Finanzen

China fährt Investitionen in Deutschland zurück

Der Umfang chinesischer Investitionen in die deutsche Wirtschaft geht zurück, bleibt aber auf hohem Niveau.
23.07.2017 22:31
Lesezeit: 1 min

Nach dem Rekordjahr 2016 sind die Übernahmen und Beteiligungen chinesischer Unternehmen in Deutschland in den ersten sechs Monaten dieses Jahres zurückgegangen. Der Wert der Transaktionen lag bei 6,5 Milliarden Dollar (5,7 Milliarden Euro), wie eine Untersuchung der Unternehmensberatung EY ergab, berichtet AFP. Im Vorjahreszeitraum hatten chinesische Käufer mit fast 10,5 Milliarden Dollar noch weitaus mehr investiert.

Das Volumen der Übernahmen oder Beteiligungen durch chinesische Investoren erreichte damit allerdings das zweithöchste bislang gemessene Niveau für ein Halbjahr überhaupt. Der europaweit zweitgrößte Deal war den Angaben zufolge der etappenweise Einstieg des chinesischen Mischkonzerns HNA bei der Deutschen Bank, gefolgt vom Übernahmeangebot der Creat Group für die Biotest AG. Beide Geschäfte bewegen sich im Milliardenbereich.

Auch die Zahl der Übernahmen und Beteiligungen sank von 35 im ersten Halbjahr 2016 auf 25 im gleichen Zeitraum 2017. Die Entwicklung in Deutschland folge dem allgemeinen Trend in Europa – auch in Großbritannien, Italien und Frankreich gingen die Transaktionen zurück, wie EY mitteilte.

Die Shoppingtour chinesischer Firmen in Europa gehe zwar weiter, die Aktivitäten pendelten sich aber langsam wieder auf Normalmaß ein, erklärte Alexander Korn von EY. Chinesische Unternehmen schauten sich Übernahmekandidaten inzwischen viel genauer an. Interessiert seien sie vor allem an Zukunftstechnologien. „Für chinesische Manager ist und bleibt Deutschland ein Premium-Standort und zumindest im industriellen Bereich das attraktivste Investitionsziel in Europa“, erklärte Yi Sun von EY. Zusätzlich rückten auch mögliche Ziele in den Sektoren Energie und Pharma mehr in den Fokus, weil es in China in diesem Bereich großen Nachholbedarf gebe.

Rekordwerte bei Übernahmen durch chinesische Unternehmen erwartet EY vorerst nicht. „Es gibt inzwischen eine Reihe limitierender Faktoren“, sagte Yi Sun. „Auf der europäischen und insbesondere auf der deutschen Seite werden chinesische Offerten für Technologieführer kritisch begleitet, weil ein Ausverkauf wichtiger Technologien befürchtet wird.“ Die Bundesregierung verstärkte erst vorige Woche ihr Vetorecht gegen die Übernahme strategisch wichtiger Unternehmen.

Die Regierung in Peking versucht angesichts einer in der jüngsten Vergangenheit herrschenden Kapitalflucht, Investitionen im Ausland stärker zu reglementieren. Aktien des Einzelhandelsunternehmens Suning Commerce etwa gaben am Mittwoch um fast drei Prozent nach. Hintergrund war ein Bericht des Staatsfernsehens, in dem der Kauf des Fußballclubs Inter Mailand im vergangenen Jahr durch Suning als Beispiel für „unvernünftige“ Übernahmen im Ausland genannt wurde. Bereits am Montag wurde bekannt, dass die chinesischen Aufsichtsbehörden Banken angewiesen haben, dem Immobilienkonzern Dalian Wanda für mehrere Auslandsgeschäfte kein Geld zu leihen.

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