Politik

Bundesregierung überlegt Sanktionen gegen Russland wegen Syrien

Lesezeit: 1 min
05.10.2016 17:31
Die Bundesregierung - notabene die SPD - macht sich gemeinsam mit den Grünen für neue Sanktionen gegen Russland stark. Als Anlass soll diesmal der russische Syrien-Einsatz gelten. Russland kämpft in Syrien gegen die Terror-Miliz -IS, die noch bis vor kurzem vom Westen als ernste Gefahr eingestuft wurde.
Bundesregierung überlegt Sanktionen gegen Russland wegen Syrien

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der SPD-Politiker Gernot Erler hat sich sehr besorgt über eine militärische Eskalation zwischen den USA und Russland geäußert. "Nach der Entwicklung seit Montag im Syrien-Konflikt ist die Gefahr einer unmittelbaren Konfrontation zwischen den Vereinigten Staaten und Russland nicht auszuschließen", sagte der Russland-Beauftragte der Bundesregierung am Mittwoch im ZDF-Interview. "Es gibt eine ganze Reihe von Signalen aus Russland, die zeigen, dass man im Augenblick vor keiner Konfrontation zurückschreckt."

Tatsächlich haben die USA erste Überlegungen angestellt, Russen und Syrer in Syrien mit sogenannten "kinetischen" Angriffen zu überraschen.

Erler nennt die Aussetzung des Plutonium-Vernichtungsabkommens ebenso wie die Stationierung von S300- und S400-Flugabwehr-Systemen in Syrien. Die sei eine Warnung an die US-Seite, nicht stärker militärisch in Syrien einzugreifen. "Das zeigt, es ist eine äußerst kritische Situation", sagte Erler. Die US-Regierung werde darauf reagieren: "Wir hören aus Washington, dass dort im Augenblick ein militärisches Vorgehen neben den diplomatischen, geheimdienstlichen und wirtschaftlichen Optionen geprüft wird."

Diese Position ist bemerkenswert, weil sie auf zweierlei hinweist: Zum einen haben die Amerikaner ihre militärischen Pläne gegen Russland in Syrien offenbar schon weiter vorangetrieben als bisher bekannt. Zum anderen deutet sich an, dass Deutschland an der Seite der USA Position gegen Russland beziehen wird. Denn die Schlüsse, die Erler in dem öffentlich-rechtlichen Sender zieht, sind von der Realität nicht gedeckt: Die Drohung des Rückzugs aus der Abrüstung ist eine Folge der Nato-Osterweiterung und auf die britische Ankündigung, die Atomwaffen zu erneuern.

Zum zweiten kann man den Eindruck gewinnen, dass das ursprünglich ausgegebene Ziel, nämlich der Kampf gegen islamistische Terroristen und Söldner in Syrien in den Hintergrund geraten ist.

In der Logik des Kalten Krieges hat Deutschland entsprechend Ideen, wie Russland in die Schranken gewiesen werden kann: Es gebe erste Überlegungen für neue Sanktionen gegen Russland wegen der Syrien-Politik, sagte Erler. Zuvor hatten bereits Grünen-Politiker Sanktionen gegen Russland gefordert, weil die russische und die syrische Luftwaffe Stadtviertel in der Stadt Aleppo bombardieren. Am Mittwochnachmittag treffen sich die politischen Direktoren der Außenministerien der USA, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens und Deutschlands in Berlin. Ziel ist es, Wege zur Eindämmung der Gewalt in Syrien zu finden. Die amerikanisch-russischen Vermittlungsversuche waren kürzlich abgebrochen worden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...