Der Kreditkarten-Konzern Visa versucht mit ungewöhnlichen Methoden, den Gebrauch von Bargeld in den USA zurückzudrängen. Wie das Wall Street Journal berichtet, bietet Visa Restaurants bis zu 10.000 Dollar an, wenn sie die Annahme von Bargeld künftig verweigern. Im Gegenzug wird Visa für Marketingkosten des Restaurants oder für die Umrüstung der Bezahltechnologie aufkommen.
Visas Verantwortlicher für das globale Geschäft mit Unternehmenskunden, Jack Forestell, bezeichnet die Aktion als „erste Salve“ auf dem „Weg in die Bargeldlosigkeit.“ Ab August werden 50 Restaurants ausgesucht, die an dem Programm teilnehmen dürfen.
Die Motive des Unternehmens sind alles andere als uneigennützig. „Kunden dieser Restaurants können dann nur noch mit Debit-Karten, Kreditkarten oder ihren Mobiltelefonen bezahlen. Im Gegenzug wird Visa die Aufrüstung der Bezahlsysteme des Restaurants übernehmen, damit die Kunden zukünftig nur noch etwa mit der kontaktlosen Bezahlmethode Apple Pay zahlen können“, schreibt das Wall Street Journal.
Bemerkenswert offen beschreibt das Wall Street Journal, dass die Zurückdrängung des Bargeld-Gebrauchs zu den Prioritäten des Vorstandsvorsitzenden Al Kelly gehört, weil Bezahlungen mit Bargeld dem Unternehmen beim Geldverdienen im Weg stehen. „Visa sieht Bargeld schon lange als einen seiner größten Wettbewerber und hat Schritte unternommen, um es zurückzudrängen. Das Bargeld abzuschaffen ist eine Priorität für den Vorstandsvorsitzenden Al Kelly, der das Unternehmen vergangenes Jahr übernommen hatte.“
Die Verantwortlichen bei Visa ärgert offenbar besonders, dass Bargeld auch in den USA noch immer die beliebteste Bezahlmethode darstellt. 32 Prozent aller Transaktionen entfielen 2015 auf Münzen und Scheine, verglichen mit etwa 27 Prozent für Debit-Karten und 21 Prozent für Kreditkarten, schreibt das Wall Street Journal. Weltweit hat der Umfang von Transaktionen mit Bargeld verglichen zu 2015 um rund 2 Prozent auf 17 Billionen Dollar zugelegt.
Interessant ist, dass Visa im Kampf gegen das Bargeld Unterstützung vom Konkurrenten Mastercard erhält. Der Präsident der Kreditkartengesellschaft versteht beispielsweise die Bargeldreform in Indien als Teil einer Digitalstrategie der Regierung. Der Vorstoß Modis sei „ein wichtiger Schritt, um Indien als globalen Führer im Bereich der bargeldlosen und digitalen Wirtschaft zu positionieren“, wird er von Bloomberg zitiert. Dem Ökonomen Norbert Häring zufolge hat die US-Regierung einen bedeutenden Anteil an der Bargeld-Reform in Indien.
Die Vorstöße für eine Abschaffung oder Einschränkung der Bargeld-Verwendung nehmen seit einigen Jahren weltweit merklich zu. Meist werden diese mit dem Kampf gegen Schwarzarbeit, Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung begründet. Dies erscheint zwar plausibel. Wahrscheinlich ist aber, dass die Forderungen nach einer Digitalisierung des Geldes weit weniger altruistische Gründe haben. In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, dass Bargeld die einzige Möglichkeit der Bürger darstellt, ihre Ersparnisse vor dem Zugriff der Staaten und Banken und etwaiger Sonderabgaben oder Vermögenssteuern zu schützen.