Gemischtes

Rundfunkbeitrag nicht gezahlt: MDR zieht Haftbefehl zurück, inhaftierte Frau entlassen

Lesezeit: 1 min
05.04.2016 13:19
Nach 61 Tagen ist jene Frau aus dem Gefängnis entlassen worden, die wegen nicht bezahlter Rundfunkbeiträge inhaftiert wurde. Der MDR hatte zuvor den Antrag auf Erlass des Haftbefehls zurückgezogen. Insgesamt geht es um eine Summe von weniger als 200 Euro.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die 46-jährige Sieglinde Baumert wurde nach 61 Tagen Haft aus der JVA Chemnitz entlassen. Sie ist die erste Deutsche, die wegen nicht gezahlter Rundfunkgebühren ins Gefängnis musste. Sie weigerte sich, rund 190 Euro zu zahlen. Baumert erklärte, sie fühle sich bevormundet, wofür sie ihr Geld ausgebe. Schließlich wurde sie an ihrem Arbeitsplatz verhaftet.

„Betreffend Frau Sieglinde Baumert. Ich teile Ihnen dazu mit, dass sich Frau Baumert seit gestern (Montag, d. Red.) gegen 18.00 Uhr nicht mehr in der Justizvollzugsanstalt Chemnitz in Haft befindet“, zitiert die Bild-Zeitung Daniel Krätzner, Vertreter der Anstaltsleitung.

„Der MDR hat am Montag den Antrag auf Erlass des Haftbefehls zurückgezogen, so dass das Amtsgericht diesen aufhob. Die Frau wurde noch am gleichen Tag aus der JVA Chemnitz entlassen", zitiert das Blatt Hans-Otto Burschel (62), Sprecher des Amtsgerichts Bad Salzungen.

Der Gerichtsvollzieher kann trotz Entlassung nach spätestens sechs Monaten weiter versuchen, den Titel zu vollstrecken – 30 Jahre lang. In frühestens drei Jahren könnte Sieglinde Baumert in der Sache erneut in Beugehaft genommen werden, schreibt das Blatt.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk finanziert sich hauptsächlich über den Rundfunkbeitrag. Seit 2013 ist er für ARD, ZDF und Deutschlandradio pro Wohnung oder Betriebsstätte fällig. Er hat die Rundfunkgebühr abgelöst, die sich nach der Zahl und Art der Geräte richtete. Hintergrund der Finanzierungsreform war die technische Entwicklung. Im Zeitalter des Internets können Fernseh- und Radiosendungen auch über Computer oder Smartphones verfolgt werden.

Baumert ist mit ihrer Haltung nicht allein: „4,5 Millionen Beitragskonten waren am Stichtag 31.12.2014 in Mahnverfahren oder Vollstreckung“, so Christian Greuel, Sprecher der Beitragskommunikation von ARD/ZDF/Deutschlandradio. Zudem wird der Beitrag vielleicht bald erhöht: ARD, ZDF und Deutschlandradio werden möglicherweise in fünf Jahren wegen zusätzlicher Kosten spürbar teurer.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...