Finanzen

Gegen den Dollar: China verkauft in großem Umfang US-Staatsanleihen

China und Saudi-Arabien verkaufen in großem Stil amerikanische Staatsanleihen. Der Trend ist gefährlich für die USA. Beide Staaten gehören zu den größten US-Gläubigern.
20.10.2016 01:22
Lesezeit: 1 min
Gegen den Dollar: China verkauft in großem Umfang US-Staatsanleihen
Entwicklung der Verkäufe von US-Staatsanleihen durch ausländische Zentralbanken. (Grafik: TIC/Zerohedge)

Ausländische Zentralbanken und Staatsfonds haben im Juli US-Staatsanleihen (Treasuries) in großem Stil abgestoßen. Dies geht aus einem aktuellen Bericht des US-Finanzministeriums hervor. Damit setzt sich ein Trend fort, der schon seit einigen Monaten anhält. Besonders eifrig verkauft werden die Papiere von China und Saudi-Arabien, welche zu den größten Gläubigern der USA zählen.

Dem Bericht zufolge haben ausländische Gegenparteien im Juli des laufenden Jahres Staatstitel im Gesamtumfang von 22,3 Milliarden Dollar abgestoßen. Der gesamte Bestand ausstehender US-Staatsanleihen ist inzwischen auf rund 2,804 Billionen Dollar gesunken, nachdem er im November 2015 zum vorerst letzten Mal über der Marke von 3 Billionen Dollar lag.

Auf Sicht des Jahres zwischen Juli 2015 und Juli 2016 belaufen sich die Verkäufe ausländischer Zentralbanken an Treasuries auf 346,4 Milliarden Dollar, berichtet der Finanzblog Zerohedge.

Auffallend ist die Geschwindigkeit, mit der China und Saudi-Arabien ihre finanziellen Ansprüche gegen den amerikanischen Staat zurückfahren. „Unter den größten Verkäufern auf Marktpreisbasis war wenig überraschenderweise China, das im Juli 34 Milliarden Dollar an Staatstiteln abstieß, so viel wie seit 2012 nicht mehr. Die gesamten Ansprüche des Landes gegenüber dem US-Finanzministerium liegen aktuell bei 1,185 Billionen Dollar“, schreibt Zerohedge. „Aber es war nicht nur China: Saudi-Arabien hat ebenfalls seine Treasuries weiter abgebaut. Im August meldete das Land einen Rückgang der ausstehenden Gesamtforderungen von 96,5 Billionen Dollar auf 93 Billionen Dollar.

Hält der Trend an, könnte er langfristig das Vertrauen in den Dollar und in die Refinanzierungsmöglichkeit der USA an den Kapitalmärkten schwächen und andere Gläubiger zu ähnlichen Verkaufsprogrammen veranlassen.

Zerohedge zufolge verfolgen die beteiligten Staaten unterschiedliche Interessen mit den Verkäufen. „Wie wir bereits erwähnt haben wird es immer offensichtlicher, dass Zentralbanken, Staatsfonds und Währungsmanager und fast jede andere Institution, die in Besitz von US-Staatsanleihen ist, diese Anlagen mit hoher Geschwindigkeit abstoßen möchte. China möchte damit den Druck der Abwertung seiner Währung kompensieren, Saudi-Arabien will das steigende Haushaltsdefizit ausgleichen.“

Möglich ist aber auch, dass einige Staaten ihre finanziellen Ansprüche gegenüber den USA schrittweise zurückfahren, um ihr Gläubiger-Risiko zu reduzieren. Die Verschuldung der Vereinigten Staaten hat mit über 19,7 Billionen Dollar mittlerweile einen besorgniserregenden Umfang angenommen. Allein seit dem Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama sind die Schulden um über 9 Billionen Dollar gewachsen. Zwischen September 2015 und September 2016 stiegen sie um rund 1,4 Billionen Dollar.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China dreht der Welt den Rohstoffhahn zu - Industrie droht der Stillstand
19.05.2025

Mitten im geopolitischen Machtpoker nutzt China seine Dominanz bei seltenen Erden als Waffe – und bringt westliche Industrien ins Wanken....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Innere Kündigung: Frühzeitig erkennen und wirksam handeln
19.05.2025

Eine Kündigung kommt in der Regel nicht einfach aus dem Nichts. Oft zeigen Mitarbeiter Anzeichen dafür, dass sie das Unternehmen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fachkräftemangel hausgemacht: Nach Corona-Lockdown und Dauermigration fast 3 Millionen Menschen ohne Berufsabschluss
19.05.2025

Trotz immenser Zuwanderung, leere Lehrstellen und Fachkräftemangel: Fast 3 Millionen junge Erwachsene in Deutschland haben keinen...

DWN
Politik
Politik Gasfunde in der Schwarzmeerregion: Türkei meldet strategischen Energieerfolg – Erdgasvorkommen mit enormem Wert
19.05.2025

Die Türkei entdeckt im Schwarzen Meer neue Erdgasvorkommen von enormem Wert. Der Fund unterstreicht Ankaras anhaltenden Kurs in Richtung...

DWN
Panorama
Panorama Zwei Tote bei Unfall in New York: Segelschiff rammt Brooklyn Bridge – was wir wissen
19.05.2025

Dramatische Szenen am East River: Ein Segelschulschiff der mexikanischen Marine stößt mit der weltberühmten Brooklyn Bridge in New York...

DWN
Politik
Politik Russland-Sanktionen: Ukraine-Partner erhöhen den Druck auf Moskau
19.05.2025

Kurz vor einem geplanten Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin haben Deutschland, die USA sowie...

DWN
Politik
Politik Pro-Europäischer Sieg bei Rumänien-Wahl: Nicusor Dan wird Präsident
19.05.2025

Erleichterung von Brüssel bis Kiew: Nach dem Triumph des pro-europäischen Kandidaten Nicusor Dan bei der Rumänien-Wahl äußerten sich...

DWN
Panorama
Panorama Auswandern in die Schweiz: Die Sehnsucht nach dem besseren Deutschland
19.05.2025

Immer mehr Deutsche denken daran, das Land zu verlassen – besonders oft AfD-Wähler. Das bevorzugte Ziel: die Schweiz. Was offenbart...