Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hält zur Schwächung des Franken an ihren rekordtiefen Zinsen fest. Die Währungshüter beließen ihren Leitzins, den Dreimonats-Libor, sowie die Strafgebühren für Einlagen der Banken am Donnerstag bei minus 0,75 Prozent. Zudem kündigte die SNB bei Bedarf weitere Interventionen am Devisenmarkt an, um den aus ihrer Sicht weiterhin „deutlich überbewerteten“ Franken zu schwächen. Dieser reagierte kaum auf die vierteljährliche Entscheidung der Notenbank: Ein Euro kostete mit 1,0985 Franken in etwa so viel wie vor der Bekanntgabe.
Die Zinsen in der Schweiz sind so tief wie nirgends sonst auf der Welt. Doch die Schweizer Notenbank ist mit ihren Strafzinsen längst nicht mehr allein: Der Einlagezins für Banken ist auch in der Euro-Zone, in Japan und in Dänemark negativ. Damit wollen die Notenbanken erreichen, dass die Banken mehr Kredite vergeben und so die Wirtschaft ankurbeln, um die unerwünscht niedrige Inflation in die Höhe zu treiben.
Großes Augenmerk schenkt das SNB-Direktorium um Notenbankchef Thomas Jordan vor allem dem Vorgehen der EZB: Diese hatte ihre Geldschleusen vergangene Woche zwar weiter geöffnet, aber gleichzeitig signalisiert, vorerst auf weitere Zinssenkungen zu verzichten. Der Franken hatte sich daraufhin zum Euro abgeschwächt. Das dürfte auch bei der SNB für große Erleichterung gesorgt haben: Sie will eine Aufwertung des Franken mit allen Mitteln verhindern - denn das macht Schweizer Waren im Ausland teuer und schwächt so die exportorientierte Wirtschaft.
Ganz gebannt scheint die Gefahr eines neuerlichen Franken-Höhenflugs aber noch nicht, denn die Schweizer Währung gilt für Anleger als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten. Die SNB warnte, die Aussichten für die Weltwirtschaft hätten sich in den vergangenen Monaten verschlechtert. Der schwunglose Welthandel und der niedrige Ölpreis bremsten die Weltwirtschaft auch in den kommenden Monaten. Zudem gingen Risiken vom langsameren Wachstum Chinas aus. „Die Lage an den internationalen Finanzmärkten bleibt volatil. Der Negativzins und die Bereitschaft der Nationalbank, am Devisenmarkt einzugreifen, dienen in diesem Umfeld dazu, den Druck auf den Franken zu verringern“, erklärten die Währungshüter.
Experten erwarten, dass die Schweizer Notenbank in den kommenden Quartalen ihre Füße stillhalten wird. „Bleibt die globale Wirtschaft auf ihrem fragilen Erholungskurs und kann der Franken in der Nähe der gegenwärtigen Niveaus gehalten werden, besteht in diesem Jahr kein weiterer Handlungsbedarf für die SNB“, erklärten die Analysten der VP-Bank. Credit-Suisse-Experte Maxime Botteron erwartet allerdings, dass die SNB künftig angesichts der lockeren EZB-Geldpolitik verstärkt am Devisenmarkt eingreifen muss.
Die Währungshüter senkten zugleich ihre Wirtschaftsprognose für das laufende Jahr: Sie gehen nunmehr von einem Wachstum zwischen einem und 1,5 Prozent statt bislang rund 1,5 Prozent aus. Auch ihre Inflationsprognose passten sie an und sagen für 2016 einen Rückgang der Preise um 0,8 Prozent (zuvor: 0,5) Prozent voraus. 2017 sollen sie Lebenshaltungskosten wieder um 0,1 Prozent verteuern und damit nicht so stark wie bislang angenommen. Für 2018 geht die Notenbank von plus 0,9 Prozent aus.