU eine völlige Visafreiheit für die Türkei ablehne. Am Mittwochabend wollen sich die Spitzen von CDU und CSU zu einem Gespräch in Berlin treffen, um Differenzen in der Flüchtlingspolitik auszuräumen.

Merkel versuchte, den Widerstand ins Leere laufen zu lassen und sagte, dass auf dem EU-Gipfel am Donnerstag der von der CSU abgelehnte Beitritt der Türkei gar nicht auf der Tagesordnung stehe. Das ist zwar richtig - doch auch nur die halbe Wahrheit: Denn die EU hat der Türkei die Visafreiheit bereits offiziell in Aussicht gestellt. Sie sollte im Oktober in Kraft treten. Der Türkei fordert jedoch, dass die Regelung bereits im Juni in Kraft tritt. Frankreich lehnt die Visa-Freiheit ebenfalls ab.

Merkel sagte, die Flüchtlingszahlen seien zurückgegangen. Täglich kämen noch 100 bis 200 Flüchtlinge nach Deutschland, die alle registriert würden.

Merkel hatte in den vergangenen Tage allerdings auch kritisiert, dass die Flüchtlingszahlen vor allem durch die Grenzschließungen entlang der Balkanroute zurückgingen. Deutschland profitiere zwar davon, aber für Europa könne es nicht die Lösung sein, dass nun in Griechenland Tausende Flüchtlinge unter schlechten Umständen festsäßen.

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl habe von einer Polarisierung und Radikalisierung in der Gesellschaft gesprochen, berichtet die dpa. Es gebe eine Völkerwanderung und die Bedrohung durch internationalen Terror. Da müssten Positionen, etwa dass nur die EU-Außengrenzen kontrolliert würden, überdacht werden. Die CSU fordert auch nationale Grenzkontrollen. Mehrere Abgeordnete von CDU und CSU hätten sich kritisch zu Wort gemeldet, hieß es. Merkel habe von einer «sehr angemessenen Diskussion» gesprochen.

Die Lage ist offenbar ernst genug, um Merkel zu einem Bekenntnis zur Partnerschaft zu veranlassen: Nach der Warnung von Horst Seehofer, wonach die Erfolge der AfD die Unionsparteien bedrohen, sagte Merkel: "Ich bin bereit, die Dinge vernünftig zu behandeln, weil wir zusammengehören", sagte sie nach Angaben von Teilnehmern am Dienstag in der Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Berlin. Die Abgeordneten hatten zuvor mehr als drei Stunden heftig über die Flüchtlingspolitik und die Auswirkungen der Landtagswahlen von Sonntag debattiert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...