Politik

Frankreich: Euro wird überleben, EU vielleicht nicht

Der französische Finanzminister Michel Sapin hält ein Auseinanderbrechen der Europäischen Union für denkbar. Spannungen erzeugen demnach vor allem die ausufernden Schulden Griechenlands. Der Euro sei im Gegensatz zur EU aber nicht in Gefahr, so Sapin.
21.03.2016 15:40
Lesezeit: 1 min

Der Euro ist nach Einschätzung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und seinem französischen Amtskollegen Michel Sapin auch langfristig nicht in Gefahr. „Also, ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass es den Euro auch in 20 Jahren noch geben wird“, so Schäuble in einem gemeinsamen Diskussionsbuch mit Sapin, das die Politiker am Montag in Berlin vorstellten. Auf die Frage, ob er dies ebenso sehe, sagte Sapin: „Die Antwort ist ,Ja‘.“ Den Zustand der Europäischen Union betrachten beide mit Sorge. Sapin sagte, es sei denkbar, dass die EU auseinanderbreche.

Mit Blick auf Griechenland ergänzte Sapin, der Umgang mit den überbordenden Schulden des Krisenstaates sei immer noch eine Schlüsselfrage. „Alle, und in erster Linie Frankreich und Deutschland, müssen sich an einen Tisch setzen, um eine Lockerung der Schulden zu ermöglichen, und das muss schnell geschehen.“ Schäuble äußerte dagegen die Hoffnung, dass das aktuelle Hilfsprogramm Erfolg haben wird. „Ich glaube, dass dieses Programm funktionieren kann. Es ist hart, aber es ist sinnvoll“. Die internationalen Gläubiger haben Griechenland 86 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, verlangen dafür aber Sparmaßnahmen und weitere Reformen.

CDU-Politiker Schäuble forderte erneut, dass der Internationale Währungsfonds in Griechenland engagiert bleiben sollte. „Aber wir Europäer müssen alles tun, um den IWF zu halten. Wir würden in einer Reihe von Mitgliedsländern ohne eine Teilnahme des IWF keine Zustimmung in den Parlamenten bekommen.“

Der französische Minister bekannte sich in dem Buch auch zu dem Ziel, die Defizitquote seines Landes stetig zurückzuführen. „Frankreich muss seine öffentlichen Defizite senken, das ist absolut nötig“, sagte er. „Wir haben den festen Willen, 2017 auf einen Wert unter drei Prozent zurückzukehren.“ In den vergangenen beiden Jahren lag Frankreich bei knapp vier Prozent. Eigentlich sind im Verhältnis zur Wirtschaftskraft nur drei Prozent erlaubt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....