Finanzen

Schlechte Zahlen: Commerzbank wird Ziele verfehlen

Die Commerzbank hat die Zahlen zum ersten Quartal veröffentlicht. Sie deuten darauf hin, dass die Bank den Jahresgewinn vom Vorjahr nicht mehr erreichen dürfte. Die Bank leidet offenbar besonders unter der Niedrigzins-Politik.
21.04.2016 01:33
Lesezeit: 1 min

Die Commerzbank dürfte an ihrem selbst gesteckten Ziel scheitern, den Milliardengewinn von 2015 zu wiederholen. Nach einem schwachen ersten Quartal werde es in diesem Jahr „deutlich ambitionierter, das Konzernergebnis von 2015 zu erreichen“, sagte Blessing auf seiner letzten Hauptversammlung am Mittwoch in Frankfurt. Im vergangenen Jahr hatte Deutschlands zweitgrößte Bank 1,06 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet, so viel wie seit 2010 nicht mehr.

Allein im ersten Quartal hat die Bank voraussichtlich weniger als halb so viel Gewinn erwirtschaftet wie Anfang 2015, als 366 Millionen verdient wurden. „Das Ergebnis der ersten drei Monate dürfte zudem unter dem des letzten Quartals liegen“, sagte Blessing. Von Oktober bis Dezember hatte die Commerzbank 187 Millionen Euro verdient.

Ende des Monats endet die Ära des Vorstandsvorsitzenden Martin Blessing. Blessings Nachfolger Martin Zielke, der das Privatkundengeschäft auf Erfolgskurs gebracht hatte, muss nun eine Strategie für die nächsten Jahre entwickeln. „Du bist in dieser herausfordernden Zeit genau der Richtige“, rief Blessing Zielke zu. Seine eigene Zukunft ließ er offen. „Lassen Sie die Finger von weiteren abenteuerlichen Akquisitionen“, mahnte ein Aktionärs-Vertreter an die Adresse des neuen Chefs.

Blessing hat zwar die Kapitaldecke deutlich aufgepolstert und Risiken aus der Bilanz genommen, die Ziele für die Rendite und Kostensenkungen hat er aber aufgegeben. Ein Grund dafür sei auch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, sagte der scheidende Commerzbank-Chef. Sie habe mit ihren massiven Anleihekäufen zwar die Finanzmärkte beruhigt, ohne politische Reformen in Europa blieben ihre Maßnahmen aber ein Strohfeuer. „Die mit dieser Politik verbundenen Fehlanreize werden uns noch Jahre belasten“, kritisierte Blessing. Da sich die Commerzbank als Mittelstandsbank positioniert hat, leidet sie besonders unter dem niedrigen Zinsniveau des Kreditmarktes, wie der Ökonom Max Otte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten sagte.

Blessing versüßt den Aktionären den Abschied mit der ersten Dividende nach acht Jahren. Für 2015 schütten die Frankfurter 20 Cent je Aktie aus. Und auch für 2016 sei eine Dividende geplant, sagte er. Auf eine Gewinnbeteiligung hofften die Mitarbeiter vergangenes Jahr hingegen vergeblich. Vorrangig sollen die Gewinne aber verwendet werden, um die Kapitaldecke zu stärken. Mit zwölf Prozent liege die Bank zwar inzwischen im europäischen Mittelfeld.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...