Finanzen

Chinas Notenbank geht gegen Bitcoin-Börsen vor

Die chinesische Zentralbank erhöht den Druck auf die führenden Handelsplätze der Digitalwährung Bitcoin. Die Regierung in Peking treibt offenbar eine grundlegende Reform der Branche voran.
16.01.2017 02:50
Lesezeit: 2 min

Die chinesische Zentralbank geht gegen die drei weltweit führenden Handelsplätze für die Digitalwährung Bitcoin vor. Wie das Branchenmagazin CoinDesk.com am Freitag berichtete, habe die Notenbank weitreichende Änderungen bei Kreditgeschäften der Plattformen BTCChina, Huobi und OKCoin erwirkt. Die drei Plattformen wickeln derzeit etwa 98 Prozent des weltweiten Bitcoin-Handels ab.

„Seit dem 12. Januar 2017 hat BTCChina die Kreditgeschäfte eingestellt“, heißt es auf der Website der führenden Handelsplattform. Huobi veröffentlichte eine Erklärung, in der Sicherheitsbedenken geltend gemacht wurden: „Um die Marktstabilität zu erhalten, werden wir die Kreditdienstleistungen jederzeit in Bezug auf Marktfluktuationen und unsere Risikokontrollsysteme einstellen.“

Beobachter rechnen damit, dass die Bitcoin-Industrie von der chinesischen Regierung stärker reguliert werden wird. „Die gute Seite des Differenzhandels ist, dass es den Markt mit Liquidität versorgt. Die schlechte Seite ist, dass Investoren leicht Geld verlieren können“, sagt ein vom Finanzblog Zerohedge zitierter Analyst. Der Vorstoß der Regierung werde sich langfristig als positiv erweisen, weil es die nach wie vor vorherrschende starke Volatilität des Bitcoin-Handels mindere. „Ich denke es ist Zeit für entsprechende Gesetze und Regulierungen und eine standardisierte Industrie.“

Der Kurs des Bitcoin war am Freitag eingebrochen, als bekannt wurde, dass die chinesische Zentralbank gegen die Handelsplattformen ermittelt. Beamte der Zentralbank sowie der Stadtverwaltungen von Peking und Schanghai durchsuchten Büros von Bitcoin-Handelsplattformen, wie die Notenbank am Mittwoch mitteilte. Der Kurs sank umgehend um 15 Prozent, erholte sich am Donnerstag dann aber leicht - ein Bitcoin wurde für knapp 769 Dollar (729 Euro) gehandelt.

Ziel der Durchsuchungen sei herauszufinden, ob die Handelsplattformen die Auflagen für den Devisentausch, sowie im Kampf gegen Geldwäsche und Finanzrisiken einhalten, teilte die chinesische Zentralbank mit. Die Aktion schürt Befürchtungen, die Regierung in Peking werde aus Furcht vor Kapitalflucht ihre Kontrollen über den Bitcoin-Handel drastisch verschärfen.

Die virtuelle Währung hatte Anfang Januar kurz den Wert von 1100 Dollar überschritten und an einem neuen Allzeithoch gekratzt. Grund war nach Ansicht von Analysten wahrscheinlich tatsächlich, dass viele Chinesen Geld ins Ausland schaffen wollen - und es bei der Bitcoin-Währung bislang keine vom Staat festgelegte Obergrenze gibt.

Bitcoin gibt es seit 2009. Damals war die Währung lediglich ein paar Cent wert. Hinter dem virtuellen Geld steckt der Gedanke, eine Währung zu schaffen, die unabhängig von Staaten, Zentralbanken und der Geldpolitik ist. Erfunden wurde sie unter dem Eindruck der Finanzkrise. Befürworter von Bitcoin und virtuellen Währungen allgemein finden es gut, dass das Internetgeld nur von der Nutzer-Gemeinschaft beeinflusst werden kann und nicht von Zentralbanken oder Regierungen.

Das virtuelle Geld wird durch komplexe Verfahren berechnet; der Wechselkurs zu echten Währungen schwankt stark. Der Ruf von Bitcoin erlitt mehrfach Kratzer: Unter anderem verschwanden hunderttausende „Münzen“ von der Plattform MtGox, bei der Bitcoin in echte Währungen getauscht werden konnten. Zudem stellte sich heraus, dass unter anderem auf dem illegalen Online-Handelsplatz Silk Road Drogen mit Bitcoin gekauft wurden.

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