Politik

Pentagon nervös: Trump bekommt Erdogan nicht in Griff

Türkei bombardiert Peschmerga, die mit Deutschland verbündet sind. (Dieser Artikel ist nur für Abonnenten zugänglich)
27.04.2017 00:36
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Türkei hat am Mittwoch im Nordirak und in Nordsyrien zahlreiche Stellungen der PKK und der von den USA unterstützten Kurden-Milizen der PYD bombardiert, berichtet die Washington Post. Dabei führten türkische Kampfjets Luftschläge aus. Nach Angaben des türkischen Militärs sollen sich die Luftschläge gegen Versorgungswege der PKK gerichtet haben, die die Terrororganisation nutzt, um Waffen, Munition und explosives Material in die Türkei zu schmuggeln. Die Nachrichtenagentur Anadolu berichtet, dass insbesondere das syrische Karaçok-Gebirge zwischen Qamischli und Hasaka bombardiert wurde. Die PKK nutze das Gebiet seit etwa zwei Jahren als militärisches Rückzugsgebiet. Zudem diene die Region als Verbindung zum Sindschar-Gebirge im Nordirak, das als weitere Hochurg der PKK gilt. Es sollen 70 Kämpfer der PKK und PYD getötet worden sein.

Das Pentagon ist verärgert über die Luftschläge gegen die PKK und PYD, da die Kurden-Milizen als Verbündete der USA angesehen werden. Major Adrian J.T. Rankine-Galloway sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten:

"Wir sind zutiefst besorgt darüber, dass die Türkei heute in Nord-Syrien und Nord-Irak Luftangriffe durchgeführt hat, ohne dass eine ordnungsgemäße Koordination mit den USA und der globalen Anti-ISIS-Allianz getroffen wurde. Wir haben unsere Sorge der türkischen Regierung gegenüber zum Ausdruck gebracht. Diese Luftangriffe wurden nicht von der Anti-ISIS-Allianz genehmigt und führten zum unglücklichen Verlust des Lebens unserer Partnerkräfte, einschließlich der kurdischen Peschmerga,  im Kampf gegen ISIS. Wir können auch die Bedenken der irakischen Regierung nachvollziehen und bekräftigen unsere Auffassung, dass militärische Aktionen im Irak die irakische Souveränität respektieren sollten. Angesichts des außerordentlich komplexen Schlachtfelds in diesen Gebieten ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Türkei und alle Partner, die eine Niederlage von ISIS bezwecken, eng zusammenarbeiten. Wir wollen den maximalen Druck auf ISIS ausüben und die Sicherheit des gesamten Koalitionspersonals im militärischen Einsatzgebiet gewährleisten. Wir erkennen die Bedrohung, die für die Türkei von der PKK ausgeht, aber die Türkei kann diesen Kampf nicht auf Kosten unseres gemeinsamen Kampfes gegen Terroristen verfolgen, die uns alle bedrohen. Wir bekräftigen die unerschütterliche US-Unterstützung für die Souveränität und territoriale Integrität des Iraks und fordern alle Länder der Region auf, dies genauso zu tun."

Doch der Sprecher des türkischen Außenministeriums Hüseyin Müftüoğlu weist den Vorwurf des Pentagons zurück. Die USA, die Anti-ISIS-Allianz und Russland seien vor den Luftangriffen über "diplomatische Kanäle" informiert worden, zitiert das türkische Außenministerium den Diplomaten.

Der russische Vize-Außenminister Gennady Gatilow reagierte etwas verhaltener auf die türkischen Luftschläge. Er sagte im Zusammenhang mit den türkischen Luftschlägen der Nachrichtenagentur Tass: "Natürlich beeinträchtigen alle militärischen Operationen die allgemeine Situation und insbesondere den Verhandlungsprozess. Ich weiß nicht, ob die Türkei Russland im Voraus über die militärische Operation in Kenntnis gesetzt hat."

Allerdings könnte der neuerliche Alleingang von Erdogan die Zusammenarbeit zwischen den USA und Russland voranbringen: Die Russen sind seit geraumer Zeit bestrebt, die Zügel anzuziehen und die Territorialansprüche der Türkei zu unterbinden. 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Aktienmärkte drehen ins Plus: Trump gibt im Zollstreit nach – aber nicht gegenüber China
09.04.2025

Die wirtschaftspolitische Linie des US-Präsidenten bleibt unklar. Gerade eingeführte US-Zölle werden plötzlich ausgesetzt – ein...

DWN
Politik
Politik Koalitionsvertrag von Union und SPD steht: Industriestrompreis kommt, Bürgergeld wird verschärft, Heizungsgesetz soll weg
09.04.2025

Nach intensiven Koalitionsverhandlungen steht der neue Koalitionsvertrag zwischen SPD, CDU und CSU fest. 45 Tage nach der Bundestagswahl...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Zwischen Rekordjagd und Rückschlagsgefahr – wie Anleger sich jetzt verhalten sollten
09.04.2025

Nach einem kurzen Rücksetzer bewegt sich der Goldpreis aktuell wieder in Richtung seines Rekordhochs. Die jüngsten Entwicklungen im...

DWN
Politik
Politik Koalitionsvertrag von Union und SPD: Wirtschaft sieht Licht und Schatten im Koalitionspapier
09.04.2025

Das Regierungsabkommen von CDU, CSU und SPD stößt in der Wirtschaft auf eine differenzierte Resonanz. Verschiedene Branchenvertreter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Diversitätsprogramme: Sollen sich deutsche Unternehmen Trumps Agenda anpassen?
09.04.2025

Deutsche Unternehmen sehen sich zunehmend mit einem schwierigen Dilemma konfrontiert, das sich mit jedem Tag weiter zuspitzt. Die Financial...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Azubi-Recruiting: Wie Unternehmen Auszubildende finden und was Personaler beachten sollten
09.04.2025

Der War of Talents existiert nicht nur bei der Gewinnung von qualifizierten Fachkräften, sondern auch bei der Suche nach passenden...

DWN
Politik
Politik Zollstreit mit Trump: EU stimmt für erste Gegenzölle auf US-Produkte - Levi’s, Rice Krispies und Brillo-Pads im Fokus
09.04.2025

Die EU ist bereit, Zölle von bis zu 25 Prozent auf Hunderte von US-Produkten zu erheben, darunter Nicorette-Kaugummi, Brillo-Pads,...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Kräftige Verluste zum Start in den Mittwochshandel - Trumps Zollpaket belastet
09.04.2025

Der DAX ist am Mittwoch mit kräftigen Verlusten in den Börsenhandel gestartet. Trumps zweites Zollpaket ist in Kraft getreten und erhöht...