Gemischtes

Baden-Württemberg stoppt Betrieb von Philippsburg 2

Im baden-württembergischen Atomkraftwerk Philippsburg 2 hat ein Mitarbeiter wiederholt Sicherheitstests zum Strahlenschutz nur vorgetäuscht. Das Umweltministerium hat dem Betreiber EnBW vorläufig den Betrieb untersagt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
14.04.2016 14:26
Lesezeit: 1 min

Das Umweltministerium Baden-Württembergs hat dem Energiekonzern EnBW wegen Täuschungen bei Sicherheitstests vorläufig den Betrieb des Atomkraftwerks Philippsburg 2 untersagt. Es sei das erste Mal, dass eine vorgeschriebene Prüfung in einem Kernkraftwerk bewusst vorgetäuscht worden sei, sagte Umweltminister Franz Untersteller. „Das ist hochgradig beunruhigend und nicht akzeptabel.“ Er forderte den Kraftwerksbetreiber auf, den Vorgang schnell und umfassend aufzuklären. EnBW hatte am Mittwochabend mitgeteilt, ein externer Mitarbeiter habe im Dezember das Prüfen einer Messeinrichtung des Strahlenschutzes offenbar nur vorgetäuscht. Das Unternehmen habe darüber am 5. April das Umweltministerium informiert.

„Wir setzen alles daran, schnell und umfassend aufzuklären“, sagte eine Sprecherin von EnBW am Donnerstag. Rechtliche Schritte würden geprüft. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe will aufgrund der Medienberichte prüfen, ob ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen Umwelt- oder Vermögensrecht eingeleitet werden muss. So werde untersucht, welche Folgen die unterbliebenen Messungen hätten und ob der Dienstleister der EnBW Leistungen abgerechnet hat, die er nicht erbracht hat.

Nach derzeitigem Kenntnisstand hätten die vorgetäuschten Prüfungen keine sicherheitsrelevanten Auswirkungen, sagte Untersteller. „Aber bevor die EnBW nicht nachgewiesen hat, dass die Anlage vorschriftsmäßig und sicher betrieben wird, darf sie nicht mehr angefahren werden“, erklärte der Grünen-Politiker. Der Energiekonzern müsse außerdem dafür sorgen, dass es zu solchen Vorfällen künftig nicht mehr komme.

Block 2 des Kernkraftwerks ist laut EnBW seit dem 8. April zur jährlichen Revision vom Netz genommen. Block 1 wurde im Zuge des Atomausstiegs 2011 abgeschaltet. Nach bisheriger Planung sollte der noch laufende Block Mitte Mai wieder angefahren werden. Ein Sprecher des Umweltministeriums erklärte, womöglich könne dieser Termin eingehalten werden, wenn der Energieversorger den Auflagen des Ministeriums zufriedenstellend und zügig nachkomme. Das Land habe auch das Bundesumweltministerium über den Vorfall informiert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...