Politik

Russland und Türkei halten an Kooperation in Syrien fest

Russland und die Türkei wollen sich auch nach dem Mord am russischen Botschafter in Ankara nicht von einem gemeinsamen Weg in Syrien abbringen lassen.
20.12.2016 01:51
Lesezeit: 3 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Trotz des Mordes am russischen Botschafter in der Türkei werden sich die Außenminister Russlands, der Türkei und des Iran am Dienstag in Moskau treffen, um über das weitere Vorgehen in Syrien zu beraten.

Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu gab am Montagnachmittag über den Kurznachrichtendienst Twitter bekannt, dass bisher 20.000 Menschen aus Ost-Aleppo in die Gebiete, die von der „Opposition“ kontrolliert werden, evakuiert wurden.

Anna Glazova vom Russian Institute of Strategic Research (RISI) sagte der Nachrichtenagentur Tass: „Dieses Treffen wird ein neues Format der Verhandlungen über Syrien verkünden, an dem die Konfliktparteien in Syrien direkt beteiligt sei werden, und wo die US-Regierung keine direkte Rolle spielen wird (…) Russland beginnt damit, direkt mit den in Syrien kämpfenden militanten Kämpfern zu sprechen, die die Bereitschaft zeigen, ihre Waffen niederzulegen. In der Tat ist dies ein weitaus effektiveres und zuverlässigeres Format, das uns den Frieden näher bringt und das Land ohne überflüssige, leere und sinnlose Verhandlungen rekonstruiert.“

Zur aktuellen Syrien-Politik der USA sagt Glazova: „Die ausgehende US-Regierung versucht, Schritte zu ergreifen, die die ohnehin schlechte Situation weiter verschlechtern, während die künftige US-Regierung ihre Absicht zur Zusammenarbeit mit Russland in Syrien um im Nahen Osten im Allgemeinen erklärte. Dies hat Russland und allen Ländern der Region gezeigt, dass es in diesem Stadium keinen Sinn macht, mit den Vereinigten Staaten zu sprechen.“

RISIS-Analystin Jelena Suponina sagte der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik: „Russland hat das Unmöglich möglich gemacht und einen Dialog zwischen der Türkei und dem Iran aktiv herbeigeführt. Die Einigung in Bezug auf Aleppo ist ein erstes klares Zeichen dafür. Dies wurde aufgrund der Vermittlung Russlands erreicht.“

Am Dienstag sollen sich neben den Außenministern Russland, der Türkei und Iran, auch die Verteidigungsminister der drei Staaten in Moskau treffen, berichtet die Nachrichtenagentur Ihlas.

Der türkische Analyst Serhat Güvenç sagte Voice of America, dass das Verhältnis zwischen Russland und der Türkei immer noch gestört werden könnte. Diese Alternative käme dann in Betracht, wenn die türkische Armee und die syrische Armee sich in Nordsyrien gegenüber stehen würden. Güvenç wörtlich: „Nur unter der Bedingung, dass dies passiert, würde es im Vergleich zur vergangenen Abkühlung der Beziehungen zu einer noch schwereren Konfrontation zwischen Russland und der Türkei kommen. Wenn die Türkei und Syrien zu Provokationen zurückgreifen, würde das regionale Kriegspotenzial steigen.“

Russlands Präsident Wladimir Putin hat nach der Ermordung des russischen Türkei-Botschafters Andrej Karlow eine intensive Suche nach den Drahtziehern angekündigt. «Wir müssen wissen, wer die Hand des Mörders führte», sagte er nach Angaben der Agentur Interfax am Montag in Moskau. Als Antwort auf den Mord werde Russland seinen Kampf gegen den Terror verstärken. «Die Banditen werden es zu spüren bekommen.»

Putin ordnete die Bildung einer Ermittlergruppe an, die gemeinsam mit türkischen Behörden die Bluttat untersuchen soll. Der Mord sei eine Provokation, die das zwischenstaatliche Verhältnis stören soll.

Gemeinsam mit Außenminister Sergej Lawrow und den Geheimdienstchefs Sergej Naryschkin und Alexander Bortnikow beriet der Präsident über die weiteren Schritte. Ähnlich wie Putin äußerte sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan fast zeitgleich in einer TV-Ansprache.

Sondakika.com zitiert dem türkischem Außenminister Mevlüt Cavusoglu: „Dieser Anschlag zielt auf die türkisch-russischen Beziehungen ab. Sowohl die russische Seite als auch wir unterstreichen dies. Diese Art von hinterhältigen Anschlägen kann unsere Beziehungen nicht beschädigen. Ich möchte meinem Freund Sergej Lawrow und unserem befreundetem russischen Volk unser Beileid aussprechen“

The Independent zitiert den russischen Präsidenten Wladimir Putin: „Der Angriff auf den russischen Botschafter ist eine gezielte Provokation gegen die Fortschritte, die die Türkei und Russland in Syrien erreicht haben. Die Antwort darauf ist die Verstärkung des Kampfs gegen den Terrorismus.“ Die Türkei und Russland werden den Anschlag gemeinsam untersuchen, zitiert die TASS Putin.

Erdogan sagt nach Angaben von sondakika.com zum Anschlag: „Das ist eine Provokation, um die Normalisierung der Beziehungen zwischen Russland und der Türkei zu zerstören. Wir werden eine russisch-türkische Kommission zur Untersuchung des Anschlags einrichten.“

Die Türkei hat bestätigt, dass der russische Botschafter von einem ehemaligen Mitglied der türkischen Spezialkräfte der Polizei getötet wurde. Der Mann soll laut dem russischen Staatssender RT aus der Polizei entlassen worden sein, weil er verdächtigt wurde, mit dem Gülen-Netzwerk zusammengearbeitet zu haben. Die türkische Regierung hält die Gruppe des früheren Erdogan-Freundes Fetullah Gülen für verantwortlich für den Putschversuch und verfolgt sie als "Terrorgruppe".

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Berichterstattung von RT International: Der Sender brachte am Abend nach dem Mord zahlreiche Interviews mit US-Experten, die sich alle sehr negativ über die Türkei äußerten. Ihr Tenor: Erdogan habe die Islamisten stark gemacht, er habe sein Land nicht im Griff und könne die öffentliche Ordnung nicht sicherstellen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Tesla: Wie Elon Musk seine eigene Konkurrenz großzog
19.07.2025

Elon Musk wurde in China gefeiert, hofiert und mit Privilegien überschüttet – doch während Tesla half, Chinas E-Auto-Industrie...

DWN
Technologie
Technologie Lokale Rechenzentren: Auslaufmodell oder Bollwerk digitaler Souveränität?
19.07.2025

Cloud oder eigenes Rechenzentrum? Unternehmen stehen vor einem strategischen Wendepunkt. Lokale Infrastruktur ist teuer – aber oft die...

DWN
Panorama
Panorama Rentenvergleich: So groß ist der Unterschied zwischen Ost und West
19.07.2025

Im Osten der Republik erhalten Frauen im Schnitt deutlich mehr Rente als im Westen. Jahrzehntelange Unterschiede in der Erwerbsbiografie...

DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...