Politik

Türkei: Erdogan sucht Putsch-Unterstützer in Zentralbank

Die türkische Regierung will überprüfen, ob sich bei der Notenbank Putsch-Unterstützer befinden. Eine Gruppe von Notenbankern soll sich für einen hohen Leitzins eingesetzt haben. Die Regierung fordert hingegen eine Niedrigzins-Politik.
22.07.2016 00:26
Lesezeit: 1 min

Der türkische Vize-Ministerpräsident Mehmet Simsek will „doppelt und dreifach“ prüfen, ob in der Zentralbank und im Finanzministerium am Putschversuch beteiligte Personen tätig sind.

Am 15. Juli erreichten die Devisenreserven der Notenbank mit 103 Milliarden Dollar das größte Volumen der vergangenen 14,5 Monate, berichtet die Zeitung Sabah. Der Putschversuch fand in der Nacht vom 15. Zum 16. Juli statt.

Die regierungsnahe Zeitung Yeni Safak berichtet, dass Banker, die der Bewegung von Fethullah Gülen nahe stehen, sich durchgehend dafür eingesetzt haben, den Leitzins in der Türkei möglichst hoch zu halten. Doch für das türkische Wirtschaftswachstum und für Investitionen sei ein niedriger Leitzins und damit eine expansive Geldpolitik wichtig. In der Vergangenheit hätten sich auch während der Niedrigzins-Phasen mehrere Banken dagegen gesträubt, Kredite an die Bürger zu vergeben.

Nach dem gescheiterten Putsch setzte die türkische Zentralbank ihre Serie von Zinssenkungen fort. Sie nahm den Satz für Übernachtkredite von 9,0 auf 8,75 Prozent zurück. Damit hatte die Notenbank bereits den fünften Monat in Folge den Zins gesenkt. Zahlreiche Experten hatten mit diesem Schritt gerechnet, einige aber auch mit einer stärkeren Rücknahme um 0,5 Punkte. Weniger Touristen nach mehreren Anschlägen, steigende Firmenpleiten und viele faule Kredite bei den Banken setzten dem Schwellenland zuletzt zu.

Die Zentralbank signalisierte ihre Bereitschaft, die Geldpolitik weiter zu lockern. „Marktentwicklungen werden genau verfolgt und die notwendigen Liquiditätsmaßnahmen weiter ausgeführt, um die Finanzstabilität zu stützen“, erklärte sie. Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci hatte zu Wochenbeginn gesagt, er erwarte von der Zentralbank eine Fortsetzung ihrer „unerschrockenen“ Zinssenkungen. Billigeres Geld kann die Kreditvergabe für mehr Konsum und Investitionen ankurbeln, was wiederum für zusätzliches Wachstum sorgen kann.

Die Zeitung Aksam berichtet, dass Konteradmiral Ali Suat Aktürk bei Gelingen des Putsches der neue Chef der türkischen Notenbank werden sollte.

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