Finanzen

Bezahlen mit Scheck verliert rasant an Bedeutung

Staatliche Institutionen und Banker wollen den Scheck als Zahlungsmittel abschaffen. Nur Frankreich wehrt sich noch.
07.11.2016 00:42
Lesezeit: 1 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In Deutschland ist er schon fast ausgestorben, bei vielen europäischen Nachbarn auch, doch in Frankreich hat der Scheck noch eine Heimat. Trotz aller Bemühungen der staatlichen Institutionen, die Zahlungsmethode zu verdrängen, wollen insbesondere kleine Firmen und Selbstständige nicht von ihr lassen. Erst kürzlich scheiterte die Regierung in der Nationalversammlung mit dem Vorhaben, die Gültigkeit von Schecks auf sechs Monate zu halbieren.

Dass das Stück Papier in Europa überhaupt noch nennenswert in Nutzungsstatistiken auftaucht, geht fast ausschließlich auf Frankreich zurück. Laut einer Statistik der Europäischen Zentralbank (EZB) entfielen 2015 rund 84 Prozent aller per Scheck geleisteten Zahlungen in der Eurozone auf Frankreich. Demnach wurden in Frankreich vergangenes Jahr mehr als hundertmal so viele Transaktionen via Scheck abgewickelt als in Deutschland.

Zwar geht auch im Nachbarland die Schecknutzung immer weiter zurück. 1975 wurden laut der französischen Notenbank noch 75 Prozent aller Zahlungen per Scheck abgewickelt, 2014 waren es lediglich zwölf Prozent. Doch der endgültige Sturz in die Bedeutungslosigkeit lässt bislang auf sich warten.

Dabei bemüht sich der Staat nach Kräften, dem als teuer und unzuverlässig kritisierten Scheck den Todesstoß zu versetzen. Unter anderem dürfen Zahlungen an Notare über mehr als 3000 Euro ausschließlich per Überweisung beglichen werden. Bei öffentlichen Stellen können nur Schecks mit einem Wert von maximal 300 Euro eingereicht werden. Insgesamt wird versucht, den Zahlungsverkehr mit Behörden und Institutionen stärker auf elektronische Methoden umzustellen.

Auch in der Finanzwelt wären viele den Scheck gern los. „Das ist doch ein Dinosaurier im Bankwesen“, sagt ein Branchenkenner. Die Banker fragten sich, „wie sie sich davon befreien können“.

Hintergrund ist vor allem der große Aufwand für die Bearbeitung der Papierstücke. Im Jahr 2012 schätzte das französische Finanzministerium die jährlichen Kosten für die Banken auf rund 2,5 Milliarden Euro.

Der Durchschnittsbürger ist nach Darstellung des französischen Verbraucherverbands CLCV nicht das zentrale Problem bei der Beerdigung des Schecks. „Die Privatleute sperren sich immer weniger gegen neue Zahlungsmethoden“, sagt CLCV-Präsident Rein-Claude Mader. Doch Freiberufler, Selbstständige sowie kleine und mittlere Unternehmen nutzten eben weiterhin gern den Scheck.

Der Handwerkerverband UPA und der Selbstständigenverband verweisen auf hohe Leihgebühren und laufende Kosten für Zahlungsterminals. „Wenn es Alternativen mit akzeptablen Kosten gibt, werden sie angenommen, aber noch sind wir nicht bereit, die Schecknutzung aufzugeben“, sagt Guilhem Darré vom Selbstständigenverband. Auch Pierre Burban vom Verband UPA kritisiert die Banken – diese hätten bislang keine „einfachen und günstigen“ Alternativen angeboten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...

DWN
Politik
Politik Zweite Kanzlerreise: Erwartungen an Merz in Brüssel steigen
09.05.2025

Nur drei Tage nach seinem Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner zweiten Kanzlerreise aufgebrochen – Ziel ist...

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley wankt: Zölle, Zoff und zerplatzte Tech-Träume
08.05.2025

Während Europa auf seine Rezession zusteuert und China seine Wirtschaft auf staatlicher Kommandobasis stabilisiert, gibt es auch im sonst...

DWN
Panorama
Panorama Verkehrswende: Ariadne-Verkehrswendemonitor zeigt Entwicklung auf
08.05.2025

Wie sich die Verkehrswende in Deutschland aktuell entwickelt, ist nun auf einer neuen Onlineplattform des Potsdam-Instituts für...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bewältigen: 7 Strategien für finanzielle Stabilität, weniger Belastung und einen nachhaltigeren Lebensstil
08.05.2025

Wer die eigenen Ausgaben kennt, kann gezielt handeln. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr Geld. Mit Budgetplanung und klugem Konsum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau: Bedeuten die Trump-Zölle das Ende einer deutschen Schlüsselindustrie?
08.05.2025

Der Maschinenbau befindet sich seit Jahren im Dauerkrisenmodus. Nun droht die fatale Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump zum...