Die Briten sollten sich nach Ansicht des früheren Premierministers Tony Blair gegen den Brexit "erheben" und den Austritt aus der EU verhindern. Die Bürger hätten für den Schritt gestimmt, ohne die Modalitäten zu kennen, sagte der Labour-Politiker am Freitag in einer Rede bei der Organisation Open Britain. Die Menschen hätten das Recht, ihre Meinung zu ändern. Die Regierung von Premierministerin Theresa May wolle einen Brexit um jeden Preis. Es sei an der Zeit, "sich zu erheben und das zu verteidigen, woran wir glauben", sagte Blair.
Blair war vor einigen Monaten im Zuge eines Untersuchungsberichts zum Irak-Krieg nach langer Zeit wieder ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zurückgekehrt: Ein Untersuchungsausschuss des britischen Parlaments war nach jahrelanger intensiver Ermittlung zu dem Ergebnis gekommen, dass Blair die britische Bevölkerung über den Krieg im Irak belogen hatte, um an der Seite der USA eine Militärallianz bilden zu können.
Premierministerin May hat angekündigt, den Austrittsantrag bei der EU bis Ende März zu stellen. Sie strebt einen klaren Schnitt mit der Union an, was auch einen Austritt aus dem Binnenmarkt bedeutet. Blair warnte nun auch vor einem Auseinanderbrechen des Königreiches. Die Argumente der schottischen Nationalisten seien heute glaubwürdiger als noch vor drei Jahren. Damals hatten die Schotten mit einer Mehrheit von 55 Prozent dafür gestimmt, die seit 1707 bestehende Union mit England beizubehalten und nicht unabhängig zu werden.