Technologie

Protest bei EU-Kommission: Telekom gefährdet Glasfaser-Ausbau

Im Streit um den Vectoring-Ausbau in Deutschland schlagen gut zwei Dutzend Verbände Alarm. Sie fordern die EU-Kommission zum Handeln auf, da der von der Telekom geplante Ausbau der Kupferkabel den dringend erforderlichen Glasfaserausbau verzögere und verteuere. Dies gefährde die Digitalisierung und schaffe zudem ein technologisches Monopol für die Telekom.
22.04.2016 18:37
Lesezeit: 1 min

25 deutsche und europäische Wirtschaftsverbände rufen die EU-Kommission auf, die aktuellen Pläne für einen Ausbau der Internet-Geschwindigkeiten durch die Deutsche Telekom mit Hilfe der sogenannten Vectoring-Technologie zu kippen. Die Bundesnetzagentur hatte grünes Licht für den Netzausbau auf Basis der Kupferleitungen gegeben, jetzt hat Brüssel das letzte Wort.

„Die von der Bundesnetzagentur beabsichtigte Entscheidung verzögert und verteuert den dringend erforderlichen weiteren Glasfaserausbau anstatt ihn zu beschleunigen“, kritisierten die Unterzeichner in dem am Donnerstag veröffentlichten Brief. Dazu gehören neben Verbänden der Telekom-Wettbewerber wie VATM auch etwa der Deutsche Bauernverband und der Deutsche Städtetag. Der Brief ging vor allem an den deutschen Digitalkommissar Günther Oettinger.

Beim Vectoring können in herkömmlichen Kupferkabel-Leitungen Download-Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde erreicht werden. Die Telekom-Wettbewerber kritisieren, dass damit in den betroffenen Bereichen die wirtschaftliche Grundlage für einen Ausbau schneller Glasfaserleitungen wegfalle. Zudem bekomme die Telekom durch die aktuellen Pläne ein technologisches Monopol.

Beim Vectoring gehe es jetzt „nicht nur um eine Regulierungsentscheidung, sondern vor allem um eine zentrale Weichenstellung mit gesellschaftspolitischer Tragweite für die nächsten zehn Jahre“, heißt es in dem Brief. „Angesichts der rasant wachsenden Herausforderungen der Digitalisierung brauchen die deutschen Unternehmen aus Industrie, Mittelstand, Handwerk, Dienstleistungssektor und Landwirtschaft flächendeckend Breitbandkapazitäten, die weit über das 50-Mbit/S-Ziel hinausreichen.“ Dauerhaft sei dies mit einem zügigen und massiven weiteren Ausbau des Glasfasernetzes möglich.

Die Telekom wies die Kritik zurück. „Verbände und Politik sollten sich durch die Wettbewerber nicht irreführen lassen: Es geht hier nicht wirklich um eine Diskussion für oder gegen Glasfaser“, erklärte ein Sprecher. Die Telekom betreibe mit über 400 000 Kilometern in Deutschland eines der größten Glasfasernetze in Europa - und habe in den vergangenen fünf Jahren mehr Glasfaser neu als die Wettbewerber insgesamt ausgebaut hätten. Auch beim Vectoringwürden Glasfaser-Leitungen bis zu den Kabelverzweigern verlegt.

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, hatte den Kurs seiner Behörde erst Anfang der Woche verteidigt. „Unsere Entscheidung leistet einen weiteren Beitrag zur Erreichung der Breitbandziele der Bundesregierung“, sagte er dem Handelsblatt. Zugleich kritisierte er die Vorgehensweise der Telekom-Kritiker: Selten hätten sich so viele unter dem Schild des Wettbewerbs versammelt und am Ende doch ihre eigenen betriebswirtschaftlichen Interessen verfolgt, sagte Homann.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik US-Richter: Nationalgarde-Einsatz in Kalifornien ist rechtswidrig - Niederlage für Trump
13.06.2025

Ein Gericht erklärt den Einsatz der Nationalgarde in Kalifornien für unzulässig. Die politischen Folgen reichen bis Washington. Was...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell nahe dem Rekordhoch: Israel greift Irans Atomanlagen an - Iran schlägt umgehend zurück
13.06.2025

Der Goldpreis ist am Freitagmorgen kräftig nach oben geklettert und hat sein Allzeithoch ins Visier genommen. Nach dem Angriff Israels auf...

DWN
Technologie
Technologie 5G an der Bahnstrecke: Testlauf auf Hamburg–Berlin soll Durchbruch bringe
13.06.2025

Arbeiten, streamen, telefonieren – all das soll im Zug endlich störungsfrei möglich sein. Mobilfunkkonzerne, Bahn und Politik ziehen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pharma-Aktien: Milliardenjagd der Konzerne nimmt Fahrt auf
13.06.2025

Pharma-Unternehmen stehen vor einer Übernahmewelle historischen Ausmaßes: Mit Milliarden an freiem Kapital greifen die Giganten nach...

DWN
Technologie
Technologie Aus Müll wird Luxus: Pilzleder soll Tierhaut und Plastik ersetzen
12.06.2025

Tierhaut ist grausam, Kunstleder giftig – jetzt soll Abfall die Rettung bringen: Schwedische Forscher züchten edles Leder aus Pilzen,...

DWN
Politik
Politik Fall Gelbhaar: Grüne gestehen Fehler ein
12.06.2025

Erst lösten die Vorwürfe gegen den damaligen Grünen-Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar Aufregung aus – dann kamen Zweifel an ihrer...

DWN
Technologie
Technologie Wenn Klimarettung zur Illusion wird: Die Selbsttäuschung der Tech-Eliten
12.06.2025

Sie predigen Nachhaltigkeit, verbrauchen aber gigantische Energiemengen: Während Tech-Milliardäre den Planeten retten wollen, heizen ihre...

DWN
Politik
Politik Trump spielt mit dem Welthandel – und riskiert den Crash
12.06.2025

Ex-Handelsminister Wilbur Ross warnt: Trump führt einen Wirtschaftskrieg gegen die ganze Welt – kalkuliert, aggressiv und ohne...