Finanzen

IWF zeichnet ein düsteres Bild von der Weltwirtschaft

Der IWF räumt ein, dass die Krise der Weltwirtschaft noch erheblich länger dauern dürfte. Offenkundig sind die Exzesse der Zentralbanken nicht nachhaltig. Auf die Bürger kämen „Anpassungen und Veränderungen“ zu.
04.09.2016 02:02
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt vor dem G20-Gipfel im chinesischen Hangzhou angesichts von Krisen und der mangelnden Bereitschaft zu Reformen vor einem Schwächeanfall der Weltwirtschaft. „Die jüngsten Daten zeigen gedämpfte Aktivitäten, weniger Wachstum im Handel und eine sehr niedrige Teuerung, was auf ein noch schwächeres Wachstum der Weltwirtschaft dieses Jahr hindeutet“, schrieb der Fonds in einem am Donnerstag veröffentlichen Bericht für die G20-Staats- und Regierungschefs.

2016 werde das fünfte Jahr in Folge sein, in dem das globale Wachstum unter dem Durchschnittswert von 3,7 Prozent aus den Jahren 1990 bis 2007 liegen werde, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde. „Das politische Pendel tendiert derzeit gegen die wirtschaftliche Öffnung. Ohne kraftvolle politische Gegenmaßnahmen könnte die Welt lange an einem enttäuschenden Wachstum leiden.“

Das Ziel des G20-Gipfels von Brisbane im Jahre 2014, binnen fünf Jahren die globale Wirtschaft auf einen zwei Prozent höheren Wachstumspfad zu steuern, sei ohne zusätzliche Maßnahmen in vielen Ländern außer Reichweite. Europa sei wegen Unsicherheiten nach dem Brexit-Votum der Briten zudem besonders belastet.

„Auch auf längere Sicht bleiben die Aussichten enttäuschend“, warnte der IWF. Angesichts der vielfältigen Wachstumsgefahren drängte er die großen Schwellen- und Industrieländer der G20 zu einer „energischen, umfassenden und gut-kommunizierten Politik“. Teil dessen müsse eine engere Kooperation auf weltweiter Basis sein. Dabei müssten die Regierungen ihre Politik besser vermitteln.

Das sei insbesondere bei den Bürgern wichtig, auf die Anpassungen und Veränderungen zukämen. Der Fonds sieht wachsende Ängste gegenüber Globalisierung und Reformen. Dies sei auch der sozialen Ungleichheit in vielen Ländern geschuldet. Dies könnte in eine negative Abwärtsspirale zum Schaden des freien Welthandels und von Strukturreformen führen.

Dabei seien gerade Strukturreformen ein entscheidendes Mittel, um das weltwirtschaftliche Wachstum zu stärken. In Ländern mit immer noch zu schwacher Nachfrage sollte die Geld- und die Finanzpolitik stärker eingreifen, um das Wachstum zu fördern. In Regionen, in denen die Geldpolitik ihre Spielräume weitgehend ausgeschöpft habe, liege es an der Finanzpolitik, aktiver zu werden. Zudem sollten Länder, die den Spielraum dafür hätten, über zusätzliche öffentliche Investitionen und mit steuerlichen Impulsen für eine stärkere Belebung der Volkswirtschaften sorgen.

Die Anzeichen für eine Verlangsamung des Wachstums mehren sich derzeit. Am Donnerstag gab es überraschend maue Zahlen von Industrie und Bau in den USA. Die Industrie schrumpfte im August unerwartet und der Einkaufsmanagerindex sank zum Vormonat um 3,2 Punkte auf 49,4 Zähler, wie aus einer Firmenumfrage des Institute for Supply Management (ISM) hervorgeht. Das Barometer liegt nun unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 52,0 Zähler gerechnet. Die Betriebe verzeichneten sinkende Aufträge und bauten verstärkt Jobs ab. „Die Zahlen enttäuschen und Zinserwartungen dürften tendenziell verdrängt werden“, sagte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. Zu einer Enttäuschung kam es auch bei den Bauausgaben. Sie verharrten im Juli auf dem Niveau von Juni, wie das Handelsministerium mitteilte. Experten hingegen hatten einen Anstieg um 0,5 Prozent erwartet, nach einem Plus von 0,9 Prozent im Juni. Während private Bauherren ihre Ausgaben zuletzt steigerten, gingen diese bei der öffentlichen Hand spürbar zurück.

Am Mittwoch wurde darüber hinaus bekannt, dass die weltweit siebtgrößte Container-Reederei Hanjin aus Südkorea Insolvenz anmelden muss. Hanjin ist damit das erste prominente Opfer des Abschwungs im internationalen Seehandel. Der Finanzblog Finanzmarktwelt bezeichnet den Bankrott der Reederei als erstes sichtbares Zeichen einer neuen Weltwirtschaftskrise.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...

DWN
Finanzen
Finanzen Hochsteuerland: Staat zockt Menschen ab - Von einem Euro bleiben Arbeitnehmern nur 47 Cent
10.07.2025

Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der...