Finanzen

Savona: In Italien wurden nicht die Banken gerettet, sondern die Sparer

Der frühere italienische Industrieminister Savona sieht die Banken-Aufsicht in der Pflicht, rechtzeitig und öffentlich vor Risiken bei Banken zu warnen.
28.06.2017 00:23
Lesezeit: 1 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Paolo Savona, Mitbegründer und erster Vorsitzender des italienischen Einlagensicherungsfonds FITD (Fondo Interbancario di Tutela dei Depositi) sowie ehemaliger Industrieminister Italiens, hält im Fall der beiden Krisenbanken Banca Veneto und Banca Popolare di Vicenza staatliches Eingreifen für gerechtfertigt und für nötig. Savona sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: "Seit Jahrzehnten ist davon die Rede, dass Banken auch pleite gehen können müssen. In der Regel lässt man dies jedoch nicht zu. Als man Lehman Brothers fallen ließ, führte das zu einer Tragödie von weltweitem Ausmaß. Das Problem ist, dass man oft zu spät reagiert – und dies ist auch nun bei den italienischen Banken der Fall. Die Kosten eines Eingreifens steigen dadurch beträchtlich."

Savona sagte, dass es darum gehe, die Sparer und Kleinanleger zu schonen und äußerte Kritik an der konkreten Ausgestaltung des Bail-in: "Allerdings werden ja nicht die Banken gerettet, also die Aktionäre, sondern die Sparer und Halter von Obligationen. Es ist richtig, dass man das macht. Denn die Insolvenzen sind das Ergebnis einer mangelnden Aufsicht und von Wirtschaftskrisen – die wiederum oft durch eine falsche Wirtschaftspolitik hervorgerufen wurden. Deswegen ist die europäische Direktive des Bail-in nicht nur falsch, sondern auch ungerecht: Am Ende zahlen die, die für die Krise keine Verantwortung tragen. Wenn die Sparer dafür verantwortlich gemacht werden sollen, müsste sie die Bankenaufsicht vorher über die Risiken informieren, die sie eingehen, wenn sie ihr Geld einer Krisenbank anvertrauen. Das aber macht man nicht, um einen Bank-Run zu verhindern. Und deswegen muss der Staat eingreifen."

***

Der Ökonom Paolo Savona warnte von Anfang an vor dem Maastrichtvertrag und der Einführung des Euro in Italien. Er war Mitglied der Banca d'Italia, Direktor des italienischen Arbeitgeberverbandes Confindustria, vom April 1993 bis zum April 1994 Industrieminister im Kabinett Ciampi, Mitbegründer und erster Vorsitzender des italienischen Einlagensicherungsfonds und ist ausgewiesener Währungsexperte mit zahlreichen Veröffentlichungen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dominanz auf Rädern: Warum der Lkw das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bleibt
23.04.2025

Während über grüne Logistik und die Renaissance der Schiene debattiert wird, bleibt der Lkw unangefochten das Rückgrat des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zukunft unter Druck: Die Wasserstoff-Fabrik von Daimler und Volvo gerät ins Stocken
23.04.2025

Mitten in der Energiewende setzen die Lkw-Riesen Daimler und Volvo auf Wasserstoff – doch der Fortschritt ihres Gemeinschaftsunternehmens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apple und Meta im Visier – Brüssel greift hart durch
23.04.2025

Apple und Meta sollen zusammen 700 Millionen Euro zahlen – wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das neue EU-Digitalgesetz. Die Kommission...

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Washington: Will Trump Fed-Chef Powell stürzen?
23.04.2025

Trump plant möglicherweise die Entlassung von Fed-Chef Jerome Powell – ein beispielloser Schritt, der die Unabhängigkeit der...

DWN
Finanzen
Finanzen „Krise ist die neue Normalität“ – Warum kluge Investoren jetzt gegen den Strom schwimmen müssen
23.04.2025

Volatilität ist kein Ausnahmezustand mehr, sondern System. Warum Investoren jetzt mit Besonnenheit, Disziplin und antizyklischer Strategie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitaler Produktpass: Was die EU plant und was das für Firmen bedeutet
23.04.2025

Die Europäische Union will Ressourcen schonen und Emissionen und Abfälle reduzieren. Dafür plant sie den sogenannten digitalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bierbrauer in der Krise
23.04.2025

Eigentlich feiern die Brauer am 23. April den Tag des deutschen Bieres. Doch auch in diesem Jahr sind die Perspektiven der Branche eher...

DWN
Politik
Politik Spar- und Investitionsunion: Brüssel will die unsichtbare Zollmauer einreißen – und den Finanzsektor revolutionieren
23.04.2025

Brüssels stille Revolution: Wie Kommissarin Albuquerque den europäischen Finanzmarkt neu ordnen will – und dabei an den Grundfesten der...