Politik

Rätselhafter Absturz: Egypt Air von Paris nach Kairo spurlos verschwunden

Das Verschwinden einer Egypt-Air-Maschine über dem Mittelmeer lässt die Ermittler ratlos zurück: Das ägyptische Militär meldete am Freitag erneut den Fund von Wrackteilen. Einen Tag zuvor hatte die Fluglinie den Fund noch dementiert. Es unklar, wie ein Flugzeug mit modernster Technik über dem Mittelmeer ohne Warnsignal verschwinden kann.
20.05.2016 01:29
Lesezeit: 3 min

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Der Egyptair-Flug MS804 von Paris nach Kairo ist mit 66 Menschen an Bord über dem Mittelmeer abgestürzt und zerschellt.

Einen Tag nach dem Absturz der EgyptAir -Maschine auf dem Weg von Paris nach Kairo sind ägyptischen Militärangaben zufolge erste Trümmer im Mittelmeer gefunden worden. Die Marine habe die Teile 290 Kilometer nördlich von Alexandria ausgemacht, teilte das Militär am Freitag mit. Es seien auch persönliche Gegenstände der Passagiere gesichtet worden.

Schiffe der Marine sind derzeit auf der Suche nach dem Flugschreiber des Airbus A320, der aus bislang ungeklärter Ursache abstürzte. Die Maschine mit 66 Menschen an Bord war am Donnerstagmorgen vom Radar verschwunden. Die ägyptische Regierung hält einen Anschlag als Absturzursache für wahrscheinlicher als einen technischen Defekt.

Die Fluglinie hatte am Donnerstag nach Einbruch der Nacht eigene Angaben korrigiert, wonach Wrackteile der Maschine gefunden wurden. Zuvor hatte Griechenland Berichte aus Ägypten, wonach Wrackteile nahe der Insel Karpathos geortet worden seien, dementiert. Zunächst gab es keine Hinweise auf Überlebende des Absturzes. Deutsche waren nicht an Bord.

Das US-Verteidigungsministerium hat derzeit keine Hinweise auf eine Explosion an Bord des Flugzeuges. Es gebe zu diesem Zeitpunkt keine Erkenntnisse, die darauf hindeuteten, sagte eine Vertreterin des Pentagons auf Anfrage der dpa. Es sei aber noch zu früh, um eine Ursache für den Absturz auszuschließen, fügte sie hinzu.

Frankreichs Präsident François Hollande sprach von der Möglichkeit eines Unfalls oder eines terroristischen Hintergrunds - keine Schlussfolgerung sei auszuschließen.

Ägyptens Regierung hielt einen Terroranschlag für plausibler als ein Unglück. Die Umstände wiesen darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit eines Anschlags wesentlich höher sei als ein technischer Fehler, sagte Luftfahrtminister Scherif Fathi am Nachmittag.

Das Flugzeug war etwa zehn bis fünfzehn Seemeilen im ägyptischen Luftraum in einer Höhe von 37 000 Fuß (knapp 11 300 Meter) ins Trudeln geraten, wie der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos sagte. «Dann machte es eine Drehung von 90 Grad nach links und danach eine andere Drehung von 360 Grad nach rechts und fiel auf eine Höhe von 15 000 Fuß. Sein Radarbild verschwand auf einer Höhe von 10 000 Fuß», sagte Kammenos, der von einem Absturz ausging. Einen Notruf setzten die Piloten nicht mehr ab.

Ein Flugzeug gerät ins Trudeln, wenn der Auftrieb an den Tragflächen abreißt. Das Flugzeug dreht sich dann unter schnellem Höhenverlust immer wilder um die eigenen Achse. Für das Trudeln kann es verschiedene Gründe geben - dass es kein Notsignal gab, spricht aber für ein plötzliches Ereignis wie etwa eine Explosion, sonst hätte die Cockpit-Crew wohl ein Notsignal gesendet. Sowohl in Ägypten als auch in Frankreich nahmen die Staatsanwaltschaften Ermittlungen auf.

Der Airbus war nach Angaben des Flughafens Charles de Gaulle um 23.21 Uhr am Mittwoch in Paris losgeflogen. Gegen 2.30 Uhr am Donnerstag - eine gute halbe Stunde vor der geplanten Ankunft in Kairo - verschwand er vom Radar.

Griechische Helfer haben nach Angaben aus dem Außen- und Verteidigungsministerium in Athen keine Wrackteile gefunden. Erste Informationen über Wrackteile stammten ausschließlich von der ägyptischen Seite. Auf Wunsch Ägyptens hätten die griechischen Einsatzkräfte die Suche abgebrochen.

Auch die Angaben aus Griechenland und Ägypten zum angeblichen Absturzort stimmen nicht überein. Aus dem griechischen Verteidigungsministerium hieß es, das abgesuchte Gebiet liege rund 200 Seemeilen (370 Kilometer) südöstlich der Insel Karpathos, also rund 70 Seemeilen vor der ägyptischen Küste. Dagegen hatte die ägyptische Seite davon gesprochen, dass Wrackteile des Airbus A320 bei Karpathos gefunden worden seien.

In den vergangenen Monaten hat es bereits mehrere Zwischenfälle mit Flugzeugen aus Ägypten gegeben. Ende März hatte ein Mann mit einer Bombenattrappe eine Egyptair-Maschine nach Zypern entführt. Ende Oktober war ein russischer Ferienflieger über der Sinai-Halbinsel abgestürzt, nachdem an Bord eine Bombe explodiert war. Zu der Tat, bei der 224 Menschen starben, bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

An der Suche nach dem A320 im Mittelmeer beteiligten sich Schiffe und Flugzeuge aus Frankreich, Griechenland und Ägypten, auch ein Containerschiff der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd nahm teil. Das östliche Mittelmeer ist bis zu 4500 Meter tief. Von den Flugschreibern, die Aufschluss über die Absturzursache geben könnten, gab es zunächst keine Spur.

Die Piloten von Flug MS804 hatten sich nach Angaben des Chefs der griechischen zivilen Luftfahrtbehörde noch gegen 1.55 Uhr (MESZ) normal bei den griechischen Behörden gemeldet und keine Probleme erwähnt. Beim Verlassen des griechischen Luftraums hätten sie sich aber nicht mehr gemeldet - wie es üblich gewesen wäre. An Bord waren 56 Passagier, vor allem Ägypter und Franzosen, sowie 3 Sicherheitsleute und sieben Besatzungsmitglieder.

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