Gemischtes

Wegen Erdogan: Böhmermann sagt nächste ZDF-Sendung ab

Der Satiriker Jan Böhmermann hat sich mit dem ZDF auf die Absage seiner nächsten Sendung verständigt. Grund ist wohl die Hysterie um Böhmermanns Erdogan-Satire.
12.04.2016 16:56
Lesezeit: 2 min
Wegen Erdogan: Böhmermann sagt nächste ZDF-Sendung ab
Jan Böhmermann im ZDF. (Screenshot: Dailymotion)

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

AFP berichtet:

Nach den heftigen Reaktionen auf seine umstrittene Satire über den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan hat der ZDF-Moderator Jan Böhmermann seine nächste Sendung abgesagt. „Grund ist die massive Berichterstattung und der damit verbundene Fokus auf die Sendung und den Moderator,“ teilten Böhmermann und die Produktionsfirma btf GmbH am Dienstag auf der Facebook-Seite der Sendung mit.

Die Entscheidung, die für Donnerstag geplante Ausgabe des „Neo Magazin Royale“ ausfallen zu lassen, erfolgte den Angaben zufolge in Abstimmung mit dem ZDF. Der Sender erklärte dazu: „Wir respektieren die Entscheidung der Produktionsfirma und Jan Böhmermanns und haben Verständnis für deren Begründung.“

In dem Fall Böhmermann hatte der Satiriker den türkischen Präsidenten Erdogan vor knapp zwei Wochen in einem Gedicht, das er als „Schmähkritik“ angekündigt hatte, mit Worten unter der Gürtellinie angegriffen. Die Bundesregierung prüft derzeit ein Ersuchen der türkischen Regierung, den Moderator wegen Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhaupts strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen. Eine Entscheidung wird in den nächsten Tagen erwartet.

Am Montag stellte Erdogan daneben auch persönlich Strafanzeige gegen Böhmermann wegen Beleidigung. Dieser Rechtsweg kann unabhängig von der Entscheidung der Bundesregierung beschritten werden. Mit dem Fall ist die Staatsanwaltschaft Mainz befasst.

Angesichts der Kritik an ihrer Haltung in der Affäre hob Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag die Bedeutung der Meinungs- und Kunstfreiheit in Deutschland hervor. Das Grundgesetz gelte unabhängig von mit der Türkei diskutierten politischen Themen, machte Merkel deutlich. Die Frage der Zusammenarbeit mit Ankara in der Flüchtlingskrise sei von der Kontroverse um die Böhmermann-Satire und dem Schutz der Meinungsfreiheit in Deutschland „völlig entkoppelt“.

Die Kanzlerin hatte Böhmermanns Gedicht in einem Telefonat mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu als „bewusst verletzend“ bezeichnet. Kritiker werfen ihr vor, beim Schutz der Meinungsfreiheit vor der türkischen Regierung einzuknicken, weil sie Ankara als Partner in der Flüchtlingskrise benötigt.

Merkel habe im Umgang mit Erdogan „eine klare Haltung vermissen lassen“, klagte der Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz im SWR. „Das führt dann eben in so einem öffentlichen Diskurs zu zumindest dem bösen Anschein der Erpressbarkeit.“ Die politische Auseinandersetzung über das Erdogan-Gedicht sei „auf dem Weg zu einer Staatsaffäre“.

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner erklärte, Merkel habe Deutschland „bei der Bewältigung des Zustroms von Flüchtlingen von der Türkei abhängig gemacht“. Erdogan nutze seine Position als politischer Taktgeber nun aus.

„Nachdem er bereits Milliarden und Zugeständnisse beim EU-Beitritt regelrecht erpresst hat, hat er nun die deutsche Regierung bei der Bewertung unserer Grundrechte am Wickel.“

Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner rief die Bundeskanzlerin auf, dafür zu sorgen, dass das Strafbegehren der türkischen Regierung abgewiesen werde. Zugleich sprach er sich im Berliner „Tagesspiegel“

(Mittwochsausgabe) für eine Abschaffung von Paragraf 103 des Strafgesetzbuchs aus, der die Beleidigung ausländischer Staatschefs unter Strafe stellt.

„Majestätsbeleidigung sollte im 21. Jahrhundert nun wirklich kein Delikt mehr sein“, sagte Stegner. Ähnlich äußerte sich der Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter.

Der CDU-Außenpolitiker Karl-Georg Wellmann sprach sich dafür aus, dem Strafbegehren des türkischen Staates nachzugeben. „Wir haben, anders als in der Türkei, hierzulande eine Gewaltenteilung“, sagte er zu „Spiegel Online“. Es sei ausschließlich Sache der unabhängigen Justiz in Deutschland, darüber zu entscheiden, ob sich jemand strafbar gemacht habe.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands stille Stärke: Wie Rechtsstaat und Verwaltung zum unterschätzten Standortvorteil werden
21.06.2025

Als Max Weber 1922 mit seiner Bürokratie-Theorie die Basis für die deutsche Verwaltung legte, galt sie weltweit als innovatives Vorbild....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Rückschlag für Elektroautos – kommt das Ende wie vor 100 Jahren?
21.06.2025

Vor 100 Jahren verschwanden Elektroautos wegen politischer Entscheidungen von den Straßen. Heute wiederholt sich die Geschichte: Donald...

DWN
Politik
Politik Wie der Westen seine Werte in der Wüste verrät: Big Tech versteckt die Probleme unter glänzenden Fassaden
21.06.2025

Big Tech hofiert autoritäre Regime vom Golf – im Tausch gegen Milliarden, Macht und Rechenzentren. Doch hinter der glitzernden Fassade...

DWN
Politik
Politik Deutschland steht vor dem historischen Aufschwung – aber es gibt ein großes Problem
21.06.2025

Mit der faktischen Abschaffung der Schuldenbremse beginnt Deutschland eine neue Ära – mit enormen Investitionen in Militär,...

DWN
Panorama
Panorama KI-Musik auf dem Vormarsch: Gefahr oder Chance für die Musikbranche?
21.06.2025

KI-Musik verändert die Musikbranche – kreativ, disruptiv, kontrovers. Künstler verlieren Kontrolle und Einnahmen. Doch wie weit darf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Disney gegen die KI: Wem gehört das Internet noch?
21.06.2025

Disney zieht gegen Midjourney vor Gericht – und kämpft nicht nur für Mickey Mouse, sondern für unser digitales Eigentum. Wenn selbst...

DWN
Politik
Politik Putins Informationskrieg: Warum der Westen bereits verliert
21.06.2025

Während Russland mit Desinformation und Zynismus die Ordnung zerschlägt, wirkt der Westen wie ein schläfriger Zuschauer. Genau deshalb...