Politik

Terror-Verdacht München: „Die Lage ist völlig unübersichtlich“

In einem Münchner Einkaufszentrum wurde auf Menschen geschossen. Die Polizei geht von mehreren Toten aus. Die Lage sei völlig unübersichtlich, heißt es. In der Stadt herrscht Panik. Die Behörden schließen Terror nicht aus.
22.07.2016 20:43
Lesezeit: 2 min

Bei Schüssen an einem Einkaufszentrum in München sind mehrere Menschen ums Leben gekommen. «Wir rechnen mit mehreren Toten», sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur am Freitagabend. Weitere Menschen wurden verletzt. Die Lage sei völlig unübersichtlich, sagte ein Polizeisprecher am Abend. Zeugen hätten drei verschiedene Personen mit Schusswaffen gemeldet. Der oder die Täter seien noch nicht gefasst, hieß es weiter. Die Landeshauptstadt rief den «Sonderfall» wegen einer «Amoklage» aus. Die Bürger wurden über das Smartphone-Warnsystem Katwarn aufgefordert, ihre Wohnungen nicht zu verlassen.

Nach der Schießerei in München mit mehreren Toten geht die Polizei nach den bisherigen Erkenntnissen laut AFP von einem Terroranschlag aus. "Wir haben einen Terrorverdacht", sagte ein Polizeisprecher am Freitagabend. Dieser bestehe auf Grundlage der Aussagen verschiedener Zeugen.

Unklar war zunächst, ob es in der Innenstadt eine weitere Schießerei gab. Auch dort kam es zu einem Großeinsatz der Polizei, nachdem Menschen schreiend und in Panik in Richtung Stachus geflohen waren. Die Polizei sprach zunächst von einem Fehlalarm, teilte dann aber auch in diesem Fall mit, dass die Lage noch unklar sei.

Der öffentliche Nahverkehr - U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen - wurde ebenso komplett eingestellt wie der Zugverkehr. Der Münchner Hauptbahnhof wurde evakuiert. Ärzte und Schwestern wurden in die Krankenhäuser gerufen.

«Wir wissen derzeit nicht wo sich die Täter befinden. Passt auf Euch auf und meidet nach wie vor die Öffentlichkeit», schrieb die Polizei rund zwei Stunden nach Beginn der Schießerei auf Twitter. «Starke Polizeikräfte in der gesamten City. Wir fahnden mit Hochdruck nach den Tätern», twitterte die Polizei später. dpa-Reporter berichteten von Panik in Teilen der Stadt. Nach der Sperrung des Hauptbahnhofs seien die Menschen über die Gleise geflohen.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) setzten ein Krisentreffen in der Staatskanzlei an.

Von überall in der Stadt eilten Polizisten zu dem Einkaufszentrum. Vor dem OEZ waren zahlreiche Einsatzfahrzeuge der Polizei und auch ein Krankenwagen zu sehen. Die Gegend war abgeriegelt. Über der ganzen Stadt kreisten Hubschrauber.

Schwer bewaffnete Polizisten patrouillierten auch in der U-Bahn-Station am Stachus. Der Marienplatz im Herzen der Stadt war am Abend wie leer gefegt.

Die Schießerei begann nach Angaben der Polizei bei einem Schnellrestaurant am Olympia-Einkaufszentrum. Es sei um 17.52 Uhr losgegangen, sagte Thomas Baumann, stellvertretender Sprecher des Polizeipräsidiums, am Freitag.

Das Olympia-Einkaufszentrum liegt mitten in einem Wohngebiet, zwei U-Bahn-Stationen vom Olympiastadion entfernt. Mit 135 Geschäften ist es eine der größten Shopping-Meilen in München.

Die Polizei rief dazu auf, keine Bilder vom Tatort zu veröffentlichen. «Bitte keine Fotos/Filme von polizeilichen Maßnahmen online stellen. Unterstützt nicht die Täter!», twitterte sie.

Facebook aktivierte am Freitagabend den «Safety Check» («Sicherheitscheck») für München, womit Bewohner mitteilen können, dass sie in Sicherheit sind. Zudem twitterten etliche Bewohner der Stadt den Hashtag #OffeneTür im Kurznachrichtendienst Twitter, um Menschen in München Unterschlupf zu gewähren oder zu suchen.

Erst am Montagabend hatte ein 17-jähriger Flüchtling mit einer Axt und einem Messer vier Touristen aus Hongkong in einem Regionalzug bei Würzburg schwer verletzt. Einsatzkräfte erschossen den Jugendlichen. Offenbar hatte die Tat einen islamistischen Hintergund.

Notizblock

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...

DWN
Politik
Politik Beamte in die Rente? SPD und Experten unterstützen Reformidee
12.05.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas erhält Unterstützung aus der SPD für ihren Vorschlag, künftig auch Beamte, Selbstständige und...