Politik

Russland-Freund bei Präsidenten-Wahl in Bulgarien vorn

Der Russland-Freund Radew hat offenbar die erste Runde der Präsidenten-Wahl in Bulgarien gewonnen. Er ist unter anderem gegen die EU-Sanktionen.
07.11.2016 00:43
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bei der ersten Runde der Präsidentenwahl in Bulgarien hat ersten Prognosen zufolge überraschend der Oppositionskandidat Rumen Radew gewonnen. Der für die Sozialisten ins Rennen gegangene frühere Luftwaffenkommandeur habe die konservative Kandidatin Zezka Zatschewa hinter sich gelassen, hieß es in den am Sonntagabend veröffentlichten Prognosen. Sollte sich der Sieg von Radew bestätigen, wäre dies eine enorme Schlappe für Regierungschef Boiko Borissow.

Radew habe zwischen 24,8 und 26,7 Prozent der Stimmen erhalten, hieß es in den nach Schließung der Wahllokale veröffentlichten Prognosen, die sich auf Nachwahlbefragungen stützten. Die von Borissow ins Rennen geschickte Zatschewa kam demnach nur auf 22,5 bis 23,5 Prozent. Das offizielle Ergebnis soll erst am Montag verkündet werden. Da beide Kandidaten klar die absolute Mehrheit verfehlten, kommt es nun am 13. November zu einer Stichwahl zwischen ihnen.

Radew hatte im Wahlkampf vor allem auf seine Forderung nach besseren Beziehungen zu Moskau gesetzt. Der 53-Jährige sprach sich unter anderem für die Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Russland aus. Zatschewa wiederum vertrat die Linie von Regierungschef Borissow mit seiner Anbindung an EU und Nato. Dieser hatte vor dem Urnengang gedroht, er werde zurücktreten und vorgezogene Parlamentswahlen ansetzen, wenn seine Kandidatin im ersten Durchgang nicht gewinnen sollte.

Der private US-Geheimdienst Stratfor kommt in einer interessanten Analyse zu dem Ergebnis, dass Bulgarien wegen der Zentrifugalkräfte in der EU eines Tages nur noch die Nato als Bindeglied zum Westen sehen könnte. Stratfor meint, dass Russland keine Bedrohung für Bulgarien darstelle, weshalb sogar die Nato-Mitgliedschaft langfristig in Frage gestellt werden könnte. Als größtes Problem sieht Stratfor die Überalterung der Bevölkerung, wegen der wirtschaftliches Wachstum nur schwer zu erreichen sein werde.

Borissow selbst hatte die Präsidentschaftswahl zum Stimmungstest für seine Gerb-Partei erklärt. Er hatte seine von heftigen Protesten gegen Korruption überschattete erste Amtszeit Anfang 2013 mit einem Rücktritt beendet, wurde jedoch Ende 2014 wiedergewählt. Unter seiner Minderheitsregierung hat sich das südosteuropäische Land politisch stabilisiert.

Sollte der Ministerpräsident nun wirklich vorgezogene Parlamentswahlen ansetzen, würde dies den armen EU-Staat erneut in eine unsichere Lage stürzen. Eigentlich läuft Borissows Mandat noch bis 2018.

Bei der Präsidentenwahl sind 6,8 Millionen Wähler zu den Urnen gerufen. Sie hatten die Wahl zwischen insgesamt 21 Kandidaten. Der Präsident hat in Bulgarien kaum politische Gewalt, sondern fast ausschließlich repräsentative Pflichten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung für Verbraucher: "Fatales Signal"
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...