Finanzen

Hohes Überangebot belastet die Öl- und Gasbranche massiv

Chinas größter Ölkonzern hat für 2015 einen massiven Gewinnrückgang bekanntgegeben. Hauptgrund ist, dass dem weltweiten Angebot kein adäquater Bedarf gegenübersteht und die Preise deshalb sinken. Dies gilt auch für Erdgas, wie der Stopp zweier Großprojekte zeigt.
23.03.2016 15:36
Lesezeit: 2 min

Chinas größtem Öl- und Gaskonzern PetroChina setzt das starke Überangebot in der Branche zu. Der Gewinn sei deshalb im vergangenen Jahr um etwa 70 Prozent auf umgerechnet 4,87 Milliarden Euro eingebrochen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Angesichts des Rückgangs will PetroChina seine Investitionen im laufenden Jahr um fünf Prozent zurückfahren.

Dass das Angebot die Nachfrage übersteigt, macht sich inzwischen flächendeckend bemerkbar. Die US-Regierung hat im Dezember vergangenen Jahres die letzten Beschränkungen des über 40 Jahre währenden Verbots für Ölexporte aus den USA aufgehoben. In den Monaten zuvor waren die Bestimmungen immer weiter gelockert worden. Seitdem wurde aber nicht mehr, sondern weniger amerikanisches Erdöl über den Seeweg verkauft, wie Financial Times schreibt. Seit Jahresbeginn sank die Menge an exportiertem Rohöl um rund 5 Prozent auf rund 325.000 Barrels (159 Liter) am Tag. Im ersten Quartal 2015 hatte diese noch etwa 342.000 Barrel betragen.

Die Hoffnungen, die die US-Ölbranche in die Liberalisierung des Handels gesetzt hatte, scheinen sich nicht zu erfüllen. „Die Aufhebung des Exportverbots hat die USA wieder stärker mit dem globalen Markt verbunden, aber die Welt hat nicht auf amerikanisches Rohöl gewartet“, sagte ein Analyst laut Financial Times. Anders stellt sich die Situation bei den Ölimporten der USA dar. Diese sind derzeit so hoch wie zuletzt im Jahr 2012.

Nicht nur bei Erdöl herrscht derzeit ein großes Überangebot und daraus resultierender Preisdruck. Die Erdgasindustrie steht vor ähnlichen Schwierigkeiten, wie der Stopp zweier Großprojekte vor den Küsten von Australien und Indonesien zeigt. So hat Australiens größter Öl- und Gasproduzent Woodside Petroleum zusammen mit seinen Partnern die Arbeit an einem Projekt zur Förderung von flüssigem Erdgas im Umfang von rund 40 Milliarden Dollar gestoppt, wie Financial Times schreibt. An dem Projekt vor der Westküste Australiens sind unter anderem auch Royal Dutch Shell und BP beteiligt.

„Woodside bleibt dem Browse-Projekt verbunden, aber die gesamtwirtschaftlichen Umstände sprechen nicht für Investitionen in Erdgas“, sagte Woodside-Chef Peter Coleman. Ähnlich wie auf dem Markt für Erdöl herrschen im Gasmarkt hohe Überkapazitäten. Der Preis für asiatisches Flüssiggas brach im vergangenen Jahr um fast 50 Prozent ein, weil große Förderunternehmen aus den USA und Australien in den Markt eingetreten sind. „Wenn das Überangebot bis zu den Jahren 2021 oder 2022 anhält, sind alle Projekte, die vor 2017 beschlossen werden sollen, von Verzögerungen bedroht“, sagte ein von Financial Times zitierter Analyst von Citi Group.

Indonesien hat unterdessen angekündigt, Pläne zum Bau der weltgrößten schwimmenden Erdgas-Raffinerie aufzugeben. Präsident Joko Widodo erklärte am Mittwoch, das 15 Milliarden Dollar schwere Projekt werde nicht weiterverfolgt. Ursprünglich sollte es von den Energiekonzernen Inpex aus Japan und der britisch-niederländischen Shell umgesetzt werden. Nun soll stattdessen das Gas aus dem Ölfeld Masela an Land aufbereitet werden. Das sei wirtschaftlich sinnvoller als ein Offshore-Projekt auf dem Meer.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Panorama
Panorama USA wollen Gazastreifen übernehmen
05.02.2025

Donald Trump will den Gazastreifen übernehmen und wirtschaftlich entwickeln. Dafür soll das vom Krieg gezeichnete Gebiet erst geräumt...

DWN
Politik
Politik Wagenknecht knüpft politische Zukunft an Wahlerfolg
05.02.2025

BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht kämpft um den Einzug in den Bundestag – und knüpft daran ihre politische Zukunft. Mit einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Firmen verstärken Investitionen in Mittel- und Osteuropa
05.02.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass immer mehr deutsche Unternehmen überlegen, ihre Produktion nach Mittel- und Osteuropa zu verlagern....

DWN
Politik
Politik Heizungsgesetz: CDU will es abschaffen – was wären die Folgen?
05.02.2025

Heizungsgesetz CDU? Was viele nicht wissen: Das heiß diskutierte und viel gehasste „Heizungsgesetz“ stammt ursprünglich von der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China kündigt Gegenmaßnahmen auf US-Zölle an - so könnte die EU reagieren
04.02.2025

Während Mexiko und Kanada mit US-Präsident Donald Trump eine Vereinbarung zur vorübergehenden Aussetzung von Zöllen erzielten, kam es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Spotify: Musikstreaming-Anbieter legt starke Zahlen vor - Aktie im Aufwind
04.02.2025

Spotify hat für das vierte Quartal im letzten Jahr starke Zahlen vorgelegt und kann immer mehr Nutzer von seinem Angebot überzeugen -...

DWN
Immobilien
Immobilien Anmeldung einer Wohnung: Die Krux des Meldewesens und wie Vermieter am Immobilienmarkt herumtricksen
04.02.2025

Es gibt eine neue Initiative namens „Anmeldung für alle“, die das polizeiliche Meldewesen als letzte Hürde des ungebremsten Zuzugs,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rheinmetall-Aktie nach Großauftrag mit Auf und Ab an der Börse
04.02.2025

Die Bundeswehr beschert dem Rüstungskonzern Rheinmetall einen Großauftrag in Milliardenhöhe. An der Börse ist mächtig Bewegung drin....