Finanzen

Gegen Deutschland: Großbritannien nützt das schwache Pfund als Waffe

Die britische Regierung nützt den EU-Austritt, um das Pfund zu schwächen und so die Exporte anzukurbeln. London wird in den kommenden Monaten jede Gelegenheit nutzen, um sich im globalen Währungskrieg Vorteile zu verschaffen. Den Schaden haben die Deutschen, wie das Beispiel von Opel zeigt.
20.08.2016 01:53
Lesezeit: 2 min
Gegen Deutschland: Großbritannien nützt das schwache Pfund als Waffe
Die Entwicklung des Pfund am Freitag. (Grafik: ariva.de)

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Das britische Pfund reagierte am Freitag auf Gerüchte, wonach Großbritannien bis zum April kommenden Jahres mit den Austrittsgesprächen beginnen möchte, mit Kursverlusten. Binnen weniger Minuten sackte der Eurokurs von einem Niveau bei etwa 1,16 Euro auf rund 1,15 Euro ab. Daran kann man ersehen, dass die Regierung in London entschlossen ist, die Abwertung der Währung im globalen Währungskrieg voranzutreiben. EU-Gegner wie Daniel Hannan hatte während der Kampagne stets betont, dass das Pfund deutlich überwertet sei und eine Korrektur brauche.

Premierministerin May und ihr Team tendieren zur ersten Jahreshälfte 2017 als besten Moment, um mit den Austrittsgesprächen zu beginnen, zitiert Bloomberg zwei britische Beamte.

„Während Berichte britischer Medien zuletzt suggerierten, dass Theresa May bis Ende 2017 warten wird, bevor sie mit konkreten Austrittsgesprächen beginnt, ist ihr ein Handeln bis zum April 2017 offenbar lieber, weil sich Deutschland und Frankreich dann auf große Wahlen vorbereiten“, schreibt Bloomberg. „Ein Treffen der europäischen Staatschefs im März könnte der geeignete Ort sein, um Artikel 50 des Lissabon- Vertrags zu aktivieren.“

Das Pfund Sterling hat am Donnerstag angesichts guter Konjunkturdaten zugelegt. Die britische Währung stieg um rund ein Prozent auf 1,3173 Dollar. Zugleich verlor der Euro 0,8 Prozent auf 85,92 Pence. Händler verwiesen auf den überraschend starken Anstieg der Einzelhandelsumsätze im Juli gegenüber dem Vorjahr um 5,9 Prozent. Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Plus von 4,2 Prozent gerechnet. Auch im Monatsvergleich war das Plus mit 1,4 Prozent deutlich höher als mit 0,2 Prozent erwartet ausgefallen.

Die schwache Währung schadet vor allem den deutschen Mitbewerbern. Ein gutes Beispiel ist Opel: In Rüsselsheim und Eisenach werde im weiteren Jahresverlauf Kurzarbeit eingeführt, sagte ein Sprecher der General-Motors -Tochter am Freitag. Das Ausmaß werde in hohem Maße von den Verkaufszahlen der Modelle Insignia und Corsa in Großbritannien abhängen. Für beide Fahrzeuge ist das Land der größte Markt. Nach Informationen des "Spiegel" soll im Werk Rüsselsheim wegen schwacher Verkaufszahlen des Insignia in diesem Jahr über 28 Tage kurz gearbeitet werden.

Das Brexit-Votum werde zudem einen Einfluss auf die finanziellen Ergebnisse von Opel in Europa haben, sollte das britische Pfund für den Rest des Jahres auf dem aktuellen Niveau verharren, bekräftigte der Opel-Sprecher. Die Briten hatten sich am 23. Juni für einen Austritt aus der Europäischen Union ausgesprochen. Das Pfund war daraufhin auf ein 31-Jahres-Tief abgestürzt und notiert nach einer leichten Erholung aktuell bei 1,31 Dollar - Mitte Juni kostete die britische Währung noch rund 1,45 Dollar. Der Opel-Mutterkonzern GM rechnet nach Angaben von Ende Juli mit Kosten von bis zu 400 Millionen Dollar durch die Brexit-Abstimmung.

Die GM-Tochter Vauxhall produziert zwar in Großbritannien, der größte Teil der dort verkauften Wagen wird von Opel jedoch aus der EU dorthin geliefert. Wegen des schwachen britischen Pfunds fallen dadurch Währungsverluste an. Nach einer Umfrage der Bank of England mehren sich zudem die Anzeichen für eine Abkühlung der britischen Wirtschaft. Die Notenbank stemmt sich mit niedrigeren Zinsen und einer Geldflut gegen eine drohende Rezession.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...