Finanzen

Weltwirtschaft in der Krise: Eine der größten Reedereien meldet Insolvenz an

Die führende südkoreanische Reederei Hanjin muss Insolvenz anmelden. Die Zahlungsunfähigkeit der weltweit siebtgrößten Gesellschaft für den Containerhandel ist Ausdruck einer tiefgreifenden Krise im Welthandel. Zahlreiche mit Containern beladene Schiffe sind an verschiedenen Häfen gestrandet.
02.09.2016 03:14
Lesezeit: 2 min
Weltwirtschaft in der Krise: Eine der größten Reedereien meldet Insolvenz an
Wachstumserwartungen der US-Wirtschaft im Zeitverlauf. (Grafik: Zerohedge.com)

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die weltweite Schifffahrtskrise führt zu einer Großpleite in der Branche. Südkoreas führende Container-Reederei Hanjin Shipping beantragte am Mittwoch die Insolvenzverwaltung und die Sperrung von Vermögenswerten, wie das zuständige Gericht mitteilte. Das Zentrale Bezirksgericht in Seoul müsse nun entscheiden, ob die weltweit siebtgrößte Container-Reederei erhalten bleibt oder liquidiert wird, sagte ein Richter zu Reuters. Der Branchenzweite im Land, die Reederei Hyundai Merchant Marine, prüfe bereits die Übernahme von gewinnbringenden Frachtern und von Mitarbeitern, teilte Südkoreas Finanzkommission mit. Die Gläubigerbanken von Hanjin Shipping hatten am Dienstag ihre Unterstützung gekappt.

Zahlreiche Schiffe mit Container-Ladungen sind infolge der Insolvenz gestrandet. Viele Elektronik-Hersteller müssen nun auf Teile warten. LG hat angekündigt, sich umgehend nach Alternativen umsehen zu wollen. Lieferverzögerungen und Produktionsunterbrechungen sind möglich. Cho Kyung-kyu vom Branchenverband Freight Forwarders Association sagte dem englischsprachigen Dienst von Reuters, die Pleite werde Auswirkungen auf die gesamte Branche haben.

Der Bankrott von Südkoreas Branchenprimus wäre der Beratungsfirma Alphaliner zufolge weltweit der bislang größte in der Branche. Hanjin-Angaben zufolge verwehrten Häfen in aller Welt den Frachtschiffen des Konzerns den Zugang. Sie fürchten, dass das Unternehmen ihnen keine Gebühren mehr bezahlen kann. Ende 2015 war der Schuldenberg von Hanjin auf umgerechnet rund 4,5 Milliarden Euro angestiegen. Weltweit leiden Reedereien unter Überkapazitäten und einer abnehmenden Nachfrage.

Auf die abnehmende Nachfrage im Containerhandel reagieren andere Konzerne inzwischen mit Fusionen. So schließt sich die deutsche Reederei Hapag-Lloyd mit der United Arab Shipping Company (UASC) zu einem Gemeinschaftsunternehmen zusammen. Hapag-Lloyd werde nach der Integration über eine Flotte von 237 Schiffen verfügen und in den Kreis der fünf weltweit größten Containerschiff-Reedereien aufrücken. Erst vor einem Jahr hatte Hapag-Lloyd die Fusion mit der chilenischen Großreederei CSAV abgeschlossen.

Auch die Banken sind betroffen – insbesondere norddeutsche Landesbanken. Die NordLB versucht derzeit, ihre ausfallgefährdeten Schiffskredite im Gesamtvolumen von circa 18 Milliarden Euro auszulagern. Sie glaubt nicht mehr, dass sich die Lage in der Branche grundlegend erholen wird.

Die schwierige Lage des Seehandels ist Folge des nachlassenden Wachstums in der Weltwirtschaft. Die Konjunktur in China kühlt sich seit Monaten ab, weil das Land sein Wirtschaftsmodell von der bislang dominierenden exportorientierten Produktion auf eine Binnenmarkt-orientierte Dienstleistungs-Ökonomie umstellt. Japan und die EU verzeichnen ebenfalls eher schwache Impulse. In den USA mehren sich die Zeichen dafür, dass das Wachstum deutlich nachlässt. Derzeit pendelt es sich auf das Jahr gesehen bei rund einem Prozent ein – ein Wert, der weit unter den Erwartungen zu Jahresbeginn liegt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...