Die Commerzbank dürfte an ihrem selbst gesteckten Ziel scheitern, den Milliardengewinn von 2015 zu wiederholen. Nach einem schwachen ersten Quartal werde es in diesem Jahr „deutlich ambitionierter, das Konzernergebnis von 2015 zu erreichen“, sagte Blessing auf seiner letzten Hauptversammlung am Mittwoch in Frankfurt. Im vergangenen Jahr hatte Deutschlands zweitgrößte Bank 1,06 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet, so viel wie seit 2010 nicht mehr.
Allein im ersten Quartal hat die Bank voraussichtlich weniger als halb so viel Gewinn erwirtschaftet wie Anfang 2015, als 366 Millionen verdient wurden. „Das Ergebnis der ersten drei Monate dürfte zudem unter dem des letzten Quartals liegen“, sagte Blessing. Von Oktober bis Dezember hatte die Commerzbank 187 Millionen Euro verdient.
Ende des Monats endet die Ära des Vorstandsvorsitzenden Martin Blessing. Blessings Nachfolger Martin Zielke, der das Privatkundengeschäft auf Erfolgskurs gebracht hatte, muss nun eine Strategie für die nächsten Jahre entwickeln. „Du bist in dieser herausfordernden Zeit genau der Richtige“, rief Blessing Zielke zu. Seine eigene Zukunft ließ er offen. „Lassen Sie die Finger von weiteren abenteuerlichen Akquisitionen“, mahnte ein Aktionärs-Vertreter an die Adresse des neuen Chefs.
Blessing hat zwar die Kapitaldecke deutlich aufgepolstert und Risiken aus der Bilanz genommen, die Ziele für die Rendite und Kostensenkungen hat er aber aufgegeben. Ein Grund dafür sei auch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, sagte der scheidende Commerzbank-Chef. Sie habe mit ihren massiven Anleihekäufen zwar die Finanzmärkte beruhigt, ohne politische Reformen in Europa blieben ihre Maßnahmen aber ein Strohfeuer. „Die mit dieser Politik verbundenen Fehlanreize werden uns noch Jahre belasten“, kritisierte Blessing. Da sich die Commerzbank als Mittelstandsbank positioniert hat, leidet sie besonders unter dem niedrigen Zinsniveau des Kreditmarktes, wie der Ökonom Max Otte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten sagte.
Blessing versüßt den Aktionären den Abschied mit der ersten Dividende nach acht Jahren. Für 2015 schütten die Frankfurter 20 Cent je Aktie aus. Und auch für 2016 sei eine Dividende geplant, sagte er. Auf eine Gewinnbeteiligung hofften die Mitarbeiter vergangenes Jahr hingegen vergeblich. Vorrangig sollen die Gewinne aber verwendet werden, um die Kapitaldecke zu stärken. Mit zwölf Prozent liege die Bank zwar inzwischen im europäischen Mittelfeld.
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