Institutionelle Investoren aus der Volksrepublik China – allen voran die Zentralbank – haben im November den Verkauf von US-amerikanischen Staatsanleihen beschleunigt. Insgesamt verkaufte China Anleihen im Gesamtumfang von 66,4 Milliarden Dollar, berichtet Wolfstreet.com. Dies entsprach einer deutlichen Steigerung gegenüber dem Oktober, als Papiere im Wert von 41 Milliarden Dollar abgestoßen wurden. Insgesamt stießen ausländische institutionelle Investoren und Staaten im November US-Anleihen in der Größenordnung von 96 Milliarden Dollar ab.
Der chinesische Gesamtbesitz US-amerikanischer Staatsanleihen sank damit Ende November auf 1,049 Billionen Dollar, wie aus einem Bericht des amerikanischen Finanzministeriums hervorgeht. Der November war der sechste Monat in Folge, in dem sich China von amerikanischen Papieren trennte. Auf Sicht der vergangenen 12 Monate belaufen sich die Verkäufe auf über 215 Milliarden Dollar oder 17 Prozent der Bestände.
Der tatsächliche Umfang der Verkäufe dürfte allerdings noch höher ausgefallen sein, da ein Teil des Handels mit US-Treasuries von China über internationale Finanzplätze wie Hongkong, Irland oder die Schweiz abgewickelt wird.
Die Hauptursache der Verkaufskaskade dürfte in der Bereitschaft Pekings zur Unterstützung der Landeswährung Yuan liegen. Seitdem die US-Notenbank Federal Reserve einen Leitzinserhöhungszyklus einleitete, fließt viel Kapital aus China in den Dollarraum zurück, weil dort die Renditen durch die gestiegenen Leitzinsen ansteigen. Aufgrund des daraufhin einsetzenden Abwertungsdrucks auf den Yuan begannen wohlhabende Chinesen schon vor Monaten damit, ihr Geld außer Landes zu bringen, was von der Regierung zunehmend erschwert wird und was den Abwertungsdruck noch verstärkte.
Die Bekämpfung der Kapitalflucht ist auch der Hauptgrund dafür, dass die Fremdwährungsreserven der Volksrepublik – bei denen es sich mehrheitlich um US-Dollar handeln dürfte – kontinuierlich sinken. Im Dezember fielen sie um über 40 Milliarden Dollar auf jetzt insgesamt 3 Billionen Dollar. Im zweiten Quartal 2014 lagen die Devisenreserven noch bei 4 Billionen Dollar. Insgesamt zeigt sich demnach ein breit angelegter Rückzug Chinas aus amerikanischen Wertpapierpositionen.
Dem Finanzmarktexperten Jim Rickards zufolge könnten die Reserven schon in relativ kurzer Zeit aufgebraucht sein, sollte sich an der Geschwindigkeit der Kapitalflucht nichts ändern. „Etwa eine Billion der verbleibenden Reserven sind illiquide (zum Beispiel Hedgefonds-Investitionen des chinesischen Staatsfonds CIC). Eine weitere Billion muss als Sicherheitsreserve für einem möglichen Bailout chinesischer Banken aufbewahrt werden, welche viele ausfallgefährdete Kredite an Staatsbetriebe und Immobilieninvestoren in ihren Büchern haben. Deshalb bleibt etwa eine Billion, um die Währung zu verteidigen“, schreibt Rickards in einer Analyse.