Politik

Zu hohe Staats-Schulden: Italien kann seine Banken nicht retten

Der italienische Staat ist wegen seiner eigenen Schuldenmacherei nicht in der Lage, die Banken zu retten. Die Fehler der Vergangenheit holen Italien nun ein: Rom etwa muss heute noch die Schulden für die Olympischen Spiele von 1960 bedienen.
11.07.2016 02:21
Lesezeit: 2 min
Zu hohe Staats-Schulden: Italien kann seine Banken nicht retten
Entwicklung der faulen Kredite im italienischen Bankensystem. Foto: Mitarbeiter

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Das italienische Bankensystem steht seit mehr als als fünf Jahren auf schwachen Beinen. Doch während EZB-Chef Mario Draghi das System vorübergehend etwas stützen konnte, ist die Situation nun besonders angespannt: Die faulen Kredite wurden nicht abgebaut (Grafik). Statt dessen hat sich der Staat weiter verschuldet - bei jenen Banken, die nun gerettet werden müssen.

Um die Zinskosten für Italiens und Spaniens Anleihen zu reduzieren, spülte die EZB zudem in zwei Schritten mehr als eine Billion Euro über die 3-Jahres-Tender (LTROs) in den Markt. Ein Schritt, der neben dem bis dato bereits deutlich erhöhten Staatsanleihenkauf durch die EZB die Bilanz der Europäischen Zentralbank massiv aufblähte. Zwischenzeitlich lag diese bei über drei Billionen Euro und war damit größer als die Bilanz der Fed. Ein Großteil der günstigen EZB-Kredite floss in die Staatsanleihen-Emissionen Italiens und Spaniens. Doch das Eigenkapital der spanischen und italienischen Banken ist fast aufgebraucht.

Drei Jahre später sieht es weder um die Schuldenquote des italienischen Staates noch um die Bilanzen der italienischen Banken besser aus. Die italienischen Banken, die mit Abstand die größten Gläubiger italienischer Staatsschulden sind, können vom Staat keine Hilfe erwarten. Die Schuldenquote liegt mit 130 Prozent des BIPs höher als in allen anderen EU-Ländern mit Ausnahme von Griechenland (175%). 2,2 Billionen Euro schuldet Italien seinen Gläubigern. Höhere Steuern werden deshalb dafür eingesetzt, die Schulden zu bedienen.

Wie es um die Staatsschulden im Einzelnen bestellt ist, lässt sich an Rom demonstrieren. Ein Teil der italienischen Schulden geht auf die Olympischen Spiele in Rom 1960 zurück. Ähnlich wie in Griechenland und auch in Brasilien wurden Millionen ausgegeben, um die Stadt herzurichten. Noch heute muss Rom Schulden aus der Zeit von damals bedienen. Die Stadt schuldet mehr als 12.000 verschiedenen Gläubigern etwa 13,6 Milliarden Euro. Selbst Rechnungen für die mittlerweile 61 Jahre alte Metro der Stadt werden noch heute bedient.

Bloomberg zufolge werden an den Gerichten hunderte Rechtsstreitigkeiten über nicht beglichene Schulden geführt. Nicht selten geht es dabei auch um Zahlungen für Ländereien, die von der Stadt gekauft wurden, um Krankenhäuser, Straßen oder andere städtische Projekte zu bauen, sagte Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi der Nachrichtenagentur Bloomberg. Viele der Kredite wurden damals zu einem Zinssatz von fünf Prozent vergeben. Raggi zufolge habe aber bisher keiner der Politiker vor ihr daran gedacht, noch einmal mit den Gläubigern zu verhandeln.

An Geld für die nationalen Banken, die ja selbst dem Staat damals und auch heute bei den Finanzierungen geholfen haben, ist aber derzeit entsprechend nicht zu denken. Doch die Banken benötigen dringend Geld. Allein die faulen Kredite in den Bilanzen der Finanzinstitute belaufen sich mittlerweile auf 360 Milliarden Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Litauischer Hersteller Altas Auto: Wie Europa exklusive Elektrobusse bekommt
20.06.2025

Während Europas Politik auf Elektro-Transformation pocht, bleibt die Umsetzung zäh. Ein litauischer Hersteller von E-Minibussen will die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Waffen brauchen Rohstoffe: Der stille Machtkampf um die Kriegsmetalle Antimon und Wolfram
20.06.2025

Antimon und Wolfram gelten als Schlüsselfaktoren für die moderne Rüstung. Doch die weltweiten Vorkommen liegen größtenteils außerhalb...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osteuropas KI-Plan: Die EU-Digitalwende kommt nicht aus Brüssel
20.06.2025

Mit fünf strategischen Hebeln will Mittel- und Osteuropa die EU-Digitalspitze übernehmen – ein ambitionierter Plan mit Folgen für die...

DWN
Politik
Politik Ex-Minister Jens Spahn unter Druck: Parlament erhält teils geschwärzten Bericht zu Masken-Deals
20.06.2025

Ein vertraulicher Masken-Bericht sorgt für neuen politischen Zündstoff. Die angekündigte Offenlegung im Bundestag bleibt unvollständig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erhöhung Mindestlohn: Kommt 2026 eine Anhebung auf 15 Euro?
20.06.2025

Ende Juni befindet eine Kommission über eine weitere Erhöhung der Lohnuntergrenze. Eine Zahl spielte beim Wahlkampf der SPD eine große...

DWN
Panorama
Panorama Jobcenter zahlt 5000 Euro Bürgergeld für den Autokauf: "Das ist doch irre!"
20.06.2025

5000 Euro Bürgergeld für ein Auto? Das Jobcenter Dortmund sorgt mit einem Pilotprojekt für Aufsehen. Arbeitslose sollen mit Prämien in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Israel und Iran: Der wahre Preis von Krieg, Öl und Exodus
20.06.2025

Raketenhagel, Krieg mit dem Iran, massive Auswanderung – und trotzdem explodieren Börse und Rüstungsexporte. Wie lange kann das...

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis aktuell: Keine Panik, das lehrt die Geschichte
20.06.2025

Die Angriffe Israels auf iranische Energieanlagen lassen den Ölpreis aktuell klettern, Analysten warnen vor einem Flächenbrand in der...