Flughafen Frankfurt-Hahn ist weiter in den Verhandlungen. Der erste Anlauf ist spektakulär gescheitert: Der bereits unterzeichnete Verkauf des Flughafens Hahn an die chinesische Firma SYT ging im Sommer in Betrugsvorwürfen und Zahlungsversäumnissen unter. Jetzt verhandelt das Land Rheinland-Pfalz mit drei Interessenten, im Januar soll ein Deal spruchreif werden. Aber viele Fragen sind noch offen.
Wer will den Flughafen Hahn kaufen?
Die Namen der drei Bieter, die nun nach einer mehrstufigen Sichtung in die heiße Verkaufsphase eintreten, sind offiziell nicht bekannt. Als Grund der Vertraulichkeit nennt der Berater Martin Jonas: Die Verkaufsverhandlungen könnten erschwert werden, wenn die Käufer einander kennen. So viel aber ist bekannt: Es gibt Bieter mit Kooperationspartnern aus der Luftverkehrsbranche. Aus Kreisen bisheriger Interessenten für den Flughafen Hahn sind zwei Namen zu hören, die unter den drei verbliebenen Bietern sein sollen: die pfälzische ADC GmbH mit dem Geschäftsführer Siegfried Englert und dem chinesischen Unternehmen HNA als Partner sowie der chinesische Investor Jonathan Pang mit dem Regionalflughafen Schwerin-Parchim.
Wie lange werden die Verhandlungen dauern?
Die drei Bieter werden zu Verhandlungsrunden eingeladen, geplant sind jeweils mehrere Tage in Klausurberatungen. Dabei erwartet Berater Jonas, „dass wir uns im Laufe des Dezembers mehr und mehr auf einen Bieter zubewegen werden, wir werden zwei Bieter verlieren“. Im Januar könnte dann ein Kaufvertrag unterschrieben werden. Dieser muss dann von der EU-Kommission geprüft werden, auch der Plan für staatliche Beihilfen, die Brüssel noch bis maximal 2024 zugelassen hat. Auch soll der Verkauf in einem Gesetz verankert werden, über den dann der rheinland-pfälzische Landtag abstimmen muss.
Welchen Kaufpreis können die Gesellschafter erwarten?
Hier unterscheiden die Verkäufer zwischen dem reinen Angebotspreis als Bruttopreis und einem unterm Strich sich ergebenden Nettokaufpreis einschließlich variabler Bestandteile wie die Übernahme von Garantien und Verpflichtungen. Jonas gibt zu bedenken, dass sich die Eigentümer - zu 82,5 Prozent Rheinland-Pfalz und zu 17,5 Prozent Hessen - wegen der defizitären Lage der Flughafengesellschaft nicht gerade in einer komfortablen Verhandlungsposition befinden.
Kann der Betrieb bis zum Verkauf vor einer Insolvenz bewahrt werden?
Die laufenden Erträge der Flughafengesellschaft FFH reichen nicht aus, um alle Kosten zu decken - das Jahresdefizit beläuft sich auf 18 Millionen Euro. Um die Zahlungsfähigkeit sicherzustellen, soll es ab Mitte Dezember im Abstand von vier bis acht Wochen jeweils ein bis eineinhalb Millionen Euro aus einem Gesellschafterdarlehen des Landes geben. So kann die monatliche Zahlung der Gehälter für die mehr als 2000 Beschäftigten geleistet werden. Insgesamt stehen 34 Millionen Euro als Gesellschafterdarlehen bereit.
Werden auch künftig noch Billigflieger vom Hahn starten?
Die drei verbliebenen Bieter sind laut Berater Jonas an einer Fortführung des Flugbetriebs interessiert. Denkbar ist nach Darstellung von Aufsichtsratschef Salvatore Barbaro auch ein Modell mit einem eingeschränkten Flugbetrieb. Die irische Fluggesellschaft Ryanair hat ihren Abfertigungsvertrag am Hahn um fünf Jahre verlängert - das Unternehmen ist ein Hauptkunde auf dem ehemaligen US-Militärgelände, wo seit 1993 ein ziviler Flugbetrieb stattfindet. Ryanair setzte auch die Bezeichnung des Flughafens „Frankfurt-Hahn“ durch. Allerdings will die Airline künftig auch vom 120 Kilometer östlich gelegenen Flughafen Frankfurt am Main aus Ziele wie Mallorca oder Malaga anfliegen.