Die Preise für Erdöl könnten in den kommenden Wochen wieder sinken, nachdem sie seit Jahresbeginn um fast 50 Prozent zugelegt hatten. Ein Hauptgrund dafür ist die Rivalität zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, die beide aggressiv um Marktanteile kämpfen. Keiner der beiden Ölproduzenten wird nachgeben, weshalb Beobachter mit einer neuen Ölschwemme auf den Märkten rechnen, welche gerade erst durch Förderrückgänge in einigen Ländern etwas abgeebbt war.
Der Iran hat seine Produktion in den zurückliegenden Monaten beträchtlich gesteigert und seinen Marktanteil entsprechend ausgeweitet. Mittlerweile, so oilprice.com, habe das Land fast wieder das Niveau vor Einsetzung der Sanktionen erreicht. Im April verkaufte es demzufolge rund 2,3 Millionen Barrel (159 Liter) täglich und übertraf damit die Voraussagen der Internationalen Energieagentur deutlich.
Zudem gewährt der Iran Rabatte auf seine Ölverkäufe, um vor allem gegenüber den saudischen Erzeugern Marktanteile zu gewinnen. Der offizielle Verkaufspreis für Juni weist gegenüber anderen Sorten der Region die höchsten Abschläge seit mehreren Jahren auf, wie Reuters berichtet. Ein Barrel iranisches Öl kostete rund 1,60 Dollar weniger als ein Barrel aus Dubai oder dem Oman. Saudisches Öl wird immerhin noch um rund 30 Cent und irakisches Öl um rund 20 Cent unterboten.
Saudi-Arabien muss auf diese Preisattacke reagieren, wenn es nicht ins Hintertreffen geraten möchte. Dem Präsidenten der Beratungsfirma Eurasia Group zufolge plant Riad deshalb, die Produktion um etwa eine Million Barrel hochzufahren. Im gegenwärtigen Marktumfeld kann diese expansive Strategie noch funktionieren, weil Förderausfälle in Nigeria, Kanada und Libyen von insgesamt rund 3,5 Millionen Barrel täglich zu einer moderaten Verknappung geführt haben. Sollte sich die Situation in diesen Ländern jedoch wieder normalisieren, so oilprice.com, könnte der saudisch-iranische Zweikampfe einen Sturz der Preise auf rund 30 Dollar nach sich ziehen.