Eine große Mehrheit der Franzosen misstraut den staatlichen Behörden und Institutionen. In einer von der PR-Agentur Edelman durchgeführten weltweiten Umfrage belegt Frankreich damit den letzten Platz. 72 Prozent der befragten Franzosen gaben an, dass das institutionelle System sie betrügen würde, berichtet der US-amerikanische Sender CNBC. In Italien sei das Misstrauen ähnlich hoch.
„Immigration, Globalisierung und erodierende gesellschaftliche Werte seien maßgeblich für das schlechte Abschneiden verantwortlich und deuten eine negative Grundstimmung im Vorfeld der französischen Präsidentschaftswahlen in diesem Frühjahr an“, schreibt CNBC. Neben Frankreich und Italien fielen insbesondere auch die USA, Mexiko und Südafrika mit schlechten Umfragewerten auf.
Frankreichs scheidender Präsident Francois Hollande hat in seiner letzten Neujahrsansprache vor dem Nationalismus gewarnt. „Es gibt Momente in der Geschichte, wo sich alles dramatisch verändern könnte“, sagte er in seiner Rede. „Wir befinden uns in einem solchen Moment.“ Hollande griff die Politik des Front National an, ohne die Partei beim Namen zu nennen. Es sei unvorstellbar, dass sich Frankreich sich hinter Mauern verkrieche, zu einer nationalen Währung zurückkehre und „zwischen seinen eigenen Kindern aufgrund ihrer Herkunft“ Unterschiede mache. Das britische Brexit-Referendum und die Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten zeigten, dass Demokratie und Frieden „verletzlich und umkehrbar“ seien.
Front-National-Chefin Marine Le Pen wies die Kritik zurück. Das Brexit-Votum und die Wahl Trumps zeigten vielmehr, dass die Politik ihrer Partei „ein Teil des Flusses der Geschichte“ sei. Hollande habe ganz klar „die Entwicklung in der Welt und die tiefen Wünsche der Menschen“ nicht verstanden. Hollande hat angekündigt, bei der Präsidentenwahl 2017 nicht wieder antreten zu wollen. Le Pen dürfte Umfragen zufolge zumindest die zweite Runde erreichen.
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