Gemischtes

Kunden kaufen lieber bei energieeffizienten Unternehmen

Lesezeit: 2 min
20.04.2016 10:03
Deutschlands Stromkunden haben im vergangenen Jahr so viel Ökostrom verbraucht wie noch nie: Er stieg auf fast ein Drittel. Wert auf einen bewussten Umgang mit den Ressourcen legen sie aber nicht nur im eigenen Haushalt. Sie beeinflusst auch zunehmend ihre Kaufentscheidungen.
Kunden kaufen lieber bei energieeffizienten Unternehmen
Die Zahl derer, die viel Wert auf soziale und ökologische Verantwortung legen, ist konstant hoch. (Grafik: Statista)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im Jahr 2015 wuchs der Anteil des in Wind-, Solar-, Wasser- und Biomassekraftwerken produzierten Stroms am gesamten deutschen Verbrauch auf fast ein Drittel (32,5 Prozent). Dies geht aus Berechnungen der Berliner Energie-Denkfabrik Agora hervor. Im Vergleich zu 2014 bedeutet das einen deutlichen Schub. Damals hatten die Erneuerbaren hier noch einen Anteil von 27,3 Prozent. Der gesamte Energiekonsum – nicht nur auf Strom bezogen – legte im vorigen Jahr laut der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen in Köln um 1,3 Prozent zu. Auch dabei waren die erneuerbaren Träger mit einem Plus von 10,5 Prozent der größte Gewinner. Ihr Anteil am Verbrauch betrug im gesamten Energiegeschäft 12,6 Prozent, nach 11,5 Prozent im Vorjahr.

Diesen Bewusstseinswandel zeigt auch eine aktuelle Umfrage des Anbieters E.ON unter 2.031 Personen auf. Im Zuge der Befragung erklärten zwei Drittel, dass Unternehmen aktiver sein könnten, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Und sie gingen sogar noch weiter: 59 Prozent der 2.031 Befragten gaben an, lieber bei energieeffizienten Firmen einzukaufen.

Warum das so ist, erklärt unter anderem das Institut für angewandte Ökologie in Freiburg. „In Deutschland haben Hersteller und Handel längst die 'Marke Umweltschutz' entdeckt.“ Und auch bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern würden Nachhaltigkeitskriterien und Nachhaltigkeitslabel zur Kaufentscheidung beitragen.

 

Konkrete Zahlen liefert hierzu das Statistikportal „Statista“. In einer entsprechenden Statistik wird das Ergebnis einer Umfrage in Deutschland zu sozialer und ökologischer Verantwortung als Kaufkriterium in den Jahren 2010 bis 2015 aufgezeigt. Demnach gab es im Jahr 2013 in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre rund 9,28 Millionen Personen, die der Aussage „Beim Kauf von Produkten ist es mir wichtig, dass das jeweilige Unternehmen sozial und ökologisch verantwortlich handelt“ voll und ganz zustimmten. Immerhin gaben 26,09 Millionen an, dass die Aussage zumindest meistens zutrifft. Für 2015 fielen die Werte ähnlich aus. Nach wie vor stimmten 8,52 Millionen der Aussage „voll und ganz“ zu. Für 24,79 Millionen „trifft sie zu bzw. meist zu.

Untersucht wurde auch der Anteil der Verbraucher mit umwelt- und sozialethischer Konsumhaltung (LOHAS) in Deutschland in den Jahren 2007 bis 2015. Hierzu heißt es:

„Im Jahr 2013 wurden rund 12,4 Prozent der Verbraucher zur LOHAS-Randgruppe gezählt, galten also als Konsumenten, die den LOHAS-Trend (Lifestyle of Health and Sustainability) als Vorbild nehmen, ihn aber noch nicht ganz konsequent umsetzen. Die gesamte LOHAS-Zielgruppe (Kern und Rand) ist zwischen 2007 und 2015 um rund ein Viertel gewachsen (…).“

