Die tunesischen Geheimdienste schlagen Alarm: Es drohe eine massenhafte Rückkehr tunesischer islamistischer Söldner in ihre Heimat, warnte die nationale Gewerkschaft der inländischen Geheimdienste am Sonntag in einer Erklärung. Wenn die Regierung diese nicht mit "außergewöhnlichen Maßnahmen" bekämpfe, drohe Tunesien zu einem neuen "Somalia" zu werden, hieß es weiter.
Bei Einsätzen im Irak, in Syrien oder in Libyen hätten die Dschihadisten eine militärische Ausbildung erhalten und könnten jegliche Arten von hochentwickelten Kriegswaffen bedienen, warnte die Gewerkschaft. Zurück in Tunesien könnten sich die Islamisten "Schläferzellen" anschließen. "Ihre Rückkehr zu akzeptieren (...) wird dazu beitragen, dass sich der Kreis des Terrorismus vergrößert", hieß es in der Erklärung.
Nach der Niederlage der zumeist von den Golf-Staaten unterstützten Söldner in Aleppo wurden tausende Kämpfer aus der Stadt gebracht. Es ist unklar, wohin sie ihr nächster Einsatz treibt. Einige dürften in die Türkei gehen, andere in ihre Heimatländer, wieder andere nach Europa.
Die Regierung müsse daher dringend "außerordentliche" Maßnahmen ergreifen, etwa den Entzug der Staatsangehörigkeit. Nach Angaben des Innenministeriums sind bereits 800 Dschihadisten in ihre Heimat zurückgekehrt. Nach Schätzungen einer UN-Arbeitsgruppe kämpfen mehr als 5000 Tunesier in extremistischen Söldner-Gruppen vor allem im Irak und in Syrien.
Am Samstag hatten hunderte Menschen vor dem Parlament in Tunis gegen eine Rückkehr von Dschihadisten in ihr Land protestiert. Mehrere Nichtregierungsorganisationen hatten zu der Demonstration aufgerufen, an der laut den Veranstaltern rund 1500 Menschen teilnahmen. Anlass waren Äußerungen von Präsident Béji Caid Essebsi, wonach die Behörden die Rückkehr von Dschihadisten nicht verhindern könnten.