Politik

Preis-Sturz löst eine heftige Pleite-Welle in der Öl-Branche aus

Lesezeit: 2 min
15.05.2016 03:28
Die leichte Erholung des Ölpreises reicht mitnichten aus, um der angeschlagenen Branche zu helfen. Seit dem vergangenen Jahr sind allein in den USA zahlreiche Unternehmen in der Ölbranche Pleite gegangen. Und die Krise hält an. Der Preis pro Barrel Öl müsste mindestens 20 Dollar höher liegen, als er es derzeit tut, sagen Analysten.
Preis-Sturz löst eine heftige Pleite-Welle in der Öl-Branche aus

Obwohl die seit 2015 massiv gesunkenen Ölpreise sich wieder etwas erholt haben, gab es allein in der vergangenen Woche drei Pleiten. Steigt der Ölpreis nicht höher, wird es noch weitere Opfer dieses Preiskampfes geben. Seit 2015 sind allein in Nordamerika 130 Öl– und Gasproduzenten und –Dienstleister Bankrott gegangen. Das berichtet Bloomberg mit Verweis auf die Anwaltskanzlei Haynes & Boone. Das entspricht einer Größenordnung von etwa 44 Milliarden Dollar. Mit den drei Pleiten der vergangenen Woche - Chaparral Energy Inc., Penn Virginia Corp. und Linn Energy LLC – sind es sogar noch 11 Milliarden Dollar mehr. Vier weitere Öl- und Gasunternehmen stehen derzeit kurz vor der Pleite.

Die Pleiten haben zuletzt zugenommen, weil viele der Unternehmen, die Geld benötigen, sich kein Kapital mehr besorgen konnten. Zu hoch sind die Absicherungen, die Banken und Investoren mittlerweile verlangen. Ein Barrel Öl  für 80 und 100 Dollar waren schon nicht wirtschaftlich,  zitiert Bloomberg Jim Chanos von Kynikos Associates. Und „45 Dollar pro Barrel sind auf jeden Fall nicht wirtschaftlich“.

„Wenn Öl auf 50 Dollar steigt, wendet sich das Blatt deutlich“, sagt Subash Chandra von Guggenheim Securities. „Aber das Problem ist, wenn sich das Blatt wendet, werden die Dienstleistungsunternehmen auch ihre Preise anheben und somit den Kuchen verkleinern“, so Chandra. Es könnte aber auch sein, dass dann die Produktion wieder anzieht und dann würden ebenfalls die 50 Dollar pro Barrel nicht helfen. „Wer bei 30 Dollar Pleite geht, geht auch bei 45 Dollar pleite“, sagt auch Spencer Cutter von Bloomberg Intelligence. Der Ölpreis müsste demnach schon dauerhaft bei 60 oder 65 Dollar pro Barrel stehen, um die Branche wirklich wieder in den Profit zu bringen.

Die Ölpreise sind am Freitag gesunken. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostete zuletzt 47,80 US-Dollar. Das waren 28 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Juni fiel um 34 Cent auf 46,36 Dollar. Händler sprachen von einer Gegenbewegung am Ölmarkt, nachdem die Preise im Verlauf der Woche deutlich gestiegen waren. Ein überraschender Rückgang der Ölreserven und der Fördermenge in den USA hatten für Auftrieb gesorgt.

Ende April meldete der US-Ölriese Exxon den geringsten Quartalsgewinn seit dem Jahr 1999. Auf 1,8 Milliarden Dollar (1,6 Mrd Euro) - um 63 Prozent verglichen mit dem Vorjahreswert - brach der Überschuss des am Börsenwert gemessen weltgrößten Ölkonzerns ein. Im ersten Quartal fiel bei Chevron ein Verlust in Höhe von 725 Millionen Dollar (637 Mio Euro) an, wie der Konzern mitteilte. Die weltgrößte Reederei Maersk bereitet sich auf einen neuen Crash vor. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Maersk einen Nettoverlust von 2,5 Milliarden Dollar.

Den Daten von Thomson Reuters zufolge steckten sie 31 Milliarden Dollar in diesen Sektor. In den fünf vorangegangenen Jahren waren es insgesamt nur acht Milliarden Dollar gewesen. Das Ende der Fahnenstange ist damit aber offenbar noch nicht erreicht. Die auf die Öl- und Gasbranche spezialisierte Beratungsfirma 1Derrick zufolge stehen Firmen und Unternehmensteile im Volumen von 112 Milliarden Dollar zum Verkauf. Die Hälfte davon entfällt auf nordamerikanische Firmen, die häufig Schieferöl mit Hilfe der umstrittenen „Fracking“-Methode gewinnen.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neuentdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...