Springen Unternehmen auf diese Entwicklung auf, ist jedoch Sorgfalt geboten. „Prinzipiell kann jedes Unternehmen von sich behaupten, dass es nachhaltig ist und mit diesem beliebten Titel für sich werben“, so „Umwelthauptstadt“, das Portal für nachhaltige Unternehmen. „Die Konsumenten, die es mit dem Thema aber ernst meinen, sind jedoch sehr kritisch und hinterfragen das Tun der Unternehmen.“ Stichworte wie Umwelt, Arbeitsschutz, Unternehmensethik, Corporate Citizenship oder CSR in der Lieferkette seien zwar allesamt die üblichen Verdächtigen, die man auf fast allen Websites großer Unternehmen beim Thema „Sustainability“ findet, letztlich seien diese Themen aber auch die Stellschrauben an denen die Unternehmen drehen müssten, um nachhaltiger und damit zukunftsfähig zu sein.

Für die Redaktion ist klar: „Wir, die Konsumenten, werden entscheiden müssen, wie nachhaltig die Unternehmen in Zukunft sein sollen, damit wir noch von ihnen kaufen.“ Aktuell gebe es viele Bemühungen seitens der Unternehmen selbst, von Hochschulen respektive Wissenschaftlern oder der Regierung die Nachhaltigkeit von Unternehmen über beispielsweise ein Siegel abzubilden. Kriterien hierfür gebe es natürlich etliche, „die Frage ist nur, welche sind die wichtigsten und macht ein Ranking oder ein Score Sinn, der die Nachhaltigkeit über eine Prozentdarstellung abbildet“. Das Fazit: „Von alleine werden die Unternehmen den Paradeweg nicht finden, die Kunden müssen äußern, was sie wollen und letztlich über sein Kaufverhalten die Entwicklung in Sachen Nachhaltigkeit steuern.“


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Bürgergeld: Auswirkungen der höheren Ausländerquote
04.10.2024

Die Anzahl der ausländischen Bürgergeldempfänger ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen und erreichte zuletzt 2,7 Millionen....

DWN
Finanzen
Finanzen Versicherungspflichtgrenze: Wen trifft die Steigerung im Jahr 2025 und wer profitiert?
04.10.2024

Ab 2025 wird der Wechsel in die private Krankenversicherung deutlich schwieriger – die Versicherungspflichtgrenze steigt auf 73.800 Euro....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft EU-Autozölle gegen China: Scholz entscheidet gegen Strafmaßnahmen auf chinesische Elektroautos
04.10.2024

Nach Differenzen innerhalb der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP bezüglich der Frage nach EU-Autozöllen auf Elektroautos aus...

DWN
Politik
Politik Wieder heftige israelische Luftangriffe in Beirut
04.10.2024

Die libanesische Metropole Beirut wurde in der Nacht erneut von schweren Luftangriffen des israelischen Militärs getroffen. Berichten...

DWN
Politik
Politik Baerbock fordert stärkere EU-Regeln gegen „Fake News“ - zum Schutz der Demokratie
04.10.2024

Außenministerin Baerbock fordert die EU-Kommission auf, neue Regeln im Umgang mit „Desinformationen“ in den sozialen Netzwerken zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Trotz Zinssenkungen stabil bleiben: So schützen Anleger ihr Vermögen
03.10.2024

EZB und Fed haben mit den ersten Zinssenkungen begonnen. Dadurch sinken auch die Zinsen am Geldmarkt und für Bankeinlagen. Wie können...

DWN
Politik
Politik Die Viererbande des 21. Jahrhunderts: Herausforderungen für den Westen
03.10.2024

Als Viererbande bezeichnete man vier hochrangige Funktionäre in China, die eng mit einigen der radikalsten Merkmale der Kulturrevolution...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Private Krankenversicherung: 2025 sollen die Beiträge um durchschnittlich 18 Prozent steigen
03.10.2024

Das Krankenversichern wird teuer. Nicht nur die gesetzlichen Krankenkassen haben schon wieder Beitragserhöhungen angekündigt, auch bei...