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Volkswagen wagt sich zum ersten Mal seit Bekanntwerden des Dieselskandals vor eineinhalb Jahren wieder an den europäischen Anleihemarkt. Das kündigte die Finanzierungs-Tochter Volkswagen International Finance am Mittwoch auf einer Telefonkonferenz mit Investoren an. Erwartet werden vier Euro-Bonds im Gesamtvolumen von bis zu fünf Milliarden Euro, die am Donnerstag begeben werden. Der Wolfsburger Autobauer hatte sich in der Zwischenzeit anders – und zum Teil teurer – finanziert.
Der Skandal, der den Konzern Milliarden an Strafen und Schadenersatzzahlungen kostet, hatte die Risikoaufschläge für unbesicherte Volkswagen-Papiere nach oben schnellen lassen. Bankern zufolge scheute der Konzern auch davor zurück, sich im Anleiheprospekt zu Einzelheiten der Abgas-Affäre äußern zu müssen. „Wir sind mit dem Dieselthema noch nicht ganz durch“, räumte der für die Refinanzierung zuständige VW-Manager Jörg Boche ein. „Es ist noch alles im Fluss, die Investoren sollten sich darauf einstellen, dass in den nächsten Wochen und Monaten weitere Informationen dazu veröffentlicht werden.“
Potenzielle Käufer auf dem Anleihemarkt runzelten die Stirn. „Die Präsentation war die kürzeste, die ich jemals gesehen habe, das Dieselthema kam darin praktisch nicht vor“, sagte ein Investor laut Reuters. Er habe eigentlich erwartet, dass sich angesichts der Vorgänge der Finanzvorstand selbst stellen würde und nicht nur der Treasurer.
Erwartet werden vier Tranchen im Volumen von insgesamt vier bis fünf Milliarden Euro, wie der Reuters-Informationsdienst IFR berichtete. Geplant seien eine zweijährige, variabel verzinste Euro-Anleihe und drei Bonds mit Laufzeiten von vier, sechseinhalb und zehn Jahren und einem festen Zinssatz. Im Vorfeld war über eine bis zu zehn Milliarden schwere Emission spekuliert worden. Noch in diesem Jahr wolle Volkswagen auch den Markt für Dollar-Anleihen testen, sagte Boche. Im zweiten Halbjahr könnten Hybridanleihen folgen.
Vor dem Skandal war VW einer der aktivsten Emittenten am Anleihemarkt gewesen. Doch seither war der Wolfsburger Autobauer auf forderungsbesicherte – also etwa mit Autofinanzierungen unterlegte – Wertpapiere (ABS) und Geldmarktpapiere ausgewichen. Finanzvorstand Frank Witter hatte die Rückkehr an den Bond-Markt bereits in der vergangenen Woche angedeutet: Er hatte gesagt, VW werde den teuren, 20 Milliarden Euro schweren Brückenkredit aus dem Juni 2016 nicht verlängern. An flüssigen Mitteln mangelt es dem Konzern nicht: Sein Liquiditätspolster ist im vergangenen Jahr sogar auf 27,2 von 24,5 Milliarden Euro angeschwollen.