Der russische Öl-Konzern Rosneft und sein Konsortium-Partner Trafigura können die Übernahme des indischen Ölriesen Essar Oil im Wert von 12,9 Milliarden Dollar noch nicht abschließen. Der Deal muss zunächst von den Gläubigern von Essar Oil genehmigt werden, berichtet der englischsprachige Dienst von Reuters. Essar Oil hat Schulden in Höhe von 5,5 Milliarden bei insgesamt 30 indische staatliche Banken und Finanzinstitutionen. Doch bisher wurde der Deal lediglich von 24 Banken genehmigt. Die Entscheidung von sechs weiteren Banken, die 500 Millionen Dollar der Schulden halten, steht noch aus, so Oilprice.com.
Eigentlich sollte der Deal Ende 2016 abgeschlossen werden. Nun wurde vereinbart, dass der Abschluss im Juni 2017 erfolgen soll, so Reuters. Rosneft droht Essar Oil mittlerweile mit einer Abänderung der Vertragsbedingungen, falls der Schuldenstreit mit den Gläubigern von Essar Oil nicht alsbald gelöst werden sollte. „Die Spannungen zwischen Rosneft und Essar sind sehr hoch“, sagte ein anonymer Branchenvertreter Reuters. Es handelt sich dabei bereits um die zweite Verschiebung des Deal-Abschlussdatums.
Obwohl einige der sechs Banken keinerlei Einspruchsverfahren eingeleitet haben und den Rechtsweg ausschließen, gestalten sich die Verhandlungen über Essar Oils Schulden kompliziert, weil einige der Schulden von der Muttergesellschaft von Essar Oil, Essar Global Fund, oder ihren Tochtergesellschaften aufgenommen wurden. Zu den Tochtergesellschaften von Essar Global Fund gehören Essar Hypermart, Essar Steel Algoma, Essar Steel, Essar Shipping und The MobileStore.
Rosneft nutzt die schwierige finanzielle Lage von internationalen Ölkonzernen, die durch den Ölpreisverfall ausgelöst wurde, um sich weltweit bei diversen Ölkonzernen einzukaufen, seine Anteile an ausländischen Ölkonzernen zu erhöhen oder diese zu übernehmen. Darunter sind auch diverse Ölförder-Projekte.
In Ägypten beteiligt sich Rosneft an einem Gasprojekt von Eni vor der Küste des Landes. Rosneft hatte für bis zu 2,8 Milliarden US-Dollar eine Beteiligung von bis zu 35 Prozent an dem Shorouk-Projekt erworben, so die Financial Times. Zu diesem gehört auch das Zohr-Gasfeld, dem bislang größten je entdeckten Gasvorkommen im Mittelmeer. In einem ersten Schritt kaufte Rosneft 30 Prozent, sichert sich aber eine Option bis Ende 2017 über weitere 5 Prozent. Das von Eni vergangenes Jahr entdeckte Gasfeld ist auch für andere Wettbewerber interessant.
Rosneft ist seit Januar 2017 direkt an den Raffinerien Bayernoil, PCK Schwedt und Miro Karlsruhe beteiligt. Mit der direkten Beteiligung an den drei Raffinerien in Bayern, Brandenburg und Baden-Württemberg kontrolliere Rosneft künftig zwölf Prozent der Kapazitäten in Deutschland, teilte der staatlich kontrollierte russische Konzern mit. Rosneft Deutschland wird damit zum drittgrößten Unternehmen auf diesem Markt in Deutschland.