Technologie

Microsoft-Roboter twittert gegen Frauen und für Hitler

Lesezeit: 2 min
26.03.2016 02:10
Ein Chatbot-Programm Namens „Tay“ sollte sich in Sozialen Netzwerken mit Nutzern unterhalten. Doch das Experiment wurde für die Entwickler von Microsoft nach wenigen Stunden zum Debakel. „Tay“ beleidigte Afro-Amerikaner und FeministInnen und lobte Adolf Hitler.
Microsoft-Roboter twittert gegen Frauen und für Hitler

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Microsoft hat eine Chatbot-Software nach kurzer Zeit von Netz nehmen müssen, nachdem Nutzer sie durch Tricks massenhaft zu rassistischen Entgleisungen verleiten konnten. Das am Mittwoch eingeschaltete Programm mit dem Namen „Tay“ sollte mit Hilfe einfacher Antwort-Algorithmen über Twitter den Anschein einer Konversation mit Menschen aufrechterhalten, aber auch aus Unterhaltungen lernen. Nutzer brachten „Tay“ unter anderem dazu, Adolf Hitler zu preisen, den Holocaust zu verneinen und Schwarze zu beleidigen.

Ein Großteil dieser Tweets wurde später gelöscht. Nach einigen Stunden verkündete die Maschine über ihren Twitter-Account „@TayandYou“, sie müsse nach so vielen Gesprächen schlafen und ging vom Netz. Microsoft erklärte, bei „Tay“ würden „einige Anpassungen“ gemacht. Während die Software lerne, seien einige ihrer Antworten unangemessen und spiegelten die Äußerungen der Menschen wider, die mit ihr interagierten.

Nach Informationen der Website Buzzfeed, die vor dem Start ein Interview mit der führenden Entwicklerin geführt hatte, hatte „Tay“ zwar Filter gegen obszöne Ausdrücke. Aber das Team unterschätzte ganz offensichtlich die destruktive Energie von Internet-Nutzern bei politischen Themen sowie ihren Erfindungsreichtum. So erwies sich ein simples „Sprich mir nach!“ als sichere Falle: Man konnte „Tay“ damit dazu bringen, alle möglichen Parolen zu wiederholen.

„Tay“ sollte im Netz ursprünglich die Persönlichkeit einer jungen Frau simulieren und als Zielgruppe auf Internet-Nutzer im Alter von 18 bis 24 Jahre ausgerichtet sein. Dafür sei die Software unter anderem mit Sprüchen von Comedians aufgepeppt worden, hieß es.

Die Idee von Chatbots ist nicht neu: Vor 50 Jahren hatte erstmals das Programm „Eliza“ Aufsehen erregt. Es konnte eine Unterhaltung aufrechterhalten, indem es passende Sätze zu erkannten Schlüsselwörtern zusammenstellte. Mit der fortschreitenden Entwicklung selbstlernender Maschinen und künstlicher Intelligenz gelten Chatbots jetzt aber unter anderem als aussichtsreiches Modell für die Kommunikation von Unternehmen mit Kunden. So entwickelt Facebook für seinen Messenger einen Concierge-Service mit künstlicher Intelligenz, der aktuell noch von Menschen angelernt wird.

Erst vor wenigen Monaten hatten führende Wissenschaftler vor einer möglicherweise außer Kontrolle geratenen künstlichen Intelligenz gewarnt. 

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - das Angebot der Essenskuriere ist kaum noch überschaubar. Wer am Markt letztlich bestehen wird,...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...