Politik

Ölkonzern OMV und russische Gazprom vereinbaren Milliarden-Deal

Der österreichische Ölkonzern OMV und der russische Energiemonopolist Gazprom haben ein milliardenschweres Tauschgeschäft fixiert.
14.12.2016 17:11
Lesezeit: 2 min

Der österreichische Ölkonzern OMV und der russische Energiemonopolist Gazprom haben laut Reuters ein milliardenschweres Tauschgeschäft fixiert. Das teilstaatliche Wiener Unternehmen werde künftig in Sibirien Gas fördern, während sich die Russen an der norwegischen Öl- und Gasförderung der OMV beteiligen. "Für uns ist das ein ganz besonderer Tag, wir haben hier eine ganz besondere Art der Kooperation mit Gazprom auf den Weg gebracht", sagte OMV-Chef Rainer Seele auf einer Pressekonferenz mit Gazprom-Chef Alexej Miller in Wien. Auch der Gazprom-Chef sprach von einem "sehr wichtigen und symbolischen Schritt" in der fast 50-jährigen Zusammenarbeit der Konzerne. Österreich war 1968 das erste europäische Land, das Gas aus Russland bezogen hat.

Vom Einstieg in den russischen Markt verspricht sich Seele vor allem deutlich niedrigere Produktionskosten als etwa in der Nordsee. Die OMV leidet derzeit unter dem niedrigen Ölpreis, der die Gewinne bei der Förderung von Öl und Gas stark schmälert. In einigen Ländern, wo die Kosten für die Produktion von Öl sehr niedrig sind, etwa in Lybien, stehen derzeit aufgrund von Unruhen die Förderanlagen still. Aus diesem Grund setzt der OMV-Chef große Hoffnungen auf das Geschäft mit der Gazprom.

Konkret sieht das Tauschgeschäft vor, dass die OMV dem russischen Energieriesen eine 38,5-prozentige Beteiligung an ihrer norwegischen Tochtergesellschaft OMV Norge anbietet. Im Gegenzug erhält Gazprom einen 25-Prozent-Anteil an Teilen des sibirischen Gasfeldes Urgengoy. Auf diese Eckpunkte haben sich die beiden Unternehmen geeinigt. Die finale Unterzeichnung soll bis Mitte 2017 über die Bühne gehen. Bis dahin müssen auch noch die behördlichen Genehmigungen eingeholt werden. Die Russen brauchen unter anderem grünes Licht von den Behörden in Norwegen. Der OMV-Chef rechnet allerdings mit keinen Problemen. "Wir haben keine Indikation, dass unser Deal, den wir hier heute unterzeichnet haben, nicht zustande kommt". Auch der Gazprom-Chef zeigte sich nicht besorgt. "In Russland sagt man, man soll Probleme dann lösen, wenn sie auftauchen. Im Moment haben wir dieses Problem nicht". Vor einigen Monaten hatte die Gazprom jedoch Bedenken geäußert, dass die Behörden in Norwegen nur für einen Anteil von unter 25 Prozent genehmigen könnten.

Der Tausch sieht vor, dass sich OMV an den Blöcken IV und V der so genannten Achimov-Formation des Urengoy-Gasfeldes beteiligen werde. Bei dem sibirischen Feld handelt es sich um eines der größten Gasvorkommen der Welt. In den nächsten 22 Jahren will die OMV dort insgesamt 900 Millionen Euro investieren. 40 Prozent der Ausgaben würden in den nächsten beiden Jahren anfallen, sagte Seele. Der Start der Produktion werde für 2019 erwartet. 2025 sollen in der Spitze dort mehr als 80.000 Barrel Öl pro Tag gefördert werden. Die Reserven der OMV würden sich damit bis zum Vertragsende 2039 um etwa die Hälfte oder um 560 Millionen Barrel Öläquivalent erhöhen.

Die beiden Konzerne liegen bei ihrem Deal im Zeitplan. Sie hatten angekündigt, bis Jahresende eine Basisvereinbarung zu fixieren. Grob hatten sich die beiden Firmen bereits im Vorjahr auf das Geschäft geeinigt. In einer Absichtserklärung wurde festgehalten, dass die OMV knapp 25 Prozent an einem Teil des sibirischen Öl- und Gasfelds Urengoy erhalten soll. Welche Vermögensteile die Österreicher im Gegenzug der Gazprom anboten, war bislang offen. Im Frühjahr gab die OMV nur bekannt, dass sie den Russen einen Anteil an ihrer Nordsee-Ölförderung anbietet. Vom politischen Umfeld wollte sich der OMV-Chef, der schon bei der BASF -Tochter Wintershall Geschäfte mit Gazprom machte, nicht beeinflussen lassen. Zwischen Russland und dem Westen herrschen aufgrund der Krisen in der Ukraine und in Syrien Spannungen. Wintershall ist ebenfalls an dem sibirischen Gasfeld beteiligt. Auch bei der BASF -Tochter erfolgte der Einstieg über einen Anteilstausch. Das politisch brisante Geschäft konnte nach einigen Verzögerungen 2015 unter Dach und Fach gebracht werden.

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