Tesla Motors treibt den Ausbau seiner Produktion mit Hilfe deutscher Technologie voran. Der Elektro-Pionier übernehme den rheinland-pfälzischen Anlagenbauer Grohmann und lege damit den Grundstein für ein automatisiertes Fertigungszentrum in Deutschland, teilte der US-Konzern am Dienstag mit. Grohmann entwickelt, produziert und vertreibt Anlagen für die automatisierte Fertigung unter anderem in der Halbleiter-, der Elektronik- und der Automobilindustrie. Das Unternehmen setzte im vergangenen Jahr mit 790 Mitarbeitern 123 Millionen Euro um.
Am Grohmann-Sitz in Prüm und an weiteren neuen Standorten in Deutschland sollten im Lauf der kommenden zwei Jahre mehr als 1000 Stellen geschaffen werden, kündigte Tesla an. Zu Details der Übernahme äußerte sich die kalifornische Firma nicht. Auch blieb zunächst unklar, ob Grohmann seine bisherigen Kunden weiter beliefern wird, zu denen BMW und Daimler gehören.
Knapp 75 Prozent am Unternehmen gehörten bisher Unternehmensgründer Klaus Grohmann. Der börsennotierte Finanzinvestor Deutsche Beteiligungs-AG (DBAG) hielt nach eigenen Angaben 25,1 Prozent. Sie war bereits 1987 als Wachstumskapitalgeber eingestiegen. Damals war das Unternehmen gerade drei Jahre alt. Die DBAG erwartet aus dem Verkauf ihrer Beteiligung nach eigenen Angaben einen Gewinn im mittleren einstelligen Millionenbereich.
Tesla-Chef Elon Musk treibt die deutschen Autobauer mit ambitionierten Ankündigungen vor sich her. Binnen drei Jahren soll die Produktion von Elektroautos verzehnfacht werden. Erst kürzlich legte die kalifornische Firma den Grundstein für eine fünf Milliarden Dollar teure Batteriefabrik im US-Bundesstaat Nevada.
Die Technologie von Grohmann soll Tesla dabei helfen, die weltweite Produktion bis 2018 auf jährlich eine halbe Million Elektroautos zu steigern. Im laufenden Jahr peilen die Amerikaner zwischen 80.000 und 90.000 Fahrzeuge an. Dabei setzt das Unternehmen verstärkt auf Automatisierung. Tesla spricht in diesem Zusammenhang von einer „Maschine, die Maschinen baut“. Dadurch sollen die Kosten sinken und Elektroautos für eine größere Zahl von Kunden erschwinglich werden. Dank Rekordauslieferungen schrieb das Unternehmen im abgelaufenen Quartal erstmals seit mehr als drei Jahren einen Gewinn. Ende nächsten Jahres soll das günstigere neue Modell 3 an den Start gehen, für das es bereits rund 400.000 Vorbestellungen gibt.
Experten werten den Kauf von Grohmann auch als Anzeichen, dass Tesla zunehmend auf Hilfe bei der Expansion angewiesen ist. „Der Druck ist groß, die Ausweitung der Kapazitäten hinzubekommen“, sagt der Stefan Bratzel, der das Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach leitet. „Tesla hat gemerkt, dass das nicht so einfach ist, wie man sich das anfangs vorgestellt hat.“