Finanzen

Euro-Krise kehrt zurück: Staatsanleihen Portugal unter Druck

Lesezeit: 1 min
18.08.2016 02:29
Nach einem skeptischen Kommentar der Rating-Agentur DBRS haben sich die Risikoaufschläge portugiesischer Staatsanleihen deutlich erhöht. Auch Papiere anderer Euro-Südländer legten zu. Die Episode zeigt, wie leicht sich mit öffentlichen Kommentaren Kurse beeinflussen lassen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Portugal spürt nach kritischen Äußerungen einer Rating-Agentur Gegenwind am Kapitalmarkt. Die Rendite der zehnjährigen Anleihe schnellte am Mittwoch auf 2,91 Prozent in die Höhe. Der Anstieg fiel so stark aus wie zuletzt Ende Juni, als eine Mehrheit in Großbritannien für den Austritt aus der EU gestimmt hatte. Die Renditen zweijähriger portugiesischer Anleihen stiegen am Mittwoch um über 20 Prozent auf aktuell 0,6 Prozent, jene von fünfjährigen Papieren um gut 3 Prozent auf 1,76 Prozent. Je geringer die Bonität eines Landes an den Kapitalmärkten eingeschätzt wird, desto höher fällt die Rendite der Staatsanleihe aus.

Die Papiere Portugals waren unter Verkaufsdruck geraten, nachdem ein Manager der Rating-Agentur DBRS im Gespräch mit Reuters verstärkte Sorge über die Wachstumsaussichten des Landes geäußert hatte.

Portugal musste 2011 das Kredit-Programm der EU in Anspruch nehmen und konnte diese erst 2014 verlassen, nachdem es mit 78 Milliarden Euro vor der Staatsinsolvenz bewahrt worden war. Nun profitiert das Land vom Anleihekaufprogramm der EZB, welches Lissabon ebenso wie andere Euro-Staaten faktisch vor höheren Kreditkosten am Markt bewahrt. Doch Portugals Teilnahme hängt am seidenen Faden: DBRS bestätigte zuletzt die Mindestanforderung für die Kreditwürdigkeit und bewahrte es davor, aus dem Programm herauszufallen.

Auch die Renditen der Staatsanleihen anderer Euro-Südländer stiegen zuletzt merklich an. Griechische zweijährige Papiere rentierten am Mittwoch mit etwa 7, 1 Prozent – ein Anstieg von rund 4 Prozent gegenüber dem Vortag. Spanische Anleihen mit Laufzeiten von fünf und zehn Jahren rentierten ebenfalls wieder mehr – die zweijährigen Anleihen gaben etwas nach. Bei den italienischen Pendants stiegen die Renditen bei zwei- und zehnjährigen Papieren.

DBRS-Manager Fergus McCormick sagte Reuters, es bleibe zwar beim stabilen Ausblick für das iberische Land. Doch die Wachstumsaussichten seien offenbar im dritten Quartal weiter schwach. Die Wirtschaft hatte im Frühjahr nur um 0,2 Prozent zugelegt. Portugal ist ebenso wie Spanien wegen überhöhter Defizite ins Visier der EU-Kommission geraten. In Lissabon hat die sozialistische Regierung Reformen der konservativen Vorgänger rückgängig gemacht. Das Land muss Brüssel im Oktober eine Liste mit Sparvorschlägen zuschicken, mit denen die von der EU geforderte Defizitobergrenze von drei Prozent wieder eingehalten werden kann. Danach will DBRS die Kreditwürdigkeit des Landes erneut bewerten.


Mehr zum Thema:  

DWN
Panorama
Panorama Migration, Terrorgefahr und Krieg: Die größten Sorgen der EU-Bürger
24.11.2024

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wird von Menschen in Osteuropa als ernste Bedrohung wahrgenommen. Doch betrachtet man die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen: Wo die Probleme in Deutschland liegen und was passieren muss
24.11.2024

In Deutschland gab es in den vergangenen Jahren größere Versäumnisse, sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft, die das Wachstum...

DWN
Politik
Politik Kommt die Wegzugsbesteuerung für deutsche Fondsanleger? Neues Hindernis gegen die Abwanderung ins Ausland beschlossen
23.11.2024

Eine geplante Wegzugsbesteuerung bei Investmentfonds soll zunehmende Abwanderung von Geld und Fachkräften aus Deutschland stoppen! Wie die...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
23.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
23.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....

DWN
Panorama
Panorama 2050: Was erwartet Kinder in der Zukunft?
23.11.2024

Klimawandel, technologische Entwicklungen und demografische Veränderungen werden das Aufwachsen von Kindern in der Zukunft prägen, so die...

DWN
Technologie
Technologie Elektrifizierung: Wind und Solar boomen, doch Kohle bleibt der weltweit bedeutendste Energieträger
23.11.2024

Der Ausbau emissionsfreier Energieerzeugungskapazitäten schreitet in Rekordtempo voran. Doch auch die Nutzung von Kohle zur Stromerzeugung...

DWN
Panorama
Panorama Plastikmüll bekämpfen: UN-Abkommen soll globale Umweltverschmutzung eindämmen
23.11.2024

Plastikmüll ist eine wachsende Gefahr für Umwelt und Meere. Forschende aus den USA zeigen, wie vier Maßnahmen den falsch entsorgten...