Finanzen

EU wusste von mangelhaften Abgas-Tests und blieb untätig

Die EU wusste bereits lange vor dem Bekanntwerden des Skandals um VW, dass die Abgastests bei Dieselautos nicht stimmen.
26.01.2017 01:54
Lesezeit: 1 min

Die EU wusste offenbar schon lange vor Bekanntwerden des VW-Skandals, dass die von ihr geforderten Abgasnormen bei Dieselfahrzeugen von den Automobilherstellern nicht eingehalten werden. In einem internen Brief an das Büro der Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska hatte ein Beamter die Abgasnormen der EU-Kommission für Dieselfahrzeuge als „fast komplettes Versagen“ bezeichnet. Der Brief wurde im Juni 2015 geschrieben – drei Monate, bevor die Manipulationen des Volkswagen-Konzerns bekannt wurden. Dies hat der EUObserver recherchiert.

Die EU war offenbar bereit, dem Druck der Hersteller nachzugeben. Denn in dem Schreiben drängt der Beamte die EU-Kommission, die Bedenken der Automobilindustrie bezüglich der geplanten neuen Abgastests auf der Straße unter echten Fahrbedingungen zu „lindern“, berichtet der EUobserver.

„Die absoluten Emissionen von Nitrogenoxiden von Dieselfahrzeugen unter echten Fahrbedingungen haben sich trotz verschiedener Maßnahmen kaum verändert“, schreibt der Beamte mit Blick auf die Bemühungen der Kommission, den Ausstoß dieses Schadstoffes einzudämmen. „Auf der Straße stößt ein Euro 5-Fahrzeug pro Kilometer noch immer fast so viel Nitrogenoxid aus, wie ein Fahrzeug mit der Abgasnorm Euro 3.“

Die Automobil-Lobbygruppe ACEA habe Bedenken hinsichtlich der geplanten Straßentests der Kommission geäußert, heißt es in dem Schreiben. Diese kämen zu früh. Die Autobauer würden sich sehr darauf konzentrieren, die Abgaswerte in den vorgeschriebenen Labortests zu erfüllen, anstatt Dieselfahrzeuge herzustellen, die im alltäglichen Betrieb weniger Schadstoffe emittieren würden, schreibt der Beamte.

Um die Bedenken der Automobilbauer zu berücksichtigen, wurde deshalb vorgeschlagen, die Straßentests erst ab dem Jahr 2020 verpflichtend einzuführen. Dies würde zu einer „Schwächung der ursprünglichen Absichten“ der EU-Politik zu Abgasnormen führen, räumte der Beamte in dem Schreiben ein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...