Finanzen

Saudi Arabien hält die USA bei Öl-Produktion auf Distanz

Der Anteil der OPEC-Staaten am Ölmarkt hat deutlich erhöht. Während in Europa und in den USA die Ölförderungen zur Stabilisierung des Ölpreises gedrosselt wurden, halten die OPEC-Staaten an ihren Fördermengen fest. Damit können die Saudis ihre Marktanteile trotz des Preisverfalls halten.
10.07.2016 02:44
Lesezeit: 2 min
Saudi Arabien hält die USA bei Öl-Produktion auf Distanz
Die OPEC-Staaten haben ihre Ölfördermengen drastisch erhöht, die der USA sind deutlich zurückgegangen. (Grafik: zerohedge) Foto: Anika Schwalbe

Mit 48,40 Dollar je Barrel WTI  49,56 Dollar  für Brent  hat sich der Ölpreis zwar wieder etwas stabilisiert, doch erst ab 60 Dollar je Barrel ist mit einer wirklichen Verschnaufpause für die Branche zu rechnen.  Angesichts der hohen Mengen Öl, die in den OPEC-Staaten noch gefördert werden, kann ein neuerlicher Preissturz jedoch nicht ausgeschlossen werden. Und die Erfahrungen der vergangenen sechs Monate zeigen, dass selbst ein Preis von weniger als 30 Dollar je Barrel Länder wie Saudi-Arabien nicht davon abhalten, weiter große Mengen Öl zu fördern.

Der Ölpreisfall und die darauffolgende Drosselung der Fördermengen in Europa und den USA hat die OPEC-Staaten in eine günstige Position gebracht, von der vor allem Saudi-Arabien profitiert. Mittlerweile haben die Ölproduzenten aus dem Mittleren Osten den größten Anteil am weltweiten Ölmarkt seit dem Embargo von 1970 erreicht, sagte Fatih Birol, der Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur (IEA) der FT.

Der niedrige Ölpreis hat zu einer erhöhten Nachfrage nach Öl geführt und gleichzeitig die Unternehmer vom Markt abgeschnitten, die mit dem niedrigen Ölpreis nicht konkurrenzfähig waren. Vor allem die USA haben darunter gellitten, hier hatte der Ölpreisverfall auch zu einer Krise in der so hochgelobten Frackingindustrie beigetragen. „Der Mittlere Osten ist die erste Quelle für Importe“, so Birol. „Je stärker die Nachfrage wächst, umso mehr werden wir importieren müssen.

Mittlerweile machen die Anteile der OPEC-Staaten am weltweiten Ölmarkt 34 Prozent aus.31 Millionen Barrels pumpen sie jeden Tag in den Markt, wie die Daten der IEA aufzeigen. Das ist der höchste Anteil der OPEC-Staaten seit 1975. Nach dem Embargo viel deren Anteil von 36 auf 19 Prozent. Birol rechnet damit, dass der Mittlere Osten in den nächsten zwanzig Jahren drei Viertel des weltweiten Ölbedarfs decken werde.

Der hohe Anteil am Ölmarkt schwächt nicht nur die Branche in den westlichen Staaten, sondern versetzt die westlichen Staaten zugleich in eine gefährliche Abhängigkeit gegenüber Staaten wie Saudi Arabien, so Birol. Eine Abhängigkeit, die durch den Investitionsschwund der vergangenen Monate verstärkt wird. Der niedrige Ölpreis hat dazu geführt, dass viele Unternehmen aus der Ölbranche ihre Investitionen zurückgefahren haben, um Kosten zu sparen. Diese Zurückhaltung kann sich jedoch rächen. Während viele westliche Firmen sparten, investierten die OPEC-Staaten.

Darüber hinaus hat die Niedrigpreispolitik der OPEC-Staaten beim Öl auch erhebliche Einflüsse auf andere Branchen. Hohe Benzinkosten hatten vor allem in den USA dafür gesorgt, dass die Verbraucher nach Alternativen zu Verbrennungsmotoren gefragt haben.

In den USA konnte sich dadurch die Elektromobilität schneller etablieren als in Europa. Doch der billige Ölpreis hat die Benzinpreise gedrückt und die zumindest finanzielle Notwendigkeit zur Elektromobilität erst einmal wieder untergraben. Gerade die spritfressenden SUVs erfahren gerade eine Renaissance – auch in China. China und die USA sind die beiden größten Ölkonsumenten.

Entsprechend müssten die westlichen Staaten darauf setzen, stärkere Energieziele zu verabschieden, für die Elektromobilität und für einen sinkenden Ölbedarf. Nur so wären sie in der Lage, die Abhängigkeit zu Staaten wie Saudi Arabien wieder zu verringern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...