Politik

Deutschland gerät in den Sog der weltweiten Rezession

Die deutsche Wirtschaft bekommt die Krise in den Schwellenländern zu spüren: Die Exporte sind rückläufig. Ein Einbruch konnte nur durch stärkere Exporte innerhalb Europas ausgeglichen werden. Die Importe sind ebenfalls rückläufig. Dies zeigt, dass die Konsumenten sehr verhalten agieren. Mit den Russland-Sanktionen hat die Bundesregierung die deutsche Wirtschaft zusätzlich geschwächt.
09.06.2016 11:06
Lesezeit: 1 min

Die steigende Nachfrage aus Europa hat einen Rückgang der deutschen Exporte im April verhindert. Die Ausfuhren stagnierten im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten einen Rückgang um 0,6 Prozent vorhergesagt. Bessere Geschäfte auf dem Heimatkontinent glichen aber die Einbußen im Übersee-Geschäft aus. "Der Exportmotor läuft nur niedertourig", sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. "Europa reißt es im Moment raus. Das allein reicht aber nicht aus, um den Exportmotor wieder richtig zum Laufen zu bringen."

Die Unternehmen setzten Waren im Wert von 104,3 Milliarden Euro im Ausland ab, 3,8 Prozent mehr als im April 2015. Die Exporte in die EU-Länder legten um 7,3 Prozent zu. Im Geschäft mit den nicht zur Euro-Zone gehörenden EU-Staaten - wie Polen und Großbritannien - gab es ein Wachstum von 9,8 Prozent. Die Nachfrage aus der Währungsunion zog um 5,8 Prozent an. Die Ausfuhren in Regionen außerhalb der Europäischen Union - wozu die weltgrößten Volkswirtschaften USA und China zählen - schrumpften dagegen um 0,7 Prozent.

"Die für Deutschland so wichtigen Schwellenländer wie China, Russland oder Brasilien haben ihre Krise noch nicht überwunden", sagte Treier. "Und im Handel mit den USA lässt der positive Wechselkurseffekt nach." Das sehen Banken-Ökonomen ähnlich. "Für eine nachhaltige Belebung wäre wichtig, dass wieder mehr Impulse aus den Schwellenländern kommen", sagte Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus.

Die Importe fielen um 0,2 Prozent schwächer aus als im Vormonat. "Das könnte damit zusammenhängen, dass der private Konsum von den zuletzt wieder gestiegen Ölpreisen belastet wird", sagte Schilbe. "Sie schöpfen etwas Kaufkraft ab." Auch von den schwächelnden Investitionen kämen nur wenige Impulse für die Einfuhren. Ökonomen hatten einen Anstieg der Importe von 1,2 Prozent erwartet.

Nach dem starken Jahresauftakt signalisieren die Daten für das zweite Quartal ein geringeres Wirtschaftwachstum. Die Produktion stieg zwar, doch schrumpften die Industrieaufträge. "Das relativ starke Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 0,7 Prozent im ersten Quartal war wohl eine Eintagsfliege", sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. "Es sieht danach aus, dass das zweite Quartal deutlich schwächer ausfallen wird."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck
09.07.2025

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft,...

DWN
Technologie
Technologie Rekordfahrt auf Strom: Lucid überquert Alpen – E-Auto schafft 1205 Kilometer
09.07.2025

Ein neuer Reichweitenrekord zeigt, wie leistungsfähig moderne Elektroautos inzwischen sind: Ein Fahrzeug des US-Herstellers Lucid hat mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...