Politik

Frankreich: Islamisten schneiden Priester während der Messe die Kehle durch

Lesezeit: 2 min
27.07.2016 02:55
Frankreich wird von einer grausamen Terror-Attacke erschüttert: Zwei Islamisten haben am Dienstag einem Priester während des Gottesdienstes die Kehle durchgeschnitten. Danach hielten sie eine Predigt auf Arabisch. Einer der Täter war ein vorbestrafter Krimineller, der auf freiem Vollzug mit einer Fußfessel war.
Frankreich: Islamisten schneiden Priester während der Messe die Kehle durch

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Knapp zwei Wochen nach dem Anschlag von Nizza ist Frankreich erneut Ziel eines islamistischen Anschlags geworden. Zwei Männer stürmten am Dienstag während der Morgenmesse in eine katholische Kirche im Nordwesten, ermordeten einen Priester und verletzten einen Gottesdienstbesucher schwer, wie der Pariser Staatsanwalt François Molins sagte. Die beiden Angreifer, die sich zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannten, wurden erschossen.

Die beiden mit Messern bewaffneten Männer drangen am Morgen in die Kirche von Saint-Etienne-du-Rouvray bei Rouen ein, in der sich der Priester, drei Nonnen und zwei Gemeindemitglieder befanden. Die Männer schnitten dem 1930 geborenen Priester die Kehle durch und verletzten einen 86-jährigen Gottesdienstbesucher schwer am Hals.

Eine der Nonnen konnte laut Molins entkommen und die Polizei alarmieren. Diese versuchte, durch eine kleine Tür mit den Attentätern zu verhandeln, die ihre Geiseln als menschliche Schutzschilde missbrauchten. Schließlich verließen die Nonnen und ein Gottesdienstbesucher die Kirche gefolgt von den Attentätern, von denen einer eine Schusswaffe trug.

Wie der Staatsanwalt weiter berichtete, riefen die Angreifer "Allahu Akbar" (Gott ist groß), bevor sie von den Polizisten vor der Kirche erschossen wurden. Beide Männer hatten Sprengstoffattrappen in Aluminiumfolie umgebunden.

Präsident François Hollande machte sich mit Innenminister Bernard Cazeneuve ein Bild von der Lage vor Ort. Die beiden "Terroristen" hätten sich zum Islamischen Staat (IS) bekannt, sagte Hollande. Auch die IS-Miliz nahm die Attacke für sich in Anspruch: "Zwei Soldaten des Islamischen Staates haben eine Kirche in der Normandie attackiert", erklärte die IS-nahe Agentur Amaq.

Es war der erste Anschlag auf eine katholische Kirche in Europa, zu dem sich der IS bekannte. Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft zog umgehend die Ermittlungen an sich. Ein 16-jähriger Verdächtiger wurde festgenommen, zwei Wohnungen wurden durchsucht.

Die Ermittler identifizierten einen der beiden Angreifer am Abend als den 19 Jahre alten Adel Kermiche. Er hatte laut Molins im vergangenen Jahr zwei Mal vergeblich versucht, nach Syrien zu reisen. Das erste Mal wurde er im März 2015 in Deutschland, beim zweiten Versuch Mitte Mai 2015 in der Türkei festgenommen. Nachdem er von der Türkei nach Frankreich überstellt worden war, wurde Kermiche in Untersuchungshaft genommen, kam aber unter strengen Auflagen mit einer elektronischen Fußfessel wieder frei.

Laut Molins stand er zum Tatzeitpunkt bei seinen Eltern unter Hausarrest und durfte deren Wohnung nur wenige Stunden am Vormittag verlassen. Der zweite Angreifer wurde bislang nicht offiziell identifiziert.

Hollande rief die Franzosen in einer abendlichen Fernsehansprache zum Zusammenhalt auf. Mit Geschlossenheit würden die Franzosen "den Krieg gegen den Hass und den Fanatismus gewinnen". Premierminister Manuel Valls sprach von einem "barbarischen Angriff", der "ganz Frankreich und alle Katholiken" schockiert habe.

Der Vatikan verurteilte den "barbarischen Mord" und sprach von "grauenvoller Gewalt". Hollande telefonierte später mit Papst Franziskus. Die französische Bischofskonferenz rief die Katholiken in Frankreich für Freitag zu einem "Tag des Fastens und des Gebets" auf. Auch die Vertreter der jüdischen und muslimischen Religionen verurteilten die Tat.

Frankreichs konservativer ehemaliger Staatschef Nicolas Sarkozy forderte eine "tiefgreifende Änderung" im Kampf gegen den Terrorismus. Die Vorsitzende der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, machte "all jene, die uns seit 30 Jahren regieren", für die Tat verantwortlich.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erklärte, die Täter hätten "Hass zwischen den Religionen" schüren wollen, doch würden sich die Christen "der Atmosphäre von Hass und Gewalt nicht anschließen". Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) beklagte, der "fanatische, mörderische Hass macht jetzt noch nicht einmal Halt vor Gotteshäusern und Gläubigen". Die US-Regierung verurteilte die "schreckliche terroristische Attacke".


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident, Wolodymyr Selenskyj, dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder, Baerbock und...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